Papst beklagt allgemeine Aufrüstung in Botschaft zum Weltfriedenstag

Mehr Geld denn je für Waffen

Papst Leo XIV. ruft in seiner ersten Botschaft zum Weltfriedenstag zu ideologischer und militärischer Abrüstung auf. Von diesem Wunsch ist die Realität weit entfernt. Die Zahl der Kriege und Waffenexporte steigt.

Autor/in:
Burkhard Jürgens
Papst Leo XIV. (Archiv) / © Paolo Galosi/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Papst Leo XIV. (Archiv) / © Paolo Galosi/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

In seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar äußert Papst Leo XIV. Sorge über eine allgemeine Aufrüstung - auch in den Köpfen und der politischen Rhetorik. Der Trend zu einseitiger Interessendurchsetzung in einer "konfrontativen Logik", wie Leo XIV. schreibt, spiegelt sich in der Rüstungsproduktion. Entsprechende Aufwendungen wachsen seit Jahren und erreichten 2024 einen neuen globalen Höchststand.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres / © Albin Lohr-Jones (dpa)
UN-Generalsekretär Antonio Guterres / © Albin Lohr-Jones ( dpa )

Die Vereinten Nationen bezifferten die Ausgaben für Waffen weltweit in einem jüngsten Bericht mit über 2,7 Billionen US-Dollar, das sind 334 Dollar (284 Euro) für jeden Menschen der Erde. UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte bei der Vorstellung des Berichts im September, die Summe sei fast das Dreizehnfache dessen, was die reichen Länder der Erde für gerechte und nachhaltige Entwicklung investieren. Das Missverhältnis stelle eine ernsthafte Bedrohung für den Frieden und die Zukunft der Menschheit dar.

Unter Bezug auf die gleichen Zahlen verurteilte auch der diplomatische Vertreter des Vatikans bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Ettore Balestrero, den "enormen Anteil der menschlichen und wirtschaftlichen Ressourcen, die für die Rüstung aufgewendet werden". Das Ungleichgewicht sei ein "Skandal".

Erzbischof Ettore Balestrero / © Tobias Käufer (KNA)
Erzbischof Ettore Balestrero / © Tobias Käufer ( KNA )

Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri steigerten die 100 größten Rüstungsunternehmen der Welt im vergangenen Jahr ihre Umsätze um knapp sechs Prozent auf rund 679 Milliarden US-Dollar (585 Milliarden Euro), so viel wie nie zuvor.

Konflikte nehmen zu

Auch die Zahl der Krisen und Kriege stieg auf den höchsten Stand seit 1946. Das Osloer Institut Prio verzeichnete im Jahr 2024 in 36 Ländern insgesamt 61 Konflikte mit mindestens einer staatlichen Kriegspartei. Zusammen mit 74 nichtstaatlichen Konflikten kosteten sie rund 129.000 Menschen das Leben. Acled, eine nichtstaatliche Organisation mit Sitz in den USA, veranschlagt die Zahl der Konflikttoten 2024 sogar auf 233.000 Todesopfer.

Sipri führt das Umsatzplus der Rüstungsfirmen insbesondere auf die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten zurück. Demach ließ der ukrainische Bedarf den Umsatz von Produzenten aus Europa um etwa 13 Prozent auf 151 Milliarden Dollar wachsen. Erstmals seit 2018 konnten laut Sipri die fünf größten Rüstungsproduzenten - die US-Unternehmen Lockheed Martin, RTX, Northrop Grumman und General Dynamics sowie die britischen BAE Systems - alle ihre Umsätze steigern.

Die Bundesregierung genehmigte 2024 Rüstungsexporte im Wert von 15,69 Milliarden Euro, deutlich mehr als in den Vorjahren. Militärisches Gerät und Waffen im Umfang von 8,1 Milliarden Euro gingen in die Ukraine; andere wichtige Zielländer waren Singapur, Algerien und die Türkei.

Evangelische Kirche für Wehrfähigkeit

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) veröffentlichte im November eine neue Friedensdenkschrift. Darin betont sie den Erhalt staatlicher Integrität als unabdingbar für Frieden und nennt auch den Besitz von Nuklearwaffen unter Umständen notwendig. Die EKD-Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehrs erklärte, ein Staat dürfe und müsse "die Werkzeuge zur Verfügung haben, um seine Bürgerinnen und Bürger zur Not vor Gewalt zu schützen".

Bischöfin Kirsten Fehrs / © Katharina Gebauer (KNA)
Bischöfin Kirsten Fehrs / © Katharina Gebauer ( KNA )

Das Grundlagenpapier "Welt in Unordnung - Gerechter Frieden im Blick" ist die erste große friedensethische Positionierung der deutschen Protestanten seit 2007. Christliche Friedensgruppen kritisierten die Denkschrift. Mit der Friedensbotschaft des Papstes erhalten sie weiteren Rückhalt.

Katholischer Weltfriedenstag

Der katholische Weltfriedenstag wird alljährlich am Neujahrstag begangen, der zugleich das Hochfest der Gottesmutter Maria ist. Papst Paul VI. führte den Weltfriedenstag zu Neujahr 1968 ein, um angesichts zahlreicher Kriege in der Welt den Frieden stärker in den Vordergrund zu rücken.

Seither veröffentlichen die Päpste vorab eine Botschaft zu diesem Gedenktag, in der sie jeweils einen selbstgewählten Aspekt des Themas vertiefen. Das Dokument entsteht in enger Zusammenarbeit mit der päpstlichen Entwicklungsbehörde, die für die Anliegen Gerechtigkeit und Frieden zuständig ist.

Friedenstaube, Symbol für den Frieden / © Velishchuk Yevhen (shutterstock)
Friedenstaube, Symbol für den Frieden / © Velishchuk Yevhen ( shutterstock )
Quelle:
KNA