Papst kondoliert Japan nach Ermordung von Shinzo Abe

"Sinnlose Tat"

Nach der Ermordung des ehemaligen japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe hat Papst Franziskus sein Beileid übermittelt. Der Papst traf Abe bei seinem Japan Besuch 2019 persönlich und habe Eindruck auf den Papst gemacht.

Papst Franziskus trifft Shinzo Abe (r), Premierminister von Japan / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus trifft Shinzo Abe (r), Premierminister von Japan / © Gregorio Borgia ( dpa )

"Mit tiefer Traurigkeit" habe das Kirchenoberhaupt von der Ermordung erfahren, heißt es in einem von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin unterzeichneten Telegramm an den päpstlichen Botschafter in Tokio. Der Papst spreche Abe Familie, seinen Freunden und dem ganzen Volk sein herzliches Beileid aus, heißt es in dem Schreiben weiter. Nach "dieser sinnlosen Tat" bete er dafür, "dass die japanische Gesellschaft in ihrem historischen Engagement für Frieden und Gewaltlosigkeit gestärkt wird".

Abe-Attentäter ging es angeblich um religiöse Verbindung

Der Attentäter des früheren japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe soll ursprünglich den Anführer einer religiösen Gruppe zum Ziel gehabt haben. Das habe der am Vortag festgenommene 41-jährige Japaner beim Verhör ausgesagt, erfuhr die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Samstag aus Ermittlerkreisen. Der Mann hatte am Vortag Abe während einer Wahlkampfrede in der Stadt Nara auf offener Straße aus drei Meter Entfernung von hinten mit einer selbstgebauten Waffe erschossen.

Ein Mann betet, nachdem er einen Blumenstrauß in der Nähe des Ortes abgelegt hat, an dem der ehemalige japanische Premierminister Shinzo Abe erschossen wurde / © Hiro Komae/AP (dpa)
Ein Mann betet, nachdem er einen Blumenstrauß in der Nähe des Ortes abgelegt hat, an dem der ehemalige japanische Premierminister Shinzo Abe erschossen wurde / © Hiro Komae/AP ( dpa )

Der 67-jährige frühere Regierungschef Abe war am Freitag bei einem Wahlkampfauftritt in Nara niedergeschossen worden. Er erlag kurz darauf seinen Verletzungen. Abe war 2006 bis 2007 sowie von 2012 bis 2020 Ministerpräsident in Japan gewesen. Im November 2019 hatte Papst Franziskus Japan besucht und war dort auch mit Abe zusammengetroffen.

Eine umstrittene Person

Bereits am Freitagabend hatte der vatikanische Außenbeauftragte, Erzbischof Paul Gallagher, Abe als einen Mann gewürdigt, "der über die Grenzen Japans hinaus großen Einfluss hatte". Zwar sei er auch "eine sehr umstrittene Person, aber ein Mann mit Prinzipien" gewesen, mit "mit einem großen Sinn für das Gemeinwohl seines Volkes", so Gallagher im italienischen TV-Sender TG1.

Unterdessen sind die Motive des Täters weiter unklar. Japanische Medien berichteten am Samstag unter Berufung auf Ermittlerkreise, der Mann habe womöglich aus Hass auf die Moon-Sekte ("Vereinigungskirche") gehandelt, der Abe angeblich wohlgesinnt sei.

Quelle:
KNA