Missbrauchsbetroffene halten Mahnwache vor Essener Dom

"Es ist gut, dass wir wahrgenommen werden"

Betroffene von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche haben am Freitagnachmittag eine Mahnwache vor dem Essener Dom gehalten. Sie wollten damit ein stilles Zeichen setzen und auf die Verantwortung des Bistums hinweisen.

Zwei Frauen beteiligen sich vor dem Essener Dom an einer Solidaritätsaktion für Betroffene sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. / © Bernd Thissen (dpa)
Zwei Frauen beteiligen sich vor dem Essener Dom an einer Solidaritätsaktion für Betroffene sexuellen Missbrauchs durch Geistliche. / © Bernd Thissen ( dpa )

Das berichtet die Gelsenkirchener katholische Wochenzeitung "Neues Ruhr-Wort" auf ihrer Internetseite.

"Solidarisch zusammenstehen"

Demnach standen die Beteiligten zwei Stunden ruhig vor dem Dom. Mit Beginn der Dämmerung hätten sie Kerzen angezündet - im Gedenken an alle Menschen, die von Geistlichen missbraucht wurden. An der Aktion seien auch Unterstützer der Reform-Initiative Maria 2.0 beteiligt gewesen.

Nach Angaben des Bistums Essen versammelten sich rund 50 Menschen. Bischof Franz-Josef Overbeck und Generalvikar Klaus hätten das Gespräch mit ihnen gesucht. "Wir müssen alles tun, um Missbrauch zu verhindern, aber auch das verändern, was ihn erst möglich gemacht hat", sagte der Ruhrbischof. "Mir ist wichtig, dass wir solidarisch zusammenstehen." Laut Bistum waren auch die Präventionsbeauftragte Dorothe Möllenberg sowie Dompropst Thomas Zander bei dem Treffen anwesend.

Das am Donnerstag in München veröffentlichte Missbrauchsgutachten beschäftigt sich auch mit einem Priester aus dem Bistum Essen. Er verging sich im Ruhrbistum und in Oberbayern über Jahre an mindestens vier Orten an Minderjährigen. Dennoch wurde er immer wieder in der Seelsorge eingesetzt.

Kritik an Bischof Overbeck

Die Initiatoren zogen eine weitgehend positive Bilanz der Mahnwache. „Es ist gut, dass wir wahrgenommen werden und uns zugehört wird“, sagte Markus Elstner dem "Neuen Ruhr-Wort" auch mit Blick auf die Medienresonanz mit allein fünf TV-Kamerateams. Zugleich zeigte er sich enttäuscht, dass Bischof Overbeck nicht das persönliche Gespräch mit ihm gesucht habe.

Ähnlich äußerte sich Wilfried Fesselmann, der von dem zunächst im Bistum Essen tätigen Priester missbraucht worden war. „Bischof Overbeck kennt uns und hat uns während seiner Ansprache auch angesehen, aber er ist nicht zu uns gekommen. Ich glaube, das konnten wir von ihm erwarten."

Deutliche Kritik übte Elstner daran, dass Overbeck ein Vaterunser sprach. „Das passte einfach nicht zu unserer Veranstaltung“, sagte Elstner, der nach eigenen Worten, „mit der Kirche abgeschlossen“ hat. „Ich habe den Glauben an Gott verloren“, sagte der ehemalige Messdiener. „Ich akzeptiere jeden, der noch an Gott glaubt, aber das hatte da wirklich nichts zu suchen. Es wurde viel zu lange nur geredet und gebetet.“

Quelle:
KNA
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