Papst erweitert das Kardinalskollegium um 19 Mitglieder

Konsistorium mit Überraschungen

Es ist das erste Konsistorium unter Papst Franziskus. Und der setzt bei der Ernennung neuer Kardinäle Akzente, manche überraschend. Viele der Neuen kommen von weit her, wo die Kirche derzeit wächst.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Kardinäle im Petersdom (KNA)
Kardinäle im Petersdom / ( KNA )

Nur wenige Vertreter der römischen Kurie ziehen an diesem Samstag neu in den Kirchensenat ein. Dafür sind die Lateinamerikaner mit sechs neuen Purpurträgern stark vertreten. Die Europäer stellen künftig nur noch die Hälfte der Papstwähler. Zudem hat Franziskus nicht nur die klassischen Kardinalssitze bedacht und die "gesetzten" Kandidaten in das exklusive Gremium aufgenommen.

Mehrfach gab er Seelsorgern aus der zweiten Reihe den Vorzug, womit er die Geografie des Kollegiums verändert und für den Kreis der Papstwähler eigene Akzente gesetzt hat.

Franziskus hat sein wichtigstes Beratergremium noch einmal internationaler gemacht. Die Europäer stellen künftig mit 61 Kardinälen nun nicht mehr die Mehrheit. Das zweitgrößte Kontingent im Kreis der Papstwähler bilden die Lateinamerikaner (19), gefolgt von den Nordamerikanern (15). Auffallend war, dass kein einziger USA-Bischof bei Konsistorium neu einzieht. Prominente Diözesen wie Los Angeles, Detroit oder Philadelphia bleiben diesmal außen vor. Asien und Afrika sind mit jeweils 13 Kandidaten vertreten, ein Papstwähler kommt aus Ozeanien.

Erzbischof Müller bekommt Kardinalspurpur

Erwartungsgemäß erhält der neue Staatssekretär Pietro Parolin den Kardinalspurpur, ebenso die neuen Chefs der Glaubens- und der Kleruskongregation, Gerhard Ludwig Müller und Beniamino Stella.

Immerhin hatte Müller bereits beim Konsistorium vor eineinhalb Jahren mit dem Kardinalspurpur rechnen können.

Überraschend ist dagegen die Nominierung des neuen Generalsekretärs der Bischofssynode, Lorenzo Baldisseri. Seine Vorgänger erhielten diese Auszeichnung allenfalls nach vielen Jahren im Dienst - oder erst in einem späteren Amt. Ein klares Signal, dass Franziskus der Synode mehr Gewicht geben will - und sie damit auch protokollarisch den Kongregationen zumindest gleichstellt.

Keine Berücksichtigung finden im ersten Konsistorium von Franziskus die Präsidenten der Päpstlichen Räte, von denen vier weiterhin ohne Kardinalsbirett bleiben. Er bestätigt damit die Vermutung, dass die Leiter der "kleinen Ministerien" künftig nicht automatisch den Kardinalspurpur erhalten - zugunsten von Erzbischöfen aus der Weltkirche, für die somit vergleichsweise mehr Plätze zur Verfügung standen.

Kardinalsehre für Nachfolger in Buenos Aires

Erwartbar war, dass der neue Papst seinen Nachfolger in Buenos Aires zum Kardinal machen würde, ebenso den Primas aus Chile sowie den Erzbischof von Rio de Janeiro. Nicht zu erwarten war aber, dass er Managua in Nicaragua, und erst recht nicht, dass er die Diözese Les Cayes auf Haiti berücksichtigte. Auch aus Afrika und Asien kamen nicht nur die ganz prominenten Bischofssitze zur Kardinalsehre. Dass zwei Erzbischöfe aus Burkina Faso und der Elfenbeinküste gewählt wurden, verstärkt das Gewicht jener Region. Die Erhebung des Oberhirten der koreanischen Hauptstadt Seoul war erwartet worden, nicht dagegen, dass für die Philippinen der Erzbischof von Cotabato neu zu den Papstwählern hinzukommt.

Für Europa kreierte Franziskus ebenfalls "nur" zwei neue Kardinäle.

Der Ernennung von Vincent Gerard Nichols aus Westminster war zu erwarten. Die sicher größte Überraschung war dann, dass Gualtiero Bassetti aus Perugia nominiert wurde - als einziger italienischer Diözesanbischof. Gewichtige Diözesen wie Venedig und Turin blieben außen vor, ebenso Brüssel, Lissabon oder traditionelle Kardinalssitze in Spanien.

Franziskus vergrößert mit seinem ersten Konsistorium das Kardinalskollegium auf 218 Mitglieder. Im Kreis der Papstwähler überschreitet er die Obergrenze von 120 um zwei. Allerdings scheiden im Lauf der nächsten zwölf Monate wenigstens elf Mitglieder aus Altersgründen aus diesem Kreis aus. Beobachter spekulieren daher bereits, dass Franziskus schon im Februar 2015 ein nächstes Konsistorium einberufen könnte - vielleicht erneut im Kontext großer Kirchenkonferenzen.


Papst Franziskus (dpa)
Papst Franziskus / ( dpa )
Quelle:
KNA