Papst Leo XIV. hofft auf eine Amnestie für Häftlinge in vielen Ländern der Welt. Anlässlich des katholischen Heiligen Jahres 2025 hatte bereits Vorgänger Franziskus zu einem Straferlass für Gefangene weltweit aufgerufen. "Ich vertraue darauf, dass seinem Wunsch in vielen Ländern entsprochen wird", sagte Leo XIV. am Sonntag bei einer Messe für Betroffene. An dem Gottesdienst im Petersdom nahmen Insassen italienischer Gefängnisse, Angehörige von Häftlingen und Mitarbeiter des Strafvollzugs teil.
In seiner Predigt prangerte der Papst problematische Haftbedingungen in vielen Anstalten an: "Denken wir nur an die Überbelegung, an die noch unzureichenden Bemühungen, solide Bildungsprogramme zur Resozialisierung ebenso wie Beschäftigungsmöglichkeiten zu gewährleisten." Auf der persönlicheren Ebene lägen unter anderem außerdem "die Last der Vergangenheit" und "die Enttäuschungen, die unendliche Geduld, die man mit sich selbst und mit anderen braucht, wenn man den Weg der Umkehr einschlägt." Die Aufgaben sowohl für Beschäftigte des Strafvollzugs als auch für die Gefangenen seien nicht einfach. Es gebe noch viel zu tun.
Letztes großes Heilig-Jahr-Event
Auf persönlicher Ebene gelte es, die Last der Vergangenheit, die Wunden des Körpers und des Herzens, zu heilen, so Leo XIV. Zudem müsse Geduld aufgebracht werden, wenn man den Weg der Umkehr einschlage. Das Kirchenoberhaupt rief zu Mitgefühl, Aufmerksamkeit, Weisheit und Verantwortung auf: "Möge niemand verloren gehen! Mögen alle gerettet werden!"
Zur Heilig-Jahr-Feier der Strafgefangenen an diesem Wochenende waren laut dem Portal "Vaticannews" rund 6.000 Pilger aus rund 90 Ländern nach Rom gekommen. Unter ihnen waren Inhaftierte mit Angehörigen, sowie Gefängnis-, Polizei- und Verwaltungspersonal. Leo appellierte auch an den Rest der Gesellschaft: "Tatsächlich verstehen es viele noch nicht, dass man nach jedem Sturz wieder aufstehen können muss, dass kein Mensch auf das reduziert werden darf, was er getan hat, und dass die Gerechtigkeit stets ein Prozess der Wiedergutmachung und der Versöhnung ist."
Franziskus Anliegen
Anlässlich dieses "Jubiläums der Hoffnung" hatte Papst Franziskus (2013-2025) neben den regulären Heiligen Pforten der vier römischen Papstbasiliken auch eine in der Haftanstalt Rebibbia in Rom geöffnet. Die symbolische Geste in einem der größten Gefängnisse Italiens sollte ein Zeichen der Hoffnung für alle Gefangenen weltweit sein.
Leos Vorgänger Franziskus waren bessere Bedingungen im Strafvollzug ein besonderes Anliegen. Mit Gefängnisbesuchen im In- und Ausland lenkte der an Ostermontag gestorbene Papst regelmäßig die mediale Aufmerksamkeit auf die Zustände in Haftanstalten. In Italien sind diese wegen Überbelegung und Personalmangel oft prekär - regelmäßig kommt es zu Suiziden und Aufständen. Der aktuelle Papst Leo XIV. empfing im August drei Häftlinge aus Venedig im Vatikan.