Papst Leo XIV. hat erneut eindringlich Frieden für die Menschen in Gaza gefordert. "Es gibt keine Zukunft, die auf Gewalt, Zwangsexil oder Rache basiert", sagte er am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Eigens grüßte er Vertreter verschiedener katholischer Vereinigungen, die sich für Solidarität mit der Bevölkerung im Gazastreifen einsetzen.
"Ich schätze eure Initiative und viele andere in der ganzen Kirche, die Nähe zu den Brüdern und Schwestern ausdrücken, die in diesem gequälten Land leiden", so der Papst, ohne Namen von Organisationen oder Initiativen zu nennen. "Die Völker brauchen Frieden; wer sie wirklich liebt, setzt sich für den Frieden ein."
"Priester gegen Völkermord in Gaza"
Vor einigen Wochen hatte sich eine Initiative namens "Priester gegen den Völkermord in Gaza" formiert, die für Montag zu Protesten in Rom aufruft. In einer Petition fordern sie neben einem Ende des "Genozids" an der Bevölkerung im Gazastreifen auch einen Waffenstillstand, die Freilassung der Hamas-Geiseln und die Einhaltung des humanitären Völkerrechts. Laut Medienberichten haben rund 1.200 Priester aus mehr als 30 Ländern die Erklärung unterzeichnet, darunter mehrere Bischöfe sowie ein Kardinal.
Die Initiative wirbt unter anderem mit dem Satz "Christus starb in Gaza" gegen die in ihren Augen systematische Vernichtung der Palästinenser durch Israel. Für Montag ist in Rom eine öffentliche Gebetskundgebung geplant, "um die Verurteilung des anhaltenden Völkermords zu bekräftigen und den Stimmlosen eine Stimme zu geben".
Leo XIV.: Kein offizielles Statement zum Thema
Papst Leo XIV. äußerte sich zuletzt sehr vorsichtig zu dem Thema. In einem in dieser Woche veröffentlichten Interview des US-Onlinemagazins "Crux" sagte er, das Wort "Völkermord" werde immer häufiger verwendet. "Offiziell glaubt der Heilige Stuhl nicht, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt eine Erklärung dazu abgeben können", sagte er auf die Frage der Journalistin Elise Ann Allen. "Es gibt eine sehr technische Definition dessen, was Völkermord sein könnte, aber immer mehr Menschen sprechen das Thema an."
Papst Franziskus (2013-2025) hatte im vergangenen Herbst für Aufsehen durch Aussagen in einem Buch gesorgt. Im Vorwort des Buchs "Hoffnung enttäuscht nie" schrieb er: "Nach Ansicht einiger Experten weist das Geschehen in Gaza die Merkmale eines Völkermords auf. Wir sollten sorgfältig prüfen, ob es in die von Juristen und internationalen Gremien formulierte technische Definition passt." Kritiker warfen ihm vor, er habe sich ohne Not in einem Buch zu einem so heiklen Thema geäußert.
Laut Medienberichten dauert die Bodenoffensive israelischer Truppen im Gazastreifen an. Der Pfarrer der katholischen Gemeinde in Gaza, Gabriel Romanelli, sprach von vielen Toten. Das Pfarreizentrum liegt im Westen der Stadt, in der die israelische Armee den letzten Rückzugsort der Terrororganisation Hamas vermutet. Zugleich halten sich dort noch immer Hunderttausende Zivilisten auf. Unterdessen werden weltweit Proteste gegen den seit 7. Oktober 2023 dauernden Krieg organisiert.