Sexskandale schockieren katholische Kirche in NRW - Bistümer reagieren prompt

Vor Abgründen nicht gefeit

Zwei Skandalmeldungen aus deutschen Bistümern an einem Tag: Wegen des Besitzes von Kinderpornografie hat das Erzbistum Paderborn einen Bielefelder Priester beurlaubt. Und ein katholischer Priester aus Bottrop ist wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch von Kindern verhaftet worden. Die Ermittlungen stünden kurz vor dem Abschluss, sagte Oberstaatsanwalt Willi Kassenböhmer am Mittwoch in Essen. Auch dieser Verdächtige ist umgehend beurlaubt worden.

 (DR)

Im Falle des Verdächtigen Bielefelder Pfarrers werde Erzbischof Hans-Josef Becker erst nach Abschluss der staatsanwaltlichen Ermittlungen entscheiden, "inwieweit der Pfarrer in den Dienst zurück kann", sagte Pressesprecher Ägidius Engel am Dienstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Paderborn. Je nach Ausgang des Verfahrens könnten die Maßnahmen "von der Ermahnung bis zur Entfernung aus dem Klerikerstand" reichen.

Der Sprecher betonte, nach bisherigen Erkenntnissen handele es sich nicht um einen Missbrauchsfall, der Erzbischof habe den Geistlichen bereits im November beurlaubt und mit ihm persönlich gesprochen, nachdem bei der Diözese und der Polizei der Hinweis eines Zeugen eingegangen sei. Auf der Computerfestplatte des 49 Jahre alten Geistlichen waren 250 kinderpornografische Bilder entdeckt worden, wie die Staatsanwaltschaft Bielefeld mitteilte. Der Geistliche soll nun vernommen werden.

Bistum Essen: Schnelle Reaktion
Im Falle des katholischen Priesters aus Bottrop erwartet Oberstaatsanwalt Willi Kassenböhmer in Kürze mit der Anklageerhebung gegen den Mann, der zurzeit in Untersuchungshaft sitzt. Ausgangspunkt der Ermittlungen sei eine Anzeige gewesen. Nach Angaben des Essener Bistums wurde der Beschuldigte von Ruhrbischof Felix Genn umgehend beurlaubt. "Sobald wir Kenntnis von einem solchen Verdacht erlangen, wird der Bischof sofort den Priester oder Mitarbeiten beurlauben. So ist es auch unmittelbar nach Bekanntwerden in diesem Fall geschehen." betonte Ulrich Lota, Sprecher des Bistums Essen im domradio-Interview. Gegen den Priester werde auch ein kirchenrechtliches Verfahren eingeleitet. Es gebe, wie in allen deutschen Diözesen, eine Verfahrensordnung, nach der nun vorgegangen wird.
Der Theologe wehre sich allerdings gegen die Vorwürfe.

Besonders schämen
Vor wenigen Wochen hatte der Hamburger Weihbischof Hans-Jochen Jaschke dazu aufgerufen, das Thema sexuelle Gewalt in der Kirche rückhaltlos zu behandeln. "Schweigen darf nicht der richtige Weg sein", forderte Jaschke Mitte Mai beim Katholikentag in Osnabrück. Es reiche nicht, pädophile Priester zu versetzen; sie müssten ihres Dienstes enthoben werden, so der Weihbischof. Sexueller Missbrauch sei auch in der Gesellschaft ein Tabuthema, doch müsse sich die Kirche für derartige Verfehlungen besonders schämen. "Wir, die wir auf einem hohen moralischen Podest stehen. Das ist furchtbar", betonte er.

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