Täglicher Blog von der Vollversammlung der Bischöfe

"A Priori" – ein bischöflicher Wein und ein Hintergrundgespräch

"Mit über 900 Jahre Geschichte ist das bischöfliche Weingut einer der ältesten Weingüter im Rheingau. Die Weine in ihrer aromatischen Vielfalt bilden die Rüdesheimer Böden ab". Johannes Schröer blickt auf Bischöfe und Weine.

Autor/in:
Johannes Schröer
Bischöfliches Weingut Rüdesheim / © Johannes Schröer (DR)
Bischöfliches Weingut Rüdesheim / © Johannes Schröer ( DR )

Weine, die Böden abbilden, das ist schon ungewöhnlich, wie kreativ ein Wein sein kann. Aber beim abendlichen Wein vom Bischöflichen Weingut Limburg sind wir noch lange nicht, denn wir fangen am frühen Morgen an, bei der Messe in der Kapelle des Tagungshauses, und wo das Wort ‘ungewöhnlich‘ schon gefallen ist, greifen wir es doch gleich auf.

Da sind sechzig ältere weiße Männer in schwarzer Kleidung, die miteinander ein Ritual feiern, Frauen verboten, das heißt nicht ganz verboten, zwei Frauen dürfen zur Lesung vorbeischauen und ein Lied vorsingen. Das ist jetzt auch nicht weit entfernt vom ‘Blumen für den Altar pflücken‘, wie es sich für eine Magd gehört.

Die Predigt handelt dann auch von der Magd Gottes, von Maria, die bis unters Kreuz durchgehalten hat, ein echtes Vorbild für alle Frauen. Wenn man es nicht besser wüsste, müsste man diese Messe für spooky oder sehr ‘aus der Zeit gefallen‘ halten, ein Männerbund, eine Verschwörung von älteren Mannsbildern, die hier Brot und Wein in Fleisch und Blut verwandeln, sagen sie. Ich meine, jetzt mal ganz von außen betrachtet, das ist schon bizarr oder aber: es ist katholische Kirche.

Eine bischöfliche Murmelgruppe bei der Vollversammlung in Wiesbaden; u. a. mit Bischof Feige, Magdeburg (zweiter von links) und Erzbischof Stephan Heße, Hamburg (ganz rechts) / © Johannes Schröer (DR)
Eine bischöfliche Murmelgruppe bei der Vollversammlung in Wiesbaden; u. a. mit Bischof Feige, Magdeburg (zweiter von links) und Erzbischof Stephan Heße, Hamburg (ganz rechts) / © Johannes Schröer ( DR )

Danach Frühstück, danach Tagung, heute auch in bischöflichen Murmelgruppen. Beeindruckend ist es zu sehen, wie sich die hohen geistlichen Herren auf die gruppendynamischen Spielereien einlassen, wie sie sich in wild gemischten Kleingruppen um Tische scharen und dann diskutieren. Ist das ein guter Schritt, sich zu versöhnen? Es hat den Anschein – oder?

Tagungsort der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod / © Johannes Schröer (DR)
Tagungsort der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz Wilhelm-Kempf-Haus in Wiesbaden-Naurod / © Johannes Schröer ( DR )

Und wenn man dann noch gegen 19 Uhr ums Tagungshaus schleicht und einem aus den Fenstern der Kapelle lateinische Psalmen entgegenwehen, wenn alle Bischöfe gemeinsam singen und beten, dann ist das durchaus erhaben. Geht doch, denke ich, bei allen Streitereien klappt es doch auch gemeinsam ganz gut - beim Singen und Beten ist man sich einig.

Apropos versöhnen, bevor ich jetzt Ärger bekomme, weil ich gestern behauptet habe, die Pressestelle der Bischofskonferenz habe das Hintergrundgespräch mit Bischof Georg Bätzing abgesagt, muss ich jetzt richtigstellen: es hat stattgefunden, es gab ein Hintergrundgespräch.

Kunstwerk des Drachentöters Georg vor dem gleichnamigen Sitzungssaal / © Johannes Schröer (DR)
Kunstwerk des Drachentöters Georg vor dem gleichnamigen Sitzungssaal / © Johannes Schröer ( DR )

Am frühen Abend rückte die Pressestelle damit heraus. Vielleicht hat sie nur gedroht und die schwarze Pädagogik einer drakonischen Maßnahme aus dem Sack geholt, um allen zu sagen, ja, es ist uns ernst, wenn ihr, liebe Journalisten, die Vertraulichkeit eines Hintergrundgespräches nicht einhaltet, dann müsst ihr eben ganz drauf verzichten. Die Botschaft ist angekommen, das Hintergrundgespräch fand statt. Im Saal des Drachentöters Georg, denn Georg ist der Patron des Bistums Limburg und auch Bischof Bätzing heißt Georg.

Schwierig jetzt über das Hintergrundgespräch zu schreiben, denn … siehe oben. Also es war lehrreich, den Bischöfen Bätzing, Gerber, Overbeck, Neymeyr, Losinger und Wübbe zuzuhören, offen standen sie Rede und Antwort – unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Schade nur, dass niemand aus den vier Bistümern da war, die den Reformen des synodalen Weges sehr skeptisch gegenüberstehen. Es wäre interessant gewesen, auch ihre Position zu hören und vor über 30 Journalisten hätte es sich auch für sie gelohnt, sich verständlicher zu machen. So blieb die Deutungshoheit ausschließlich bei den Reformern.

Um mögliche Reformen ging es dann auch, was spannend war, besonders wenn es um die Konflikte mit dem Vatikan ging … aber halt, das Gespräch war ein Hintergrundgespräch, vielleicht nur so viel: es hat Hoffnung gemacht, dass es doch noch weitergehen könnte – mit der katholischen Kirche, dass es nicht bei verschwörerisch wirkenden Messen alter weißer Männer in schwarzer Kleidung bleiben könnte, dass es bunter wird, zum Glück bunter, dass man nicht mehr die Hälfte der Menschheit, alle Frauen, verjagt. Es gibt Bischöfe die sich leidenschaftlich dafür einsetzen, die Welt, so wie sie ist, nicht ganz aus dem Blick zu verlieren. Darauf einen Wein, und zwar den besten Wein des Rheingaus, den bischöflichen Wein.

Denn was haben die Bistümer Limburg und Trier gemeinsam? Sie sind die einzigen Bistümer mit eigenen Weingütern. Der Limburger Wein schmeckt köstlich. Wie er genau heißt? "A priori". Na, wenn da nicht der Heilige Geist im Spiel ist, denn wer ist sonst "A Priori", doch nur der "Spiritus Sanctus". Zum Wohl.

 

Quelle:
DR