Missbrauchsbeauftragte fordert von Bistümern mehr Transparenz

"Systematisches Vertuschen erfolgt nicht mehr"

Am Donnerstag haben die katholischen Bistümer Trier und Augsburg neue Studien zum Umgang mit Missbrauchsfällen in den eigenen Reihen vorgelegt. Kerstin Claus, die Bundesbeauftragte für das Thema, zieht ein gemischtes Fazit.

Kerstin Claus / © Demy Becker (dpa)
Kerstin Claus / © Demy Becker ( dpa )

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, sieht weiterhin Mängel in der kirchlichen Missbrauchsaufarbeitung. Es fehle weiter an umfassender Transparenz, wenn disziplinarrechtliche Maßnahmen ergriffen würden, sagte sie am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Anlass war die Veröffentlichung neuer Missbrauchsstudien durch die katholischen Bistümer Trier und Augsburg.

"Gemeinden werden oftmals noch immer nicht informiert und auch die Betroffenen erfahren meist immer noch über die Medien, wenn es zu Sanktionen gegen einen Beschuldigten gekommen ist", kritisierte Claus. Zugleich hob sie hervor, dass die neuen Studien "eminent wichtig" seien, um Kinder und Jugendliche besser zu schützen. Wieder habe sich gezeigt, dass über Jahrzehnte Täter vor strafrechtlicher Verfolgung geschützt worden seien, so die Beauftragte. Sie konstatierte jedoch auch eine positive Entwicklung: "Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse, dass ein solches systematisches Vertuschen einzig zum Schutz der Kirche in der jüngsten Vergangenheit so nicht mehr erfolgt ist."

Claus: Studien sind wichtiger Schritt

Insgesamt wertete Claus die Studien als wichtigen Schritt, um aus den Taten der Vergangenheit zu lernen und Gemeinden dazu zu bringen, Prävention, Intervention und Aufarbeitung als "selbstverständlichen Teil auch der gemeindlichen Arbeit vor Ort zu sehen". Claus hatte vergangene Woche erklärt, in vermutlich keinem anderen Bereich der Gesellschaft sei das Feld der Aufarbeitung von Missbrauch so intensiv beackert worden wie bei den Kirchen.

Die von den Bistümern Trier und Augsburg am Donnerstag veröffentlichten Auswertungen gelangen zu unterschiedlichen Bewertungen. Kardinal Reinhard Marx, von 2001 bis 2008 Bischof von Trier und heute Erzbischof von München und Freising, sowie dem amtierenden Trierer Bischof Stephan Ackermann wird vorgeworfen, nicht alles getan zu haben, um Missbrauchsfälle transparent aufzuklären. In Augsburg fiel das Fazit der unabhängigen Experten wohlwollender aus: Zwar sei die Bistumsleitung mit mehr als einem Drittel der einschlägigen Fälle seit 1948 unangemessen umgegangen. Seit Amtsantritt des aktuellen Bischofs Bertram Meier 2020 habe man aber kein unangemessenes Verhalten mehr festgestellt.

Quelle:
KNA