Ökumenisches Gedenken an Würzburger Messerangriff

"Böses wird mit Bösem nicht überwunden"

Mit einem ökumenischen Gottesdienst hat Würzburg in der Marienkapelle an die Opfer des Messerangriffs vor einem Jahr erinnert. Am 25. Juni 2021 hatte ein Mann drei Frauen getötet und sechs weitere Menschen schwer verletzt.

Würzburg: Ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Marienkapelle ein Jahr nach der tödlichen Messerattacke / © Heiko Becker HMB Media (dpa)
Würzburg: Ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Marienkapelle ein Jahr nach der tödlichen Messerattacke / © Heiko Becker HMB Media ( dpa )

Man könne die Tat nicht verstehen, sagte der evangelische Dekan Wenrich Slenczka. Aber Rache führe nicht weiter. "Böses wird mit Bösem nicht überwunden."

Würzburg: Ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Marienkapelle, Dekan Domkapitular Stefan Gessner (l) und der evangelisch-lutherische Dekan Wenrich Slenczka / © Heiko Becker HMB Media (dpa)
Würzburg: Ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Marienkapelle, Dekan Domkapitular Stefan Gessner (l) und der evangelisch-lutherische Dekan Wenrich Slenczka / © Heiko Becker HMB Media ( dpa )

Hass zu schüren gegen ganze Menschengruppen sei ein "Missbrauch eines fürchterlichen Unglücks". Christus sei näher an den Opfern als jeder andere, denn er sei am Kreuz selbst zum Opfer geworden. Sein Weg könne "im Schrecken ein Trost" sein.

Rege Beteiligung am Gottesdienst

An dem Gottesdienst nahmen Vertreter der Sicherheitsbehörden und der Rettungskräfte, Angehörige der Opfer sowie Menschen teil, die während der Attacke Zivilcourage gezeigt hatten. Auch der in Würzburg ansässige Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, war zugegen.

Polizisten hatten den Angreifer durch einen Beinschuss gestoppt. Der Somalier hatte als Asylbewerber in einer Obdachlosenunterkunft gelebt und war vor der Tat mehrfach psychiatrisch behandelt worden. Auch danach wurde er zunächst in eine Psychiatrie eingewiesen.

Würzburg: Gedenken an die Opfer auf dem Barbarossaplatz / © Heiko Becker HMB Media (dpa)
Würzburg: Gedenken an die Opfer auf dem Barbarossaplatz / © Heiko Becker HMB Media ( dpa )

Derzeit steht er vor Gericht. Zum Auftakt des Prozesses räumte er die Tat ein. Ein zentraler Punkt der Verhandlung ist, ob er schuldfähig oder krank ist. Der Mann hatte unter anderem ausgesagt, "Stimmen" hätten ihm befohlen, Menschen zu töten.

Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt rief die Stadtgesellschaft dazu auf, sich durch die Tat nicht spalten zu lassen, auch wenn Gefühle von Abscheu und Wut verständlich seien.

Zugleich erinnerte er daran, dass unter den "Helden des 25. Juni" auch drei muslimische Bürger mit Migrationshintergrund gewesen seien.

Schweigeminute für die Opfer

Viele Menschen litten noch heute unter den Folgen der Tat, die Angehörigen der getöteten Frauen hätten einen unwiederbringlichen Verlust erlitten, so Schuchardt.

Polizisten stehen in der Würzburger Innenstadt / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Polizisten stehen in der Würzburger Innenstadt / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Dennoch habe es auch Beispiele für beeindruckende Zivilcourage gegeben. "Wir können uns glücklich schätzen, in einer Stadt zu leben, in der so viele Menschen so reagieren."

Nach dem Gottesdienst wurde am Ort des Angriffs mit einer Schweigeminute der Opfer gedacht. Viele Menschen hatten Blumen und Trauerbekundungen niedergelegt.

Bistum Würzburg

Blick auf die Würzburger Altstadt mit Marienkapelle (shutterstock)
Blick auf die Würzburger Altstadt mit Marienkapelle / ( shutterstock )

Dr. Franz Jung ist der 89. Bischof von Würzburg auf dem Stuhl des heiligen Burkard und direkter Nachfolger von Bischof Dr. Friedhelm Hofmann, der das Bistum Würzburg von 2004 bis 2017 leitete. Zur langen Liste von Würzburger Oberhirten, die seit der Gründung des Bistums im Jahr 742 an der Spitze der Kiliansdiözese standen, gehören die heiligen Bischöfe Bruno und Adalbero, bekannte Fürstbischöfe wie Julius Echter von Mespelbrunn, die Schönbornbrüder oder Franz Ludwig von Erthal sowie Hirten des 20. Jahrhunderts wie Matthias Ehrenfried, der spätere Kardinal Dr.

Quelle:
KNA