Putin warnt vor blutigem Kirchenkampf in Ukraine

Moskautreue Kirche gerät unter Druck

Russlands Präsident Wladimir Putin hat vor "blutigen" Kämpfen um orthodoxes Kircheneigentum in der Ukraine gewarnt.

Ukrainisch-orthodoxer Gottesdienst des Kiewer Patriarchats / © Andrey Lomakin (KNA)
Ukrainisch-orthodoxer Gottesdienst des Kiewer Patriarchats / © Andrey Lomakin ( KNA )

Der ukrainische Staat habe mit der Gründung einer neuen Kirche direkt in das kirchliche Leben eingegriffen, kritisierte Putin. Der russische Präsident äußerte sich am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Moskau. "So etwas hat es seit Sowjetzeiten nicht gegeben." Dadurch löse Kiew Streitigkeiten um Gotteshäuser aus und verletze die Religionsfreiheit, so Putin.

Er kritisierte auch die US-Regierung. Diese habe sich unzulässig für die Kirchengründung in der Ukraine eingesetzt. Die neue Kirche sei nicht unabhängig, sondern unterstehe dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I. Dieser wolle dadurch Einfluss gewinnen und vor allem Geld verdienen.

Am Wochenende neue Kirche gegründet

Die "Orthodoxe Kirche der Ukraine" hatte sich am Wochenende in Kiew mit Unterstützung des Patriarchen von Konstantinopel und von Staatspräsident Petro Poroschenko gegründet. Sie entsteht aus zwei vom Moskauer Patriarchat abgespaltenen Kirchen. Die Ukraine will sich dadurch auf religiösem Gebiet noch stärker von Russland abgrenzen.

Die russisch-orthodoxe Kirche und die Regierung in Moskau protestierten dagegen und werfen Kiew eine Verfolgung der in der Ukraine fortbestehenden moskautreuen Kirche vor.

Seit dem Ende der Sowjetunion 1991 gab es in der Ukraine drei große orthodoxe Kirchen: eine des Moskauer Patriarchats und zwei, die sich von diesem abgespalten hatten. Künftig bestehen in der ehemaligen Sowjetrepublik die "Ukrainisch-Orthodoxe Kirche" des Moskauer Patriarchats und die selbstständige (autokephale) "Orthodoxe Kirche der Ukraine".

Ukrainisches Parlament verlangt Umbenennung

Unterdessen verlangt das ukrainische Parlament eine Umbenennung der dem Moskauer Patriarchat unterstellten ukrainisch-orthodoxen Kirche.

Religionsgemeinschaften, deren Hauptsitz in einem Land liege, das die Ukraine militärisch angreife, müssten diese Zugehörigkeit in ihrem Namen angeben, heißt es in einem am Donnerstag beschlossenen Gesetzentwurf. Mit Ja stimmten 240 Abgeordnete, 31 mit Nein.

Demnach muss die Kirche nach Inkrafttreten des Gesetzes binnen vier Monaten ihren offiziellen Namen ändern. Zudem beschränkt das Gesetz die Militärseelsorge der moskautreuen Kirche, wie das Parlament auf seiner Website mitteilte. Bisher nennt sie sich selbst "Ukrainische Orthodoxe Kirche". Sie müsse sich klar als ausländische Kirche kennzeichnen, fordern Abgeordnete. Der Kirche wird seit langem vorgeworfen, im Ukraine-Konflikt auf der Seite von Kreml-Chef Wladimir Putin zu stehen.

 

Patriarch Kyrill I. mit Wladimir Putin (r.) / © Alexander Zemlianichenko (dpa)
Patriarch Kyrill I. mit Wladimir Putin (r.) / © Alexander Zemlianichenko ( dpa )
Quelle:
KNA
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