In seiner Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar äußert Papst Leo XIV. Sorge über eine allgemeine Aufrüstung - auch in den Köpfen und der politischen Rhetorik. Der Trend zu einseitiger Interessendurchsetzung in einer "konfrontativen Logik", wie Leo XIV. schreibt, spiegelt sich in der Rüstungsproduktion. Entsprechende Aufwendungen wachsen seit Jahren und erreichten 2024 einen neuen globalen Höchststand.
Die Vereinten Nationen bezifferten die Ausgaben für Waffen weltweit in einem jüngsten Bericht mit über 2,7 Billionen US-Dollar, das sind 334 Dollar (284 Euro) für jeden Menschen der Erde. UN-Generalsekretär António Guterres kritisierte bei der Vorstellung des Berichts im September, die Summe sei fast das Dreizehnfache dessen, was die reichen Länder der Erde für gerechte und nachhaltige Entwicklung investieren. Das Missverhältnis stelle eine ernsthafte Bedrohung für den Frieden und die Zukunft der Menschheit dar.
Unter Bezug auf die gleichen Zahlen verurteilte auch der diplomatische Vertreter des Vatikans bei den Vereinten Nationen in Genf, Erzbischof Ettore Balestrero, den "enormen Anteil der menschlichen und wirtschaftlichen Ressourcen, die für die Rüstung aufgewendet werden". Das Ungleichgewicht sei ein "Skandal".
Laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri steigerten die 100 größten Rüstungsunternehmen der Welt im vergangenen Jahr ihre Umsätze um knapp sechs Prozent auf rund 679 Milliarden US-Dollar (585 Milliarden Euro), so viel wie nie zuvor.
Konflikte nehmen zu
Auch die Zahl der Krisen und Kriege stieg auf den höchsten Stand seit 1946. Das Osloer Institut Prio verzeichnete im Jahr 2024 in 36 Ländern insgesamt 61 Konflikte mit mindestens einer staatlichen Kriegspartei. Zusammen mit 74 nichtstaatlichen Konflikten kosteten sie rund 129.000 Menschen das Leben. Acled, eine nichtstaatliche Organisation mit Sitz in den USA, veranschlagt die Zahl der Konflikttoten 2024 sogar auf 233.000 Todesopfer.
Sipri führt das Umsatzplus der Rüstungsfirmen insbesondere auf die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten zurück. Demach ließ der ukrainische Bedarf den Umsatz von Produzenten aus Europa um etwa 13 Prozent auf 151 Milliarden Dollar wachsen. Erstmals seit 2018 konnten laut Sipri die fünf größten Rüstungsproduzenten - die US-Unternehmen Lockheed Martin, RTX, Northrop Grumman und General Dynamics sowie die britischen BAE Systems - alle ihre Umsätze steigern.
Die Bundesregierung genehmigte 2024 Rüstungsexporte im Wert von 15,69 Milliarden Euro, deutlich mehr als in den Vorjahren. Militärisches Gerät und Waffen im Umfang von 8,1 Milliarden Euro gingen in die Ukraine; andere wichtige Zielländer waren Singapur, Algerien und die Türkei.
Evangelische Kirche für Wehrfähigkeit
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) veröffentlichte im November eine neue Friedensdenkschrift. Darin betont sie den Erhalt staatlicher Integrität als unabdingbar für Frieden und nennt auch den Besitz von Nuklearwaffen unter Umständen notwendig. Die EKD-Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehrs erklärte, ein Staat dürfe und müsse "die Werkzeuge zur Verfügung haben, um seine Bürgerinnen und Bürger zur Not vor Gewalt zu schützen".
Das Grundlagenpapier "Welt in Unordnung - Gerechter Frieden im Blick" ist die erste große friedensethische Positionierung der deutschen Protestanten seit 2007. Christliche Friedensgruppen kritisierten die Denkschrift. Mit der Friedensbotschaft des Papstes erhalten sie weiteren Rückhalt.