Es war im Oktober, nachts um drei Uhr römischer Zeit, als der Accout "@DrPrevost" der Sprachlern-App Duolingo nach über einem Jahr wieder aktiviert wurde. Das Magazin "Catholic Herald" und die Online-Plattform "Reddit" berichteten daraufhin, dass es sich bei dem User "Robert" tatsächlich um den Pontifex Robert Prevost gehandelt haben soll, der neuerdings Deutsch lernt.
Ob er sich nicht wundere, dass der Papst zu nächtlicher Stunde Fremdsprachen lerne, wurde sein Bruder John Prevost jetzt in einem Interview des katholischen Online-Mediums "National Catholic Reporter" gefragt: "Daran habe ich keine Zweifel, denn er lernt gerade Deutsch", antwortete dieser daraufhin.
Papst plaudert auf Deutsch
Papst Leo, der zuvor als Missionar und Bischof jahrzehntelang in Peru gelebt hatte, gilt als polyglottes Talent. Immer hatte er sich bemüht, die Sprache der Menschen zu sprechen: Neben seiner Muttersprache Englisch beherrscht er auch Spanisch, Portugiesisch, Französisch und Italienisch fließend. Und auch einige Brocken Deutsch beherrscht er. Eine normale Unterhaltung mit ihm sei möglich gewesen, sagte kurz nach seiner Wahl der Leiter der Augustiner in Deutschland, Lukas Schmidkunz dem BR. Als Generalprior des Augustinerordens hatte Prevost zwischen 2001 und 2013 mehrfach die Bayerisch-Deutsche Provinz in Würzburg besucht. Damals konnte er sich "mit allen Brüdern ohne Dolmetscher" unterhalten, so Schmidkunz, der ihn mehrfach traf.
Erstmals sprach Papst Leo öffentlich Deutsch beim Weltjugendtreffen in Rom Anfang August dieses Jahres. "Guten Morgen!” rief er vor dem Abschlussgottesdienst rund einer Million junger Menschen zu, die die Nacht auf dem Festgelände vor den Toren Roms in Schlafsäcken unter freiem Himmel verbracht hatten. Zuvor hatte er auf Italienisch, Englisch, Spanisch und Französisch gegrüßt. Auch die Städtenamen "Münster", "Köln" und "Dresden-Meißen" kamen ihm bei einer Generalaudienz im Oktober weitgehend akzentfrei über die Lippen, als er die anwesenden deutschen Pilgergruppen grüßte.
Kommt er zu Besuch?
Lernt Papst Leo Deutsch, weil er eine Deutschlandreise plant? Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte ihn bei seiner Audienz im September dieses Jahres nach Deutschland eingeladen. Die Kirchen könnten und müssten eine positive Rolle beim Zusammenhalt der Gesellschaft spielen, dafür sei auch die "Stimme aus Rom" wichtig, sagte Steinmeier.
Tatsächlich hatte Robert Prevost einen Deutschlandbesuch wenige Wochen vor seiner Wahl zum Papst geplant: Am 26. April 2025 sollte der damalige Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe in Rom bei einer Gedenkmesse in der KZ-Gedenkstätte Dachau vor rund 1.400 Gläubigen sprechen. Anlass war der 80. Jahrestag der Befreiung des Lagers. Doch dann starb Papst Franziskus. Die Verantwortlichen stellten das Programm kurzerhand um, Prevost reiste nach Rom, der Rest ist Geschichte.
In Deutschland würden sich viele über einen Besuch des Papstes freuen. Während Benedikt XVI. seine Heimat insgesamt dreimal offiziell besucht hatte, (Weltjugendtag 2005, Bayern 2006, Berlin, Erfurt und Freiburg im Jahr 2008) war Papst Franziskus nicht ein einziges Mal vorbeigekommen. Die Antwort von Papst Leo auf die Einladung des Bundespräsidenten steht noch aus.