DOMRADIO.DE: Wie haben Sie die Bewohner und Bewohnerinnen auf diese riesige Evakuierung vorbereitet?
Michaela Kiewardt (Leiterin der stationären Pflege des Caritas-Verbandes für die Stadt Köln, Altenzentrum St. Heribert): Wir haben die Bewohner schon seit der Information am Montagnachmittag langsam und sorgsam auf die Evakuierung am Mittwochmorgen vorbereitet.
Am Dienstag haben wir dann konkretisiert, wo es hingeht, mit wem es zusammen in die Einrichtungen geht, sodass die Bewohner und Bewohnerinnen sich da zurechtfinden konnten und auch Ängste und Sorgen genommen werden konnten.

DOMRADIO.DE: Bewohnerinnen und Bewohner über 80 Jahre haben eventuell auch noch Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg. War das im Vorfeld ein Thema in den Gesprächen?
Kiewardt: Das war nur bedingt ein Thema. Für den Prozess war es eher förderlich, weil diesen Bewohnern und Bewohnerinnen dann die Notwendigkeit sehr deutlich war, die Einrichtung zu verlassen und die Gefahr bewusst war. Sie waren froh, mit uns in eine sichere Umgebung zu kommen.
DOMRADIO.DE: Wie aufwendig ist so eine Evakuierung? Was mussten Sie alles bedenken?
Kiewardt: Organisatorisch ist natürlich einiges zu bedenken, wobei wir da in Köln schon ein wenig Routine haben und auch unseren internen Ablauf haben, an dem wir uns gut orientieren können. Die ganze Logistik muss natürlich organisiert werden. Die Mahlzeiten müssen da sein, die Hilfsmittel für die Bewohnenden müssen da sein. Lieblingsstücke, die sie gut durch den Alltag bringen, müssen mitgenommen werden.

Neben aller Logistik ist es uns auch ganz wichtig, dass die Bewohner in ihren sozialen Bezügen evakuiert werden.
Das heißt, wir haben auch immer versucht, Hausgemeinschaften in der Gänze in die andere Schwestereinrichtung mit ihren Bezugspflegepersonen zu überbringen, sodass da auch größtmögliche Sicherheit und Vertrauen in der bisher noch unbekannten Umgebung herrschen konnte.
DOMRADIO.DE: Gab es da auch Schwierigkeiten oder ist alles komplett reibungslos abgelaufen?
Kiewardt: Nein, Schwierigkeiten gab es in der Form gerade bei der Hinführung gar nicht. Die Bewohnenden waren eher ein bisschen aufgeregt, aber auch freudig, da unsere Mitarbeitenden des Sozialen Dienstes sich für diesen Nachmittag schöne Einzelaktionen überlegt hatten, wie einen Kino-Nachmittag oder einen Besuch eines Gartens, wo man auch etwas arbeiten konnte, was in St. Heribert aufgrund der Lage nicht möglich ist.
Oder ein spezielles Musikangebot, mit dem auch schon in der Busfahrt angefangen wurde. Das waren wirklich ganz tolle Ideen von den Mitarbeitenden, um den Bewohnern die Evakuierung zu erleichtern.
DOMRADIO.DE: Das heißt, die Stimmung bei den Bewohnerinnen und Bewohnern war wohl in Ordnung. War sie das auch bei den Mitarbeitenden?
Kiewardt: Es war eine durchweg gute Stimmung. Zum Abend hin wurden natürlich langsam alle etwas müde. Das hat dann dafür gesorgt, dass sich tatsächlich auch ein Bewohner in einer Einrichtung eine ruhigere Ecke gesucht hat, um sich ein bisschen zurückzuziehen. Aber auch den konnten wir noch motivieren, dass es wieder ins eigene Zimmer zurückgeht. Und so ging auch die Rückführung gut über die Bühne.

DOMRADIO.DE: Das heißt, gestern Abend sind alle wieder zurückgekehrt?
Kiewardt: Ja, es war zwar dann sehr spät, es war gut 23 Uhr, bis wir wirklich alle wieder zurück hatten, aber die Mitarbeitenden waren auch motiviert, sind teilweise nochmal aus dem Feierabend gekommen, um die Kollegen, die schon müde waren, zu unterstützen, sodass die Bewohner dann auch zeitnah in ihr Bett konnten.
Das Interview führte Tobias Fricke.