DOMRADIO.DE: Mit der Messe in St. Paul vor den Mauern ist zumindest offiziell die Ministrantenwallfahrt 2025 des Erzbistums Köln zu Ende gegangen. Herr Schwaderlapp, was war denn Ihr persönliches Highlight dieser Wallfahrts 2025 in Rom?
Tobias Schwaderlapp (Diözesanjugendseelsorger für das Erzbistum Köln): Das Gloria in der Abschlussmesse eben. Es war zwar kein richtiges Gloria-Lied, aber ein Worship-Lied. Irgendwie ist es eben in mir ausgebrochen. Ich musste dabei richtig weinen. Es war eine sehr gute Atmosphäre in der Kirche, alle haben mitgesungen. Es bewegt, zu wissen, dass wir hier einen Moment mit 2.000 Leute haben, der hoffentlich weit trägt.
DOMRADIO.DE: Weit tragen bis nach Hause soll auch die Wallfahrt. Sie haben in der Ansprache vor der Predigt Weihbischof Steinhäuser gefragt: "Wie kann man diese Freude und Begeisterung aus Rom in den Alltag übernehmen?" Haben Sie von ihm jetzt eine Antwort bekommen, die Sie weitergeben können?
Schwaderlapp: Da muss jeder seine eigene Antwort finden. Ich kenne das von Großveranstaltungen, wie zum Beispiel einem Weltjugendtag oder einer Ministrantenwallfahrt: Man kommt wieder zu Hause im Alltag an und kann nicht richtig erzählen und vermitteln, was man da erlebt hat, weil es eine Atmosphäre, eine Gesamtsituation beinhaltet, die kaum zu übermitteln ist. Deshalb bin ich umso dankbarer, wenn Dinge im Internet oder im Fernsehen übertragen werden. Dann bekommt man zumindest einen Eindruck.
Mir ist es wichtig und dazu hatte ich auch eingeladen, sich einmal Gedanken zu machen, was ich tief in der Schatzkammer meines Herzens an Momenten vergrabe, die mir in dieser Woche kostbar gewesen sind. Diese mir einmal bewusst vor Augen führen und sie bewusst in mein Herz einzugliedern. Dann kann ich nur raten, ein Tagebuch zu führen, ein paar Fotos auszudrucken. Sodass man es schafft, eine lebendige Erinnerung wach zu halten. Es ist wichtig, die Gemeinschaft, die man hier gefunden hat, zu vertieften und zu Hause weiterzupflegen.
DOMRADIO.DE: Das Motto der Wallfahrt ist: "Segel setzen, Kurs ändern". Sie haben mit vielen jungen Menschen gesprochen. Welche Impulse gehen von Rom aus, was die Zukunft der Kirche angeht?
Schwaderlapp: Ich glaube, es ist offensichtlich, dass einfach weitermachen wie bisher, nicht mehr ordentlich trägt. Das heißt, wir brauchen eine neue Form und auch eine neue Sprache. Auch eine neue Form der Ansprache für das Evangelium, welches bei uns im Land, in unserer Kultur fremd geworden ist. Generell müssen wir in der westlichen Kultur das erstmal neu für uns selbst entdecken und uns fragen: Was ist eigentlich der Reichtum, den man aus dem Glauben schöpft? Und wie kann man ihn in aller Freiheit einer Welt anbieten, die ihn noch gar nicht kennt.
Es geht nicht darum an den Straßenecken zu stehen und zu missionieren. Es geht auch nicht um bloße Sprüche. Es geht darum in der Vielfalt der Sinnangebote, die unsere Gesellschaft hat, selbstbewusst und gleichzeitig bescheiden zu sagen: Ich bin überzeugt, das hier ist das, was am weitesten trägt. Das zu sagen, erfordert, dass ich das erstmal für mich entdecke. Meine Hoffnung ist, dass so eine Ministrantenwallfahrt einen Beitrag dazu leisten kann, diesen Reichtum für sich zu entdecken. Damit man dann in angemessener Form davon erzählen kann.
DOMRADIO.DE: Die letzte Frage habe ich Ihnen halb vorformuliert: Ich soll nächstes Mal auf die Ministrantenwallfahrten mitfahren, weil...
Schwaderlapp: Weil in der Tat Glauben in Gemeinschaft schöner und leichter ist. Wenn es einem wichtig ist, den Glauben auch im Alltag zu leben und zu integrieren, dann wird man feststellen, dass das, wenn man es alleine versucht, ein sehr mühsames Geschäft ist. Das heißt, man braucht ein Netzwerk von Freundschaften im Glauben. Und wo knüpft sich solches Netzwerk besser als hier?
Das Interview führte Moritz Mayer.