Parolin sieht Ukraine-Verhandlungen nur ohne Vorbedingungen

"Wir müssen damit weitermachen"

Für den vatikanischen Chefdiplomaten Kardinal Pietro Parolin sind im Ukraine-Krieg Verhandlungen nur ohne Konditionen möglich. Nach Ansicht des Kardinalstaatssekretärs gibt es zu Gesprächen keine Alternative.

 Pietro Parolin
 / © Gordon Welters (KNA)
Pietro Parolin / © Gordon Welters ( KNA )

Er wisse nicht, ob es derzeit Aussicht auf echte Verhandlungen gebe, aber falls ja, dürfe es keine harten Vorbedingungen geben, sagte der Kardinalstaatssekretär am Freitag in Rom. Das führe zu nichts. Zugleich gebe es keine Alternative zum Verhandeln. "Wir müssen damit weitermachen", so der 67-Jährige in der römischen Privatuniversität Lumsa. "Es ist nie zu spät", fügte er hinzu.

Hintergrund: Papstbuch "Gegen den Krieg. Mut zum Frieden"

Im neues Buch von Papst Franziskus "Gegen den Krieg. Mut zum Frieden" geht es auf 192 Seiten um "Dialog als politische Kunst" und den "handwerklichen Aufbau des Friedens" gehen. In einem vorab veröffentlichten Teil der Einleitung in der Zeitung "Corriere della Sera" erinnert Franziskus an seine Irak-Reise 2021: "Nie hätte ich mir damals vorstellen können, dass ein Jahr später ein Konflikt in Europa ausbrechen würde."

Papst Franziskus in nachdenklicher Pose / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus in nachdenklicher Pose / © Paul Haring ( KNA )

Parolin äußerte sich bei der Vorstellung des neuen Buches von Papst Franziskus "Gegen den Krieg. Mut zum Frieden". Dieses war vor Ostern erschienen. Auf den rund 200 Seiten verdeutliche Franziskus sein konsequentes "Nein" zum Krieg und "Nein" zur Gewalt. Der Papst bleibe bei seiner Friedensrhetorik, die auf dem Evangelium fuße. Das gelte auch bei der Frage einer legitimen Selbstverteidigung, so Parolin. Der Appell des Papstes bleibe, sich letztlich von der Kriegsrhetorik abzuwenden.

Veränderte Kriegsführung durch neue Waffen

Ein entscheidender Faktor in der Kriegsdebatte sei "das große Gewicht moderner Zerstörungswaffen", sagte Parolin. Mit neuen Technologien habe sich die Kriegsführung verändert. Seien im Ersten Weltkrieg noch vorrangig Soldaten ums Leben gekommen, träfe es heutzutage und in aktuellen Kriegen vor allem Zivilisten.

Der Krieg habe heute "eine unkontrollierbare Zerstörungskraft". Man könne daher nicht über die These eines "gerechten Krieges" diskutieren, ohne sich zu verdeutlichen, dass heute die Hauptopfer des Krieges die Zivilisten seien. "Wir können den Krieg nicht als eine Lösungsmöglichkeit sehen", so Parolin.

Der ehemalige italienische Ministerpräsident Romano Prodi zeigte sich mit Blick auf Verhandlungen zwischen Ukraine und Russland sehr skeptisch. Er sehe keinen Dialog und keinen Ansatz für einen Dialog - insbesondere nicht, wenn nur die beiden Kriegsparteien beteiligt seien. Dieser Krieg könne auch das Miteinander Europas nachhaltig verändern, so Prodis Sorge.

Quelle:
KNA