Missbrauchsvorwürfe gegen Friedensnobelpreisträger Belo

Hat der ehemalige Bischof von Osttimor Jungen missbraucht?

Dem früheren Bischof von Osttimor und Friedensnobelpreisträger Belo wird vorgeworfen, über mehrere Jahre Jungen missbraucht zu haben. Eine niederländische Wochenzeitung veröffentlichte die Berichte zweier Betroffener.

 (DR)

Carlos Filipe Ximenes Belo, früherer Bischof von Osttimor und Friedensnobelpreisträger von 1996, sieht sich Missbrauchsvorwürfen gegenüber. Der 74-Jährige soll jahrelang Jungen sexuell missbraucht haben, wie die niederländische Wochenzeitung "De Groene" (online Mittwoch) berichtet. Dies hätten Berichte von Betroffenen ergeben sowie Recherchen in deren Umfeld. Zugleich habe der Vatikan Reisebeschränkungen für Belo verhängt, so das Magazin.

Carlos Filipe Ximenes Belo

Der katholische Bischof Carlos Filipe Ximenes Belo zählte zu den größten Helden des Freiheitskampfes in Osttimor. 1996 erhielt er den Friedensnobelpreis, gemeinsam mit dem Rebellenführer und späteren Staatspräsidenten Jose Ramos-Horta. Nach der Unabhängigkeit 2002 trat der Ordensmann der Salesianer Don Boscos als Bischof zurück und ging als Missionar nach Mosambik. In der Heimat genoss der heute 74-Jährige weiter höchstes Vertrauen.

Carlos Filipe Ximenes Belo 2002 in Dili / © Friedrich Stark (epd)
Carlos Filipe Ximenes Belo 2002 in Dili / © Friedrich Stark ( epd )

Anfragen an Belo, den Salesianerorden oder den Vatikan zu den Vorwürfen seien indes unbeantwortet geblieben. Belo war 2002 als Bischof (Apostolischer Administrator) der Hauptstadt Dili zurückgetreten. Nach einer Station als Hilfspriester in Maputo (Mosambik) lebt er demnach heute in Portugal.

Betroffene wollen anonym bleiben

"De Groene" zitiert "Paulo" (42) und "Roberto" (45), die beide anonym bleiben wollen. Sie seien in den 90er Jahren als 14- bis 16-jährige Teenager jeweils von Belo in dessen Residenz in Dili bzw. in ein Kloster eingeladen worden, wo es zu sexuellen Handlungen gegen ihren Willen gekommen sei; "Roberto" sprach demnach von Vergewaltigung.

Anschließend habe der Bischof den Jungen Geld gegeben. Es gebe zahlreiche Berichte von ähnlichen Fällen, so die Zeitung. Die Vorwürfe reichten bereits bis in Belos Zeit als Leiter des Bildungszentrums der Salesianer Don Boscos zurück, bevor er 1983 Bischof wurde.

Machtposition ausgenutzt

Belo sei damals nicht nur das mächtige Oberhaupt der katholischen Kirche von Osttimor gewesen, sondern auch ein Nationalheld und ein Hoffnungsträger für die Menschen, sagte "Paulo". Der Bischof habe seine Machtposition gegenüber Jungen missbraucht, die in extremer Armut lebten. Aus Angst und Scham hätten sie nicht über die Vorfälle gesprochen.

"De Groene" sprach nach eigenen Angaben mit weiteren Betroffenen sowie mit 20 Personen, die Kenntnis von den Vorgängen gehabt hätten: Kirchenvertreter, Politiker, Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen und Fachleute. Die Recherchen hätten 2002 begonnen, als ein Mann aus Osttimor sagte, ein Freund sei von Bischof Belo sexuell missbraucht worden. Im November 2002 sei Belo dann überraschend zurückgetreten; wegen "körperlicher und geistiger Erschöpfung", wie er damals sagte. Von da an seien Gerüchte über den angeblichen Missbrauch zu einem öffentlichen Geheimnis angewachsen, so das Magazin.

Quelle:
KNA
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