Welche Oster-Regeln gelten in den verschiedenen Bistümern?

Ostern in die Kirche?

Gottesdienste ja, Prozessionen nein? In den Bistümern gibt es unterschiedliche Regelungen zu liturgischen Feiern über die Kar- und Ostertage. Wir geben einen Überblick über die Empfehlungen der Diözesen. 

Stream oder Präsenzgottesdienst an Ostern? Beides geht.  / © Corinne Simon (KNA)
Stream oder Präsenzgottesdienst an Ostern? Beides geht. / © Corinne Simon ( KNA )

In der Nacht auf Dienstag hatten die Ministerpräsidenten der Länder und Bundeskanzlerin Angela Merkel beschlossen, die Kirchen zu bitten, Gottesdienste an Ostern nur virtuell zu feiern. Bei Katholiken und Protestanten war das bundesweit auf Widerstand gestoßen. 

NRW: Bistümer halten an Ostergottesdiensten fest

Die fünf katholischen Bistümer in Nordrhein-Westfalen wollen nicht auf Präsenzgottesdienste von Gründonnerstag bis Ostern verzichten. "Wir werden dafür werben, dass wir in aller Vorsicht und mit allen Maßgaben Gottesdienste feiern und diese Gottesdienste auch in Präsenz feiern können", so der Leiter des Katholischen Büros Nordrhein-Westfalen, Antonius Hamers im DOMRADIO.DE-Interview. Gerade mit Blick auf Ferienflüge nach Mallorca sei die Bitte, auf Präsenzgottesdienste zu verzichten "wirklich schräg".

Im Bistum Aachen sind Gottesdienste mit Teilnehmern vor Ort auch in der Karwoche und an den Osterfeiertagen erlaubt. "Dort, wo Pfarreien dies weiterhin ermöglichen können, unter anderem durch Einhalten der bewährten Hygienestandards und der Abstandsregel, sind Präsenzgottesdienste weiterhin erwünscht", sagte Generalvikar Andreas Frick am Donnerstag. Voraussetzung seien die Vorgaben der Corona-Schutzverordnung. "Wir als Kirche wollen in diesen schwierigen Corona-Zeiten weiterhin persönlich für die Menschen da sein und ihnen Halt bieten", betonte Frick.

Zugleich plant das Bistum wie bereits zu Weihnachten Livestreams aus dem Aachener Dom. Die Gottesdienste am Gründonnerstag, Karfreitag, in der Osternacht, Ostersonntag und Ostermontag können erneut digital per Video über die Internetseite www.bistum-aachen.de sowie über den Youtube-Kanal des Bistums verfolgt werden.

Erzbistum Berlin: Verschiedene Gottesdienstformen

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hat mit Enttäuschung auf die Corona-Beschlüsse reagiert. Eigentlich habe die Politik zugesagt, dass es in diesem Jahr nicht so laufen solle wie 2020, sagte Koch am Mittwoch im rbb-Inforadio. Zudem habe die Kirche sehr gute Hygiene- und Abstandskonzepte. 

Nach aktuellem Planungsstand solle es verschiedene Gottesdienstformen zu Ostern geben, sagte Koch. Online-Gottesdienste gehörten ebenso dazu wie Gottesdienste im Freien. "Und es wird wahrscheinlich die Möglichkeit geben, unter sehr begrenzten Bedingungen auch Gottesdienste live zu halten", so der Erzbischof. Er appellierte an Besucher, Selbsttests durchzuführen. "Und wir werden rigoros auf die Einhaltung der Bedingungen achten."

Erzbistum Hamburg: Präsenzgottesdienste anbieten

Entgegen dem ursprünglichen Appell der Politik will das katholische Erzbistum Hamburg Präsenzgottesdienste an den Kar- und Ostertagen anbieten. Das schreibt Generalvikar Ansgar Thim in einem am Donnerstag in Hamburg veröffentlichten Brief an die Pfarrer und Verantwortlichen in den 41 Pfarreien des Erzbistums zwischen Flensburg und Neubrandenburg. Für die Gläubigen seien der Kirchgang und die Feier der österlichen Tage essenzieller Bestandteil des eigenen Glaubenslebens und gerade in dieser Zeit ein großes Bedürfnis.

"Wir gehen nicht leichtfertig oder sorglos mit der aktuellen Lage um." Das Infektionsgeschehen vor Ort werde im Blick behalten, so Thim.

