Rheinische Kirche zur Zukunft des Pfarrberufs

Nachwuchs dringend gesucht

In der rheinischen Landeskirche gibt es immer weniger Pfarrer - die Zahl wird in den von derzeit rund 1.900 in den nächsten 15 Jahren auf 530 fallen, wenn nicht gegengesteuert wird.

Autor/in:
Jasmin Maxwell
Priesterausbildung  (dpa)
Priesterausbildung / ( dpa )

Sie taufen Kinder, beerdigen Verstorbene, feiern Konfirmationen und Hochzeiten: Pfarrer sind die Aushängeschilder der Kirche. "Sie prägen die Zugehörigkeit und Treue vieler Kirchenmitglieder zur Kirche", sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, diese Woche vor der rheinischen Landessynode in Bad Neuenahr. Das gilt selbst für viele Menschen, die nicht jeden Sonntag in den Gottesdienst gehen, wie die jüngste Mitgliedschaftsuntersuchung der evangelischen Kirche zeigte.

Doch es wird immer schwieriger für die Theologen, diese Rolle auszufüllen. Denn während die Aufgaben mehr werden, gibt es in der rheinischen Landeskirche immer weniger Pfarrer. Weil mehr Theologen in den Ruhestand gehen als es Berufsanfänger gibt, könnte die Zahl der Pfarrstellen von derzeit rund 1.900 in den nächsten 15 Jahren auf 530 fallen, wenn nicht gegengesteuert wird.

Mehr Theologiestudenten gewinnen

Die Landessynode soll deshalb auf ihrer bis Freitag dauernden Tagung neue Vorgaben zur Pfarrstellenplanung beschließen. Das Ziel: Bis 2030 soll sich die Zahl bei 1.000 einpendeln. Dafür müssten jedes Jahr 50 neue Theologen eingestellt werden - zurzeit sind nur etwa 20 Neuzugänge vorgesehen.

 In den kommenden Jahren will die zweitgrößte Landeskirche in Deutschland mehr Theologiestudenten gewinnen und Pfarrer im Ruhestandsalter stärker einbinden. Auch soll ein Seiteneinstieg in den Pfarrberuf erleichtert werden, etwa durch einen ergänzenden Masterstudiengang.

Schwerpunkt Verkündigung und Seelsorge

Um Überlastungen zu vermeiden, müssten sich die Theologen in Zukunft stärker auf zentrale Aufgaben wie Verkündigung und Seelsorge konzentrieren, sagt der Personalchef der rheinischen Kirche, Vizepräses Christoph Pistorius. In anderen Bereichen - etwa Jugendarbeit und Kirchenmusik - könnten Ehrenamtliche mehr eingebunden werden.

Die Pfarrvertretung der rheinischen Kirche begrüßt die Pläne, hält die Zahl von 1.000 Pfarrern aber für "überaus ambitioniert", wie der stellvertretende Vorsitzende Christoph Hüther sagt. Damit das Vorhaben gelinge, müsse vor allem der Beruf des Pfarrers attraktiver werden - etwa indem er von Verwaltungsaufgaben entlastet wird.

Probleme sieht Hüther vor allem in ländlichen Regionen. "Dort haben wir schon jetzt das Problem, dass frei werdende Stellen teils zwei- bis dreimal ausgeschrieben werden müssen", sagt der Theologe, der selbst Pfarrer in Waldalgesheim im ländlich geprägten Kirchenkreis An Nahe und Glan ist.

Zusammenlegungen

Dessen Superintendent Marcus Harke kennt solche Probleme. Zunehmend werden auf dem Land mehrere Dörfer zu einer Kirchengemeinde zusammengelegt. "Dadurch werden die Wege weit und das Gebäudemanagement schwierig", sagt Harke. "Das sind dann keine attraktiven Pfarrstellen." Theologen müssten von Verwaltungsarbeit entlastet werden, fordert er. Dann würden auch die Stellen attraktiver. Denn: "Auf dem Land ist man viel näher an den Menschen dran und bewegt direkt vor Ort etwas."

Doch nicht nur zwischen Stadt und Land, auch zwischen den Landeskirchen gibt es einen regelrechten Wettstreit um Nachwuchstheologen. Nico Ballmann von der Vertretung der rheinischen Theologiestudenten spricht von einem regelrechten "Headhunting". So werben manche Landeskirchen mit höheren Bezügen für Vikare, andere stellen Wohnungen zur Verfügung. "Da muss die rheinische Landeskirche reagieren", fordert Ballmann. Gut wären etwa Angebote zur Kinderbetreuung während des Vikariats und eine engere Betreuung während des Studiums.

Noch immer attraktiv

Vizepräses Pistorius regt eine bessere Absprache zwischen den Personalreferenten der Landeskirchen an, um Wettbewerb um Nachwuchs zu verhindern. "Das sollte man nicht nur dem freien Spiel der Kräfte überlassen", sagt er. Daneben denke die rheinische Kirche über eine verstärkte Begleitung junger Theologen beim Berufseinstieg und finanzielle Anreize nach.

In Zeiten von Millioneneinsparungen sind höhere Ausgaben freilich schwierig. Präses Manfred Rekowski findet aber, dass die rheinische Kirche trotz oder vielleicht sogar wegen der aktuellen Umbrüche für junge Theologen attraktiv sein könne: "In dieser Kirche passiert etwas, Gott bewegt etwas, und wir lassen auch Raum für Leute, die etwas gestalten wollen."


Präses Manfred Rekowski (dpa)
Präses Manfred Rekowski / ( dpa )
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epd