Missbrauchsbeschuldigter aus Priesterstand entlassen

Entscheidung des Papstes

Ein unter Missbrauchsverdacht stehender Priester des Bistums Dresden-Meißen ist vom Papst aus dem Klerikerstand entlassen worden. Der Seelsorger, dem sexuelle Übergriffe gegenüber Jugendlichen vorgeworfen werden, habe darum gebeten.

Dresden / © Mistervlad (shutterstock)

Das teilte das Bistum am Freitag in Dresden mit. Der Papst habe der Bitte "zum Wohl der Kirche" entsprochen. Die Entscheidung datiere auf den vergangenen Mittwoch. Der junge Mann war Ende Januar durch das Bistum vom Dienst freigestellt worden. Nach Kenntnis des Bistums läuft das eingeleitete staatliche Strafverfahren noch.

Kirchenrechtliche Höchststrafe

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller erklärte auf Anfrage zur Einordnung: "Augenscheinlich handelt es sich hier um einen schwerwiegenden Fall, der dann auf die Bitte des Klerikers zur Entlassung aus dem Klerikerstand durch den Papst geführt hat. Dies dürfte nur möglich geworden sein, indem der Beschuldigte alles gestanden hat."

Thomas Schüller / © Lars Berg (KNA)
Thomas Schüller / © Lars Berg ( KNA )

Es gebe in der Kirchenrechtswissenschaft und auch in manchen kirchlichen Urteilen den Hinweis, dass die Entlassung aus dem Klerikerstand als kirchenrechtliche Höchststrafe einerseits bei wirklich schwerwiegenden Sexualstraftaten rechtlich zwingend sei.

Bistum zeigt sich aktiv

Andererseits verliere der zuständige Bischof aber damit die Kontrollmacht über den Kleriker, der ja auch angesichts des Alters in diesem Fall vielleicht auf Zukunft eine bleibende Gefahr für Kinder und Jugendliche darstellen könnte. "Dieses Dilemma bekommt man kirchenrechtlich kaum gelöst", sagte Schüller.

Das Bistum steht nach eigenen Angaben in enger Verbindung mit einer in dem Fall vom Missbrauch betroffenen Person. Die Pfarreien, in denen der Priester tätig war, würden zu den Ereignissen informiert.

Auch mit dem Beschuldigten stehe man in Kontakt. Man wolle die Geschehnisse weiter aufarbeiten.

Bistum Dresden-Meißen

Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin (shutterstock)
Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin ( shutterstock )

Das alte Bistum Meißen wurde 968 gegründet und ging im Zuge der Reformation unter. 1921 erhob Papst Benedikt XV. die damalige Apostolische Präfektur Meißen zum neuen Bistum Meißen mit Bischofssitz in Bautzen. 1979 wurde der Name des Bistums in Dresden-Meißen geändert, der damalige Bischof Gerhard Schaffran verlegte den Bischofssitz nach Dresden. Gegenwärtig gehören dem Bistum rund 140.000 Katholiken an, etwa drei Prozent der Bevölkerung. Nur die Siedlungsgebieten der sorbischsprachigen Minderheit in der Oberlausitz sind katholisch dominiert. (kna/20.06.2021)

Quelle:
KNA