Eine Woche lang war Rom fest in Kölner Hand. Rund 2.000 Ministrantinnen und Ministranten aus dem Erzbistum Köln haben im Heiligen Jahr 2025 an der großen Ministrantenwallfahrt teilgenommen – mit Begegnungen, Gebeten, Gesprächen und Momenten, die bleiben werden. Heute, am Freitag, geht es nach Hause – mit vielen Eindrücken im Gepäck.
Schon der Beginn der Wallfahrt stand im Zeichen von Gemeinschaft und Aufbruch. Nach fast 24 Stunden Busfahrt aus dem ganzen Erzbistum feierten die Jugendlichen am Montag ihre Eröffnungsmesse in der Lateranbasilika.
Zwischen Basiliken und Busfahrten
Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Dr. Tobias Schwaderlapp eröffnete dort offiziell die Wallfahrt und sprach von Geduld und Nächstenliebe als zentralen Themen der Tage.
"Man sucht sich die zweitausend Mitreisenden ja nicht aus", sagte er. Man lasse sich aufeinander ein, gerade darin liege die Chance dieser Pilgerfahrt: Glauben und Gemeinschaft im Miteinander zu erleben.
"Segel setzen, Kurs ändern"
Für Lydia aus Erftstadt war schon der erste Tag ein Erlebnis. "Es ist eine sehr große Stadt. Überall passiert etwas und es gibt so viel zu sehen", sagte die 16-Jährige. Das Motto "Segel setzen, Kurs ändern" sei für sie auch persönlich bedeutsam. "Ich möchte den Glauben mehr zu meinem Eigenen machen", sagte sie zu Beginn.
Eine erste Möglichkeit, diesen zu erspüren, gab es am Dienstagabend. Dann verwandelte sich der Vatikan in ein Meer aus Kerzen. Bei der Lichterprozession gingen die Gruppen aus Köln und Umgebung durch die Vatikanischen Gärten vorbei an Zypressen, Sträuchern und kleinen Steinmauern. Es war einer der stilleren, spirituelleren Momente der Woche.
"Grüße an die Ministrantinnen und Ministranten aus dem Erzbistum Köln"
Der Höhepunkt für viele war der Mittwochmorgen. Wie Jana aus Bonn standen die meisten stundenlang an, um auf den Petersplatz zu kommen. Die 13-Jährige wartete mit ihren Freundinnen in der Menge vor den Sicherheitskontrollen an der Mauer zum Vatikanstaat. "Ich freue mich am meisten darauf, den Papst zu sehen", sagt sie.
Es wird eng, dann hektisch – die Gruppe muss einen Umweg laufen. Am Ende schaffen sie es rechtzeitig auf den Platz, aber vielen gelingt das nicht mehr rechtzeitig. Sie verpassen, wie Papst Leo XIV. im Papamobil vorbeifährt und er ausdrücklich die Pilgerinnen und Pilger aus Köln grüßt.
"Ich begrüße die sehr große Zahl an Pilgern aus dem Erzbistum Köln", sagte er. Ein Satz, der lauten Jubel auslöste. Für viele war es der erste direkte Kontakt mit dem neuen Papst. So auch für Jana,. "Ich war so glücklich, als ich ihn gesehen habe. Es war ein cooles Gefühl", erzählte sie nach der Audienz.
Ein emotionaler Abschluss
Am Donnerstag fand die Abschlussmesse in der Basilika St. Paul vor den Mauern statt. Abschiedsschmerz lag in der Luft. Es war ein bewegender Moment, den viele noch lange in Erinnerung behalten werden. Insbesondere als das Wallfahrtslied "Segel setzen, Kurs ändern" angestimmt wurde und hunderte junge Menschen in Messdienergewändern ihre Wallfahrtschals durch die Luft schwenkten und mitsangen.
Am Ende der Abschlussmesse standen einige Ministrantinnen und Ministranten am Ausgang und verteilten Flyer und Sticker. Drei weitere hoben ein Transparent mit der Aufschrift "Leo, libere eum et nos" in die Höhe – zu deutsch "Leo, erlöse ihn und uns".
Kasimir, einer der Initiatoren, sagte im Anschluss gegenüber DOMRADIO.DE: "Wir hoffen uns ein Signal von Papst Leo und wollen, dass Kardinal Woelki in gewisser Weise von seinem Amt erlöst wird. Wir glauben, dass er darunter leidet."
Bei einer ähnlichen Aktion am Mittwoch auf dem Petersplatz betonte Pfarrer Schwaderlapp, dass die Gruppe nicht für alle Ministrantinnen und Ministranten spreche.
"Glauben in Gemeinschaft leben"
Zum Ende zog Tobias Schwaderlapp im Interview mit DOMRADIO.DE ein positives Fazit der Wallfahrt: "Ich hoffe, dass die Jugendlichen das, was sie hier erlebt haben, in ihrem Herzen bewahren." Glauben sei leichter, wenn man ihn gemeinsam lebe, so Schwaderlapp. Er riet den Teilnehmenden, ihre Erinnerungen wachzuhalten. Zum Beispiel in dem man Fotos ausdrucke, Tagebuch schreibe oder neue Freundschaften daheim weiterpflege.
Gleichzeitig formulierte er einen klaren Auftrag an die Zukunft der Kirche: "Einfach weitermachen wie bisher trägt nicht mehr. Wir brauchen neue Formen und eine Sprache, in der das Evangelium wieder erfahrbar wird." Dafür könne die Wallfahrt nur ein Anfang sein.
Zwischen Aufbruch und Alltag
Am Freitagvormittag blieb den Gruppen noch Zeit, durch Roms zu schlendern, auf die Kuppel des Peterdoms zu gehen oder ein letztes italienisches Eis zu essen. Für viele endet damit nicht nur eine Reise zum Zentrum des katholischen Glaubens, sondern auch eine zu sich selbst. Oder, wie es Jana aus Bonn es nach der Audienz ausgedrückt hat: "Man hat hier gespürt, was Gemeinschaft wirklich bedeutet."