Papst-Gesandter Zuppi lobt Trumps Ukraine-Friedensinitiative

"Zwei Kontrahenten allein reichen nicht"

Kardinal Matteo Zuppi hat das Friedensengagement des US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump im Krieg zwischen Russland und der Ukraine gewürdigt. "Trumps Friedensinitiative hat eine Menge bewegt", sagte er dem "Spiegel".

Ein Ort der Diplomatie und des Dialogs: Im Vatikan unterhalten sich am Tag der Beerdigung von Papst Franziskus der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (r) und US-Präsident Donald Trump. / © Uncredited/Ukrainian Presidential Press Service/AP (dpa)
Ein Ort der Diplomatie und des Dialogs: Im Vatikan unterhalten sich am Tag der Beerdigung von Papst Franziskus der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (r) und US-Präsident Donald Trump. / © Uncredited/Ukrainian Presidential Press Service/AP ( dpa )

Trumps Eingreifen sei entscheidend dafür gewesen, dass der Dialog mit Russland und der Ukraine wieder aufgenommen worden sei, ergänzte der Friedensbotschafter des Papstes für den Ukrainekrieg am Sonntag.

Kardinal Matteo Zuppi / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Matteo Zuppi / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Die Diplomatie können jetzt wieder Möglichkeiten ausloten, verstehen, was die andere Seite wolle und welche Sicherheitsgarantien es geben müsse. Der Vorsitzende der italienischen Bischofskonferenz erklärte weiter, die Hoffnung auf Frieden sei durch Trumps Vorstoß gestiegen.

"Und wir sehen: Es braucht mindestens drei Parteien für einen Frieden, zwei Kontrahenten allein reichen nicht."

Zuppi erläuterte, im Ukraine-Konflikt spreche man aktuell eher von einem "akzeptablen" als von einem "gerechten" Frieden, der angestrebt werde. "Frieden und Gerechtigkeit sind wie siamesische Zwillinge, die einander zum Leben brauchen. Aber nicht immer wachsen sie im gleichen Maße."

Zuppi berichtete, der Vatikan sei auch im Russland-Ukraine-Konflikt weiterhin humanitär tätig. "Die Möglichkeiten, nach Russland entführte ukrainische Kinder und Jugendliche heimzuholen, sind größer geworden. Aber es geht langsam voran, auch beim Austausch von Kriegsgefangenen und den sterblichen Überresten von Gefallenen."

Zuppi fordert mehr Engagement von den Vereinten Nationen

Der Erzbischof von Bologna forderte mehr Engagement von den Vereinten Nationen: "Wenn es keine überstaatlichen Entitäten mehr gibt, dann gewinnt die Logik des Stärkeren, die immer die gefährlichere ist." Die wahre Stärke liege aber im Recht und in den Instrumenten, die Frieden ermöglichen könnten. Um nachhaltig Frieden zu stiften, brauche es Beharrlichkeit, so Zuppi. 

"Es geht darum, mögliche Verhandlungsspielräume zu finden." Der Kardinal lud dazu ein, auch im Alltag in den eigenen Beziehungen und Worten entwaffnend und friedensstiftend zu wirken.

Kirche als Handwerkerin des Friedens

Die Stärke der Kirche als Friedensvermittlerin sieht Zuppi in ihrer Freiheit von eigenen Interessen neben dem Frieden: "Ein Christ ist kein Pazifist, sondern ein Friedensstifter, ein Handwerker des Friedens. Sicherlich radikal, weil es im Kampf gegen das Böse keine halben Sachen gibt." 

Papst Franziskus und Wladimir Putin / © Romano Siciliani / Vatican News (KNA)
Papst Franziskus und Wladimir Putin / © Romano Siciliani / Vatican News ( KNA )

Der verstorbenen Papst Franziskus habe sich im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine für einen Dialog mit Moskau eingesetzt, aber er habe nie den Aggressor mit dem Angegriffenen auf eine Stufe gestellt. Das sei falsch dargestellt und für politische Zwecke instrumentalisiert worden.

Der Vatikan werde sich humanitär und diplomatisch weiterhin für den Frieden einsetzen, auch in oft vergessenen Konflikten wie im Sudan.

In Gaza herrsche "enormes Leid", sagte Zuppi."Ich bin kein Träumer. Ich sehe, wie komplex die Situation ist. Aber nur der Dialog kann langfristig ein Ende der Gewalt bewirken." In einem ersten Schritt müssten sich alle für einen Waffenstillstand einsetzen.

Zuppi (69), seit 2015 Erzbischof von Bologna und seit 2022 Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, war in den vergangenen drei Jahren wiederholt als Sondergesandter des Papstes für einen Dialog zwischen Russland und der Ukraine im Einsatz.

Vatikandiplomatie

Der Heilige Stuhl unterhält derzeit diplomatische Beziehungen zu 183 Staaten weltweit. Hinzu kommen die EU und der Souveräne Malteserorden. 88 Staaten sowie die EU und der Malteserorden lassen ihre Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom residieren. Ferner sind die Arabische Liga, die Internationale Organisation für Migration und das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR mit eigenen Gesandten beim Vatikan vertreten.

Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds (dpa)
Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds ( dpa )

 

Quelle:
KNA