Der Papst-Schneider Raniero Mancinelli ist stolz auf die Ehrung für Leo XIV. als eine der elegantesten Persönlichkeiten des Jahres 2025. "Da steckt bestimmt auch ein bisschen meine Handschrift drin", sagte der 88-Jährige der italienischen Tageszeitung "La Repubblica". In seiner Schneiderwerkstatt in Vatikannähe hat er bereits vier Päpste eingekleidet.
Das Modemagazin "Vogue" hatte den in Chicago geborenen Papst zu einer von über 50 stilprägenden Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Gesellschaft des Jahres 2025 gekürt – gemeinsam mit Prominenten wie Kendall Jenner, Rihanna oder Michelle Obama. Leo habe "mit dem bescheidenen Geschmack" seines Vorgängers Franziskus (2013-2025) gebrochen und führe "das päpstliche Erbe hochwertiger liturgischer Paramente" fort, so die Begründung.
"Der könnte ein guter Papst werden"
Schon den damaligen Kardinal Robert Francis Prevost habe er als ruhigen, gelassenen Kunden und "sehr menschlich" erlebt, berichtete Mancinelli. "Ich dachte mir: Der könnte ein guter Papst werden."
Leo XIV. sei zwar nicht anspruchsvoller als Franziskus, aber ein wenig eleganter und aufmerksamer, so der Schneider, der schon für Papst Johannes Paul II. (1978-2005) arbeitete. "Er mag die traditionellen Gewänder, aber das, was ich ihm schicke, ist für ihn in Ordnung."
Stoff für päpstliche Mozzetta ist vergriffen
Nicht ganz zufrieden ist der Fachmann mit dem Sitz des roten Schulterumhangs Mozzetta, die Leo XIV. anders als Franziskus schon seit dem Wahlabend am 8. Mai immer wieder trägt. "Wahrscheinlich hat man ihm eine Mozzetta aus der Sakristei angezogen, die ein wenig zu lang war. Leider habe ich diesen Stoff im Moment nicht, ich warte noch auf die Lieferung aus der Fabrik."
Seit der jüngsten Papstwahl verzeichnet der Schneider mehr Nachfrage nach Priesterkleidung, schwarzen Soutanen oder mit Paspeln besetzten Prälatentalaren. "Franziskus wurde von manchen sehr geliebt, andere waren etwas unsicher gegenüber seiner Art zu handeln und zu sprechen." Dagegen vermittle Leo XIV. den Eindruck, "ein Papst für alle zu sein", was viele Priester ermutige, einen Talar zu tragen, spekulierte Mancinelli.
"Der erste Papst - das ist wie die erste Liebe"
Johannes Paul II., den ersten Papst, für den er arbeitete, werde er nie vergessen: "Das ist wie die erste Liebe." Auch mit Benedikt XIV. (2005-2013) habe er eine sehr schöne Beziehung gehabt. Der Papst aus Deutschland sei sehr elegant gewesen, Franziskus dagegen genügsam, bodenständig und praktisch.
"Mit Franziskus hatte ich ein sehr herzliches, fast freundschaftliches Verhältnis, ich fühlte mich nie unwohl." Dass der Argentinier kurz vor seinem Tod im Rollstuhl im Petersdom nur mit schwarzer Hose, weißem Shirt und einem Poncho erschien, sei ihm seltsam vorgekommen. "Aber er war gern unter den Menschen", sagte Mancinelli. "Er spürte diese Kraft, sich dem Volk, den Menschen, so zu zeigen, wie er war - ohne Talar, ohne Paramente, ohne irgendetwas."