Täglicher Blog von der Vollversammlung der Bischöfe

Der Heilige Geist wird Überstunden machen müssen

Die Überforderungen des Heiligen Geistes, ein joggender Bischof und ein Chefdiplomat, der Frauen im Weiheamt sehen will. Oder doch nicht? Die anderen Highlights aus den Vordergründen und Hintergründen der Herbstvollversammlung.

Autor/in:
Johannes Schröer
Bischofsraute / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischofsraute / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Kein leichter Job. Der Heilige Geist wird Überstunden machen müssen

Eines können Sie mir glauben, es ist nicht vergnügungssteuerpflichtig, Heiliger Geist zu sein. Der Arme wird auf der Weltsynode in Rom Schwerstarbeit leisten müssen. Er ist der "Big Player", von dem sich alle alles versprechen. Wie wird er das nur lösen? Auf der Bischofskonferenz haben sich fünf Bischöfe den Fragen der Journalisten gestellt – fünf Bischöfe, die alle nach Rom zur Weltsynode berufen sind, und deren Anliegen und Vorstellungen von Kirche und Leben himmelweit auseinanderliegen. Die Vertreter des synodalen Reformwegs und die Gegner. Nun hoffen alle auf den Heiligen Geist, der in Rom alles richten und alle retten soll. Wie ihm das gelingt? Fragen Sie ihn doch selbst. Vielleicht in einem Hintergrundgespräch?

Sportlich und leichtfüßig

"Gib den Boten Kraft und Mut / Glauben, Hoffnung, Liebesglut". Sonne der Gerechtigkeit. Kräftig gesungen haben sie heute Morgen, die 60 Bischöfe in der Frühmesse. Auf dem Weg dorthin kam uns in der Morgendämmerung ein Dauerläufer in Turnhose und orangefarbenem T-Shirt entgegen, sportlich sah er aus und leichtfüßig. Der Essener Ruhrbischof Franz Josef Overbeck. Im Berlin Marathon wäre er unter den Läufern ganz vorn nicht aufgefallen. Aber ob er es nach der Morgenrunde noch zur Frühmesse geschafft hat, das verraten wir nicht.

Kardinal Marx hat gepredigt. "Die Kirche muss sich fragen, ob sie den Kreis der Menschen, die zum Priesteramt zugelassen werden, öffnen müsse", hat er gesagt. Wenn er einen ersten Preis verdient hat, dann den des Chefdiplomaten. Denn nach der Messe wird im Pressezentrum unter den Journalisten heftig diskutiert, was hat er wohl gemeint? Dass auch verheiratete Männer Priester werden dürfen? Oder Frauen? Dürfen wir das schreiben? Kardinal Marx fordert Priesterweihe für Frauen! Gesagt hat er das nicht – und dann doch irgendwie. Er ist ein erfahrener schlauer Fuchs, der Kardinal Marx, und natürlich glaubt auch er an den Heiligen Geist, der alle gordischen Knoten des Missverstehens durchschlagen wird.

"Wir Bischöfe reden zu viel, wir sollten öfter zuhören"

Es sind einzelne Sätze aus Gesprächen und Pressekonferenzen, die mir im Ohr hängen bleiben. Der Marx-Satz aus der Predigt gehört dazu. "Die seelsorgliche Begleitung von Menschen muss immer in die Freiheit führen und nicht in die Abhängigkeit", hat der neue stellvertretenden Vorsitzende der Bischofskonferenz Bischof Michael Gerber gesagt und: "Wir dürfen den Geheimnischarakter Gottes und den Geheimnischarakter des Menschen nie ausblenden". Ein Plädoyer für die Offenheit des Glaubens. Sympathisch. "Wir Bischöfe reden zu viel, wir sollten öfter zuhören," sagt Bischof Felix Genn. Es sind aber auch andere Sätze, die lange nachhallen. "Ich sehe den synodalen Weg kritisch, weil er die Polarisierungen zwischen der Kirche in Deutschland und Rom und innerhalb der Gläubigen verstärkt hat", sagt der Passauer Bischof Stefan Oster. Man könnte ihm entgegnen, dass der synodale Reformweg die Polarisierungen, die längst da waren, endlich offengelegt und benannt hat. "Wir müssen lernen mit den Polarisierungen in der Kirche umzugehen", sagt Bischof Michael Gerber.  

Mammutaufgabe: Meinung des jeweils anderen retten

Am Samstag bricht Gerber gemeinsam mit Weihbischof Udo Markus Bentz und 35 Jugendlichen nach Rom auf, um im Vorfeld der Weltsynode Gespräche zu führen, die Meinung der jungen Menschen soll gehört werden. Man wolle auch gemeinsam in Rom für die Weltsynode beten, sagt er.

 "Beten sie für uns", sagt am Ende unseres Gesprächs auch Bischof Oster. Das wollen wir tun, zum Heiligen Geist wollen wir beten, dass er seine Mammutaufgabe anständig schultert, auf dass es ihm auf der Weltsynode gelingt, den Gläubigen Empathie für den anderen einzuflüstern, so dass, wie Ignatius von Loyola in seinen Geistlichen Übungen empfiehlt, jeder sich bemühen möge, die Meinung des jeweils anderen zu retten.

Quelle:
DR