Papst und Bischöfe rufen zu Ende des Ukraine-Kriegs auf

"Königin des Friedens"

Papst Franziskus und viele Bischöfe rufen zu einem Ende des Krieges in der Ukraine auf. Der Papst erneuerte seine Bitte um Frieden und rief zum Gebet zur Muttergottes, der "Königin des Friedens", auf.

 (dpa)

Papst Franziskus hat seine Bitte um Frieden in der Ukraine erneuert. Auf Twitter rief er an diesem Samstag zum Gebet zur Muttergottes, der "Königin des Friedens", auf. Das Gebet wurde auch auf Ukrainisch und Russisch veröffentlicht.

"Unter deinen Schutz fliehen wir", so Franziskus in seinem Beitrag auf Twitter. "Erlöse uns jederzeit von allen Gefahren", fügt er hinzu. Das Gebet wurde auch auf Russisch und Ukrainisch veröffentlicht. Versehen ist der päpstliche Tweet mit dem Foto einer ukrainischen Marienikone. Das Werk mit dem Motiv der Maria Wegweiserin stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist das bislang einzige Stück aus der Ukraine in den Vatikanischen Museen. Papst Johannes Paul II. erhielt die Ikone als Geschenk während seiner Papstreise 2001 in Lviv (Lemberg).

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine verbreitet der Vatikan unter den Hashtags #Betenwirgemeinsam und #Ukraine nahezu täglich Gebete, Appelle und Zitate des Papstes. Für eine bessere Sichtbarkeit wurde das Design angepasst: Franziskus' Botschaften für den Frieden erscheinen einheitlich auf braunem Grund und neben wechselnden Fotos.

Die Sprachen wurden um Ukrainisch und Russisch ergänzt.

Ukrainischer Bischof ruft zu Widerstand und Durchhalten auf

Das Oberhaupt der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine, Swjatoslaw Schewtschuk, hat seine Landsleute zu Widerstand und Durchhalten aufgerufen. "Lasst uns nicht schweigen, lasst uns alles dafür tun, dass zumindest humanitäre Hilfe in die Städte kommt, die sich in der Umklammerung eines brutalen Feindes befinden", so der Großerzbischof von Kiew und Halytsch in einer am Samstag veröffentlichten Videobotschaft.

Schewtschuk bezog sich dabei vor allem auf die Hafenstadt Mariupol. Dort hat die russische Armee Medienberichten zufolge eine für die Evakuierung der Zivilbevölkerung abgeschlossene Waffenruhe ignoriert, weswegen die Menschen nun weiterhin in der Stadt eingeschlossen seien. "Der Feind blockiert und umschließt die großen Städte. Er erlaubt den Menschen nicht, sie zu verlassen, er erlaubt keine Versorgung mit Nahrung. Feindliche Bomben fliegen über die Städte und säen den Tod", sagte der Großerzbischof. Schewtschuk wandte sich damit gleichsam an die Menschen in der Millionenstadt Charkiw, wo es nach starken Schneefälle am Freitag in der Nacht erneute Bombenangriffe gegeben habe.

Das Kirchenoberhaupt forderte die Staatengemeinschaft auf, die Errichtung humanitärer Korridore für die Menschen zu unterstützen. "Lasst sie grüne Straßen des Lebens öffnen, so dass Zivilisten an einen sicheren Platz gelangen können und lasst humanitäre Konvois Wärme, Nahrung und Solidarität zu diesen Menschen bringen." Schewtschuk dankte den Freiwilligen, auch denen, die "ihr Mutterland heute ohne Waffen verteidigen".

Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht (KNA)
Kardinal Reinhard Marx / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx rief in seinem Fastenhirtenbrief zum Einsatz für den Frieden auf. Die Botschaft Jesu von Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden richte sich "nicht exklusiv an eine ausgewählte Gemeinschaft, sondern an alle Menschen". Das Gebet um Frieden in der Welt sowie "unsere tatkräftige Hilfe für Menschen, die durch den Krieg bedroht sind, soll uns in der Zeit bis Ostern leiten".

Warnung vor Anfeindungen und Vorurteilen gegenüber Menschen aus Russland

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch rief zu weiteren Hilfen und zum Gebet für den Frieden auf. Zugleich warnte er vor Anfeindungen und Vorurteilen gegenüber Menschen aus Russland: "Das ist nicht der Krieg der Russen und Russlands", sagte er bei einer Friedensandacht der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde in Berlin.

Speyers Bischof Karl-Heinz Wiesemann zeigte sich mit Blick auf den Ukraine-Krieg "zutiefst erschüttert über diesen Wahnsinn". Wenn die "Machtbesessenheit eines autokratischen Herrschers" so viel Leid über die Menschheit bringe, sei jeder Einzelne gefordert, sich zu engagieren "für Frieden und Gerechtigkeit, für die Würde des Menschen und die Solidarität mit allen Schwachen, Armen und Entrechteten".

Eine neue Friedensbewegung

Der Münsteraner Bischof Felix Genn rief alle Christinnen und Christen auf, ihre Stimme für den Frieden zu erheben: "Überlassen wir den Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit nicht nur den politisch Verantwortlichen", betonte er: "Wir brauchen eine neue Friedensbewegung in allen Ländern guten Willens, die den Despoten unserer Zeit deutlich macht: Nicht Gewalt, Krieg und Terror werden das letzte Wort haben, sondern Friedfertigkeit, Gerechtigkeit und Nächstenliebe."

Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner (dpa)
Bischof Felix Genn / © Guido Kirchner ( dpa )

Der Frieden in Europa, den man in den vergangenen Jahren für so selbstverständlich gehalten habe, sei durch den Krieg in der Ukraine dahin, betonte Passaus Bischof Stefan Oster. Menschen litten "für das eiskalte Kalkül der Mächtigen". Er rief zur Solidarität auf mit den Opfern von Krieg und Verfolgung - "durch unser Beten und durch konkrete Zeichen von Solidarität, auch materiell".

Quelle:
KNA