Rheinische Kirche beschließt Millionenkürzungen

Rund 11 Millionen Euro weniger

Die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) hat am Mittwochabend ein Sparpaket in Höhe von 11,3 Millionen Euro verabschiedet.

Autor/in:
Ingo Lehnick
Die Evangelische Kirche im Rheinland muss sparen (dpa)
Die Evangelische Kirche im Rheinland muss sparen / ( dpa )

Rosige Zeiten stehen der Evangelischen Kirche im Rheinland nicht gerade bevor: In Zukunft wird es weniger Mitglieder und damit auch weniger Geld und weniger Personal geben. Um sich dafür zu wappnen, brachte die zweitgrößte deutsche Landeskirche am Mittwochabend ein millionenschweres Sparpaket auf den Weg. Dennoch ist die Stimmung auf der Landessynode in Bad Neuenahr nicht schlecht:

Nach dem Beschluss des Kirchenparlaments bricht keine Depression aus und Präses Manfred Rekowski bläst nicht Trübsal, sondern zum Aufbruch. Nun sei der Kopf frei für grundlegende Weichenstellungen und inhaltliche Fragen, sagt der 56-jährige Theologe, der seit zwei Jahren an der Spitze der rheinischen Kirche mit ihren knapp 2,7 Millionen Mitgliedern steht. Auch in einer kleiner werdenden Kirche gehe es nicht darum, "auf einem sinkenden Schiff Stühle zu rücken oder die Tischdekoration zu optimieren", sondern die Herrschaft Gottes über die ganze Welt zu bezeugen.

Mit leichterem Gepäck unterwegs

Dazu brauche es nicht starre Formen und Strukturen, sondern eine veränderungsfähige Kirche, betont der als flexibel und pragmatisch geltende "Kirchenchef", der Vorwürfe eines blinden Reformeifers entschieden zurückweist. Seine Vorstellung der künftigen Kirchengestalt kleidet er gerne in Bilder: Die Kirche werde zwar weniger Raum benötigen und mit leichterem Gepäck unterwegs sein, sagt er. Sie mische aber in Gesellschaft und Politik weiter mit und erfülle ihren Auftrag in Verkündigung und Seelsorge.

Die Themen, die nach der langen Selbstbeschäftigung mit Finanzen und Strukturen wieder stärker in den Blick kommen sollen, liegen für Rekowski auf der Straße. Sie reichten von Sterbehilfe über Friedensethik bis zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. "Die Auftragslage für unsere Kirche ist ziemlich gut», formuliert der Präses. «Wir müssen unsere Botschaft so in diese Gesellschaft übersetzen, dass sie Neuigkeitswert hat und gehört wird."

11,3 Millionen Euro weniger

Einschnitte bei evangelischen Schulen, Tagungshäusern oder der Studierendenarbeit - die Sparbeschlüsse werden das Gesicht der rheinischen Kirche in vielen Bereichen verändern. Um insgesamt 20 Millionen Euro sollen die Ausgaben der landeskirchlichen Ebene bis 2018 gegenüber 2012 sinken, das ist rund ein Drittel. Bis es soweit ist, sind noch viele Verhandlungen zu führen, Konzepte auszuarbeiten und Details zu klären.

Noch größer war der Aufwand in der Vergangenheit: Bereits 2010 wurde ein "Prozess Aufgabenkritik" gestartet, der vor einem Jahr in den Beschluss zur Streichung von acht Millionen Euro mündete. Am Mittwochabend beschloss die Synode nun die Entlastung des Etats um weitere 11,3 Millionen Euro. Um eine breite Akzeptanz für diesen " Prozess Haushaltskonsolidierung" zu erreichen, hatte sich die Kirchenleitung um größtmögliche Transparenz und Beteiligung bemüht.

Mitarbeiter eingebunden

Von einem "Meisterstück an Information und Kommunikation" sprach ein Synodaler. Ausschüsse und Arbeitsgruppen befassten sich intensiv mit den Maßnahmen, öffentliche Diskussionsrunden mit der Kirchenbasis wurden organisiert, auch übers Internet konnten Vorschläge gemacht werden.

Einwände, Anregungen und Hinweise wurden aufgenommen, auch in der Landessynode konnten diese Woche noch einmal alle mitreden. Dass der Grundsatzbeschluss zu den hohen Einsparungen nach ernsthafter und unaufgeregter Debatte schließlich ohne Gegenstimmen und bei nur vier Enthaltungen fiel, war dann keine Überraschung mehr. Ein solch großer Aufwand soll künftig nicht mehr betrieben werden.

Weitere Reform im Blick

Die Finanzverantwortlichen müssten von sich aus kontinuierlich die Ausgaben den Einnahmen anpassen, fordert Rekowski: "Wir können nicht immer wieder Heerscharen von Menschen mit detaillierten finanziellen und strukturellen Fragen beschäftigen." Das binde zu viel Energie und lähme die Kirche.

Gleichwohl hat Rekowski schon die nächste Reform im Blick. Viele Gemeinden ächzen unter steigenden Verwaltungskosten und höheren Beiträgen für die Versorgungskasse für Pfarrer und Kirchenbeamte, in die ab diesem Jahr jeder vierte Kirchensteuer-Euro fließen soll. Die Finanzausstattung der Kirchenkreise hat sich auseinander entwickelt. Hier müsse über einen besseren Finanzausgleich nachgedacht werden, mahnt der Präses.

Die Haushaltskonsolidierung wird ebenfalls weiter Thema sein. Finanzchef Bernd Baucks verglich sie vor den Synodalen mit einem Marathon, und auch Rekowski ist klar: "Wir werden Bad Neuenahr nicht verlassen und sagen 'Alles ist erledigt'".


Präses Manfred Rekowski (dpa)
Präses Manfred Rekowski / ( dpa )
Quelle:
epd