Überblick der Unabhängigen Kommissionen zur Aufarbeitung von Missbrauch

Verdachtsmeldungen / © Pixel-Shot (shutterstock)

Eine Übersicht über die Arbeit aller unabhängigen Kommissionen zur Aufarbeitung von Missbrauch (UKA) - in alphabetischer Reihenfolge.

Aachen: Arbeitet seit Sommer 2022 und voraussichtlich bis 2028. Zwei Zwischenberichte, keine Studie beauftragt.

Augsburg: Arbeitet seit Juni 2021, mehrere Jahresberichte veröffentlicht. 2025 soll eine in Eigenregie erarbeitete juristisch-historische Studie "Vertiefte Auswertung des der MHG-Studie zugrundeliegenden Datenbestandes für das Bistum Augsburg unter besonderer Berücksichtigung der Verantwortlichkeiten" erscheinen. 2026/27 ist eine Untersuchung von Psychologen der Ludwig-Maximilians-Universität München zu "Sexualisierter Gewalt an Minderjährigen im Kontext der katholischen Kirche im Bistum Augsburg" angekündigt.

Bamberg: Im Februar 2021 gegründet, drei Jahresberichte. Derzeit läuft die beauftragte Studie "Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Erzdiözese Bamberg" durch Juristen und Psychologen der Universität Greifswald und der Psychologischen Hochschule Berlin. Veröffentlichung 2026 geplant.

Gemeinsame, interdiözesane Kommission (IKA) Berlin, Dresden-Meißen, Görlitz: Nach internem Streit haben die Ortsbischöfe die im Mai 2023 konstituierte Kommission wieder aufgelöst. Die Bischöfe versichern ihr Anliegen, die Arbeit neu zu starten. Dazu soll es auch ein Gespräch mit der Bundesbeauftragten Kerstin Claus geben. Die Gründe für das Scheitern sind wenig transparent. Die Rede war von "kommunikativen Problemen und dysfunktionaler Arbeit".

Eichstätt: Als eine der ersten im Juni 2021 gegründet läuft das Mandat bis Juni 2027. Drei Jahresberichte veröffentlicht. Für den Herbst ist eine in Eigenregie erarbeitete Studie angekündigt. Eine von zwei UAK (neben Rottenburg-Stuttgart) mit einer Doppelspitze. Der Eichstätter-Co-Vorsitzende Peter Grimm engagiert sich auch im Bundesvorstand der UAK-Vorsitzenden.

Erfurt: Kommission arbeitet seit Herbst 2021 und voraussichtlich bis 2026. Mehrere kürzere Zwischenberichte veröffentlicht. Nach Ende der Kommissionsarbeit soll es einen "Beraterstab des Bischofs" geben, der bereits aktiv ist.

Essen: Als bundesweit letzte Kommission kam das Gremium Ende 2023 zusammen. Zuvