Prager Kardinal Duka zieht Bilanz seiner Amtszeit

"Lage weniger dramatisch"

Der tschechische Kardinal Dominik Duka hält die Lage der Kirche im Land für medial dramatischer dargestellt als sie eigentlich sei. Die Zahl bekennender Katholiken habe bei der Volkszählung im Vorjahr zugenommen.

Kardinal Dominik Duka, Erzbischof von Prag, während der Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan / © Paul Haring (KNA)
Kardinal Dominik Duka, Erzbischof von Prag, während der Generalaudienz auf dem Petersplatz im Vatikan / © Paul Haring ( KNA )

Der tschechische Kardinal Dominik Duka hält die Lage der Kirche im Land für weniger dramatisch als medial dargestellt. Im Erzbistum Prag habe die Zahl bekennender Katholiken bei der Volkszählung im Vorjahr sogar zugenommen, sagte der bald 79-jährige Erzbischof im Interview der Zeitung "Lidove noviny" (Wochenende).

Katholische Kirche in den Weltkriegen

Die katholische Kirche habe in der Tschechoslowakei im 20. Jahrhundert eine statistische Katastrophe durchgemacht, sagte Duka. Nach dem Ersten Weltkrieg habe ein Viertel der Katholiken seine Zukunft in der neuen hussitischen Kirche und in protestantischen Kirchen oder der Glaubenslosigkeit gesehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sei der Kirche durch die Vertreibung der Deutschen ein weiteres Viertel ihrer Mitglieder abhandengekommen.

Angebot des altersbedingten Amtsverzichts

Duka begann am Wochenende sein 13. Jahr als Erzbischof in der tschechischen Hauptstadt. Schon zum 75. Geburtstag 2018 hatte der Ordensmann der Dominikaner dem Papst, wie vom Kirchenrecht vorgesehen, seinen altersbedingten Amtsverzicht angeboten, den Franziskus bis dato aber nicht angenommen hat. Er könne sagen, so Duka im Interview, dass sein Nachfolger "wahrscheinlich noch nicht ernannt" sei. Er verfüge aber über Nachrichten, "wonach die zuständige Institution dies bis Ostern weitergeben dürfte". Irgendwann bis Ende Juni sollte es soweit sein, sagte Duka.

Als "wirkliche Erfolge" seiner Amtszeit verbucht er nach eigener Aussage die Lösung der zwei Jahrzehnte lang schwelenden Frage der Eigentumsrechte am Prager Veitsdom sowie die Heimholung des Leichnams des "Bekenner-Kardinals" Josef Beran (1888-1969) aus Rom.

Bewertung seiner politischen Verhandlungen

Unsicher sei er hingegen in der Bewertung seiner politischen Verhandlungen um die Rückgabe der von den Kommunisten enteigneten Kirchengüter, sagte Duka. Manch einer denke, "dass die Restitution ein großer Erfolg" gewesen sei. Sie sei aber "um den Preis großer persönlicher Kontroversen und manchmal auch Enttäuschungen" geschehen; und mit den zurückerstatteten Gütern zu wirtschaften, sei "eine sehr schwere Aufgabe".

Kirche in Tschechien

In der Tschechischen Republik bekennt sich nur noch eine Minderheit der Bevölkerung zu einer Religionsgemeinschaft. 2018 bezeichnete sich laut Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Stem noch jeder vierte tschechische Bürger als gläubig, jeder dritte dagegen als Atheist. Zu den Gläubigen rechneten sich demnach häufiger Frauen, Personen über 45 Jahre sowie Bürger kleinerer Gemeinden.

Altstädter Ring in Prag / © dimbar76 (shutterstock)
Quelle:
KNA