Vor dem mit Spannung erwarteten Treffen mit Wladimir Putin am Freitag in Alaska versucht Donald Trump, die Erwartungen herunterzuschrauben, die er selbst geschürt hatte. Es könne sein, dass ein zweites Treffen stattfinde - vielleicht aber auch nicht.
Mal droht er Russland mit "schwerwiegenden Konsequenzen", sollte es den Krieg gegen die Ukraine nicht beenden. Zugleich schlägt er einen "Gebietstausch" als Weg zum Frieden vor. Tatsächlich weiß wohl auch der US-Präsident nicht so genau, was die Unterredung mit dem Kreml-Chef erbringen wird.
In Berlin versuchte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zusammen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, Trump im Vorfeld die europäische Perspektive näherzubringen. Sogar mit seinem argentinischen Amtskollegen Javier Milei telefonierte Selenskyj.
Milei gilt als Ukraine-Unterstützer und als einer der wenigen westlichen Regierungschefs, die einen guten Draht zu Trump haben. Die "New York Times" will nach der Videoschalte mit den Europäern zumindest einen anderen Ton im Weißen Haus wahrgenommen haben. Die "Washington Post" resümierte: "Europäer und Selenskyj betonen Einigkeit mit Trump vor Putin-Gipfel in Alaska".
Für Trump wird Putin zunehmend zu einer Belastung. Im Präsidentschaftswahlkampf im vergangenen Jahr hatte der spätere Sieger vollmundig angekündigt, er könnte mit einem Anruf den Ukraine-Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden. Doch er schaffte es bislang nicht: Russland greift weiter Ziele in der Ukraine an, täglich sterben auf beiden Seiten viele Menschen. Bei den US-Wählern wird die milliardenteure Ukraine-Hilfe immer unpopulärer.
Papst meldet sich zu Wort
Unterdessen fasste Papst Leo XIV. bei Ankunft in seiner italienischen Sommerresidenz Castel Gandolfo die Hoffnungen vieler in wenigen Worten zusammen. "Ich hoffe, die Gewalt hört auf und es kommt zu einer Einigung", sagte er. Dieser sinnlose Krieg dauere schon viel zu lang. "Man muss immer den Dialog suchen und diplomatisch arbeiten, statt auf Gewalt und Waffen zu setzen", betonte das Kirchenoberhaupt.
Der griechisch-katholische Bischof von Donezk, Maksym Ryabukha, appellierte an die Weltöffentlichkeit, das Leid der Betroffenen in der Ostukraine nicht zu vergessen. "Am schmerzlichsten ist, dass zivile Gebiete bombardiert werden und die Welt zu diesem Massaker schweigt", sagte er dem katholischen Hilfswerk "Kirche in Not". Die Lage werde immer dramatischer. Drohnen machten die Orte auch für Zivilisten unsicher. "Entlang der Frontlinie schlafen Menschen nachts im Freien aus Angst vor Angriffen. Ich habe Familien getroffen, die nur knapp Bombenexplosionen entkommen sind. Solche Erlebnisse erschüttern zutiefst", berichtete der Bischof. Alle Kirchen dort seien geschlossen. Es sei verboten, sie zu besuchen. Dutzende Pfarreien seien zerstört, besetzt oder geschlossen.
In der US-Großstadt Anchorage, wo das Treffen zwischen Trump und Putin stattfinden soll, versammelten sich derweil laut örtlichen Medienberichten zahlreiche ukrainische Flüchtlinge, um für ein Ende des Krieges in ihrer Heimat zu beten. "Grenzen haben sich schon immer verschoben, aber unser Hauptaugenmerk liegt darauf, dass der Krieg aufhört und keine Bomben mehr fallen", wird einer von ihnen zitiert.