Pastor mit klarer Botschaft an Franziskus nach Rom unterwegs

"Wir geben nicht auf"

Der Dormagener Pastor Klaus Koltermann kämpft für Reformen in der Kirche, für Frauenrechte und für eine Öffnung des Zölibats. Sein Anliegen will er dem Papst an Pfingsten persönlich vortragen, er ist unterwegs zu Fuß nach Rom.

Klaus Koltermann, Priester in Dormagen / © Julia Steinbrecht (KNA)
Klaus Koltermann, Priester in Dormagen / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wo sind Sie gerade und wie geht es Ihnen bei der Pilgerreise?

Pfarrer Klaus Koltermann (Pastor in Dormagen): Wir sind am Freitagnachmittag in Florenz angekommen. Zuvor waren wir noch in Bolgona unterwegs. Da haben wir übernachtet und sind ein Stück gelaufen. Den Rest sind wir mit dem Pilgerbus nach Florenz gefahren. Wir haben das bisher immer so gemacht, dass wir etwa 15 bis 20 Kilometer im Schnitt gelaufen sind. Seit dem 15. Mai sind wir unterwegs, an Pfingstsonntag sind es drei Wochen. Wir hoffen, dass wir dann in Rom ankommen.

DOMRADIO.DE: Welche Begegnungen hatten Sie auf Ihrer Reise denn bisher?

Klaus Koltermann

Der Dormagener Pfarrer Klaus Koltermann sprach dem Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Februar 2022 die generelle Fähigkeit zur Führung des Bistums ab. Es fehle das "Vertrauen und Zutrauen" in Woelkis Leitungskompetenz, sagte der Dormagener Pfarrer Klaus Koltermann der "Rheinischen Post". "Er kann es einfach nicht", so der Pfarrer. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, "was das Bischof-Sein ausmachen müsste: schlicht und einfach eine den Menschen zugewandte Zugänglichkeit".

Klaus Koltermann, Pfarrer in Dormagen / © Julia Steinbrecht (KNA)
Klaus Koltermann, Pfarrer in Dormagen / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Koltermann: Wir haben zum Beispiel Ordensschwestern in Bingen getroffen, die sich auch für Veränderungen in der Kirche einsetzen, gerade auch für die Priesterweihe für Frauen. Dann hatten wir auch eine Begegnung mit Schwester Katharina in Oberzell, die dazu aufgerufen hat, die Grenzen zu weiten in der Kirche und einfach das zu tun, was getan werden muss. Nicht einfach zu warten, bis etwas offiziell erlaubt ist, sondern auch ruhig etwas zu tun, um Mut zu zeigen. Dann hatten wir noch eine dritte Begegnung, vor einer Woche in Brixen. Da gibt es auch kritische Geister in der Kirche, die sich seit vielen Jahren dafür einsetzen, die Machtfrage in der Kirche zu diskutieren und zu hinterfragen, dass die Macht transparenter gestaltet wird.

Und gestern hatten wir wieder einen Höhepunkt. Wir haben in Bologna Frauenrechtlerinnen getroffen, die sich in der Kirche von Italien auch für Aufarbeitung von Missbrauch einsetzen. Die Themen sind ungefähr die gleichen, mit kleinen Unterschieden in der Aktualität. Aber die Kirche hat nicht nur in Deutschland ihre Probleme, sondern in Österreich, Schweiz, in Italien. Da ist ja immer das, was uns neu beschäftigt.

DOMRADIO.DE: Haben Sie in Italien den Eindruck, dass Sie da in offene Arme bei den italienischen Katholiken laufen?

Koltermann: Nur mit einem Unterschied. Der öffentliche Druck ist in Italien nicht so groß wie in Deutschland oder in Österreich. 90 Prozent der Italiener sind katholisch. Wir haben natürlich in Deutschland schon eine andere Situation mit vielen, die gar nicht der Kirche angehören, unter 50 Prozent nur noch der katholischen und evangelischen Kirche. Das ist natürlich auch ein ganz anderer Druck, dass eben die Kirche in Deutschland auch mit anderen Menschen ins Gespräch kommen muss. In Italien ist der öffentliche Druck etwas milder. Dennoch gibt es in Italien, gerade was gleichgeschlechtliche Paare angeht, die Schwierigkeit, dass auch sie um ihre Anerkennung in der Kirche kämpfen.

DOMRADIO.DE: Aber man hat schon den Eindruck, die Erfahrungen, die Sie bisher gemacht haben, da fühlen Sie sich doch in Ihrem Anliegen sehr bestärkt?

Koltermann: Wir sind eine kleine Gruppe von acht Personen und fühlen uns sehr bestärkt. Wir versuchen ja das Kirchenschiff umzusteuern. Das braucht natürlich Kraft und einen langen Atem. Uns tut es einfach gut, dass wir nicht alleine sind in dieser ganzen Sache. Wir wollen natürlich schon die Öffentlichkeit wachrütteln und die Bischöfe daran erinnern, dass sie eine Botschaft haben. Sie müssen sich viel mehr Menschen öffnen und die Botschaft allen Menschen verkünden. Nicht immer diese Ausgrenzung bestimmter Leute! Ich denke also da ist noch einiges zu tun.

DOMRADIO.DE: Am Pfingstsonntag wollen Sie Papst Franziskus Ihre Anliegen in irgendeiner Form übermitteln. Meinen Sie, das klappt?

Koltermann: Wir werden im Laufe des Vormittags ankommen in Rom. Der Papst hat an dem Tag natürlich volles Programm, es ist Pfingsten und er wird den Gottesdienst feiern. Und dann gibt es natürlich den obligatorischen Segen, den er erteilt. Wir werden uns sicherlich für unser Anliegen mit unseren T-Shirts und Halstüchern, wo draufsteht "Walk for change and solidarity" erkennbar machen. Wir werden vielleicht auch rufen können als kleine Schar. Mal sehen. Ich habe zwar eine Anfrage gestellt auf eine Audienz, aber wir sind in dem Sinne doch namenlose Leutchen. Aber wir geben nicht auf.

Das Interview führte Heike Sicconi.

Quelle:
DR