Bistum Hildesheim: Bischof Wilmer bittet darum, Präsenzgottesdienste zu feiern

Der katholische Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer bittet die Kirchengemeinden in seinem Bistum, zu Ostern Gottesdienste mit Besuchern zu feiern. Zu dieser Empfehlung sei er nach gemeinsamen Beratungen der katholischen und evangelischen Bischöfe in Niedersachsen sowie mit weiteren Verantwortlichen in seiner Diözese gelangt, teilte das Bistum Hildesheim am Donnerstag auf seiner Internetseite mit.

"Die Gottesdienste sollen nach Möglichkeit präsent gefeiert werden", heißt es dort. Dort, wo es technisch möglich sei, sollten sie zudem digital übertragen werden. Die geltenden Hygienevorschriften sollten eingehalten werden und die Gottesdienste nicht länger als eine Stunde dauern. Die Entscheidung, einen Gottesdienst abzusagen - zum Beispiel wegen erhöhter Inzidenzwerte -, liege jedoch bei den einzelnen Kirchengemeinden. Über weitere Details werde Wilmer die Kirchengemeinden noch in einem Brief informieren.

Bistum Erfurt: Besuch der Gottesdienste ist Abwägungssache

Das Bistum Erfurt appelliert mit Blick auf die Ostergottesdienste an die Eigenverantwortung der Katholiken. Unter strengen Hygieneauflagen fänden Präsenzgottesdienste statt, die Gläubigen sollten aber "gut abwägen, ob sie sich für den Besuch von Gottesdiensten anmelden", teilte die Bistumsleitung mit. Die vergangenen Monate hätten gezeigt, dass die Schutzkonzepte wirksam seien, dennoch ließen sich die Kar- und Ostertage auch auf andere Weise geistlich begehen.

Bischof Ulrich Neymeyr verweist dazu in seinem Hirtenbrief auf Möglichkeiten zur Mitfeier von Gottesdiensten im Radio, Fernsehen oder Internet. Weitere Möglichkeiten seien, so der Bischof, an öffentlich aufgestellten Kruzifixen zu beten oder öffentlich errichtete Kreuzwege im Kreis der Hausgemeinschaft als Kreuzwegandacht betend zu gehen. "Ich hoffe, dass Ihnen auch solche Gottesdienste Kraft aus dem Glauben geben", erklärte Neymeyr.

Bayerische Bistümer: Öffentliche Ostergottesdienste erlaubt

In Bayern kann es auch zwischen Gründonnerstag und Ostermontag uneingeschränkt Präsenzgottesdienste geben. Zugleich sollen verstärkt digitale Formate angeboten werden. Darauf hat sich die Staatsregierung mit den christlichen Kirchen und dem Landesverband der israelitischen Kultusgemeinden verständigt. Das bestätigte eine Sprecherin der Staatskanzlei der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag.

Der Leiter des Katholischen Büros Bayern, Prälat Lorenz Wolf, sagte der KNA, für die Präsenzgottesdienste blieben die seit Weihnachten geltenden Regeln mit Abstandsgeboten und Maskenpflicht in Kraft. Die Staatsregierung habe keine weiteren Auflagen verlangt. Allerdings müsse in Kommunen mit einem Inzidenzwert von mehr als 100 die damit verbundene nächtliche Ausgangssperre zwischen 22.00 und 5.00 Uhr beachtet werden. Davon betroffen sind vor allem die Gottesdienste in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag.

Bistum Würzburg: Gottesdienste ja, Prozessionen nein

Der Würzburger Generalvikar Jürgen Vorndran bat die Gemeinden seines Bistums um die Einführung eines Anmeldeverfahrens, sollten sie mit mehr Teilnehmern als durch die Abstandsregeln erlaubt rechnen. Zudem rief der Generalvikar dazu auf, verstärkt Gottesdienste zu streamen. So hätten Gläubige eine Wahlmöglichkeit, schrieb er in einem Rundbrief.

Verboten sind durch die Verordnung des Generalvikars bis 18. April Wallfahrten und Prozessionen. Die traditionelle Karfreitagsprozession in Lohr am Main war schon vor Wochen von der Pfarrei wie bereits im Vorjahr abgesagt worden.

Bistum Passau: "Das Hoffnungsfest schlechthin"

Der Passauer Bischof Stefan Oster äußerte sich dankbar für die gefundene Lösung: "Gerade Ostern ist das Hoffnungsfest schlechthin. Wir feiern den Sieg des Lebens über das Leiden und den Tod. Das ist doch gerade in dieser Pandemie-Zeit so herausragend wichtig - vor allem für einen gläubigen Menschen. Und wir haben spätestens an Weihnachten gezeigt, dass von unseren Gottesdiensten keine Gefahr ausgeht, vielmehr können sie Trost und Heilung für die Seele schenken."


Quelle:
DR , KNA , epd
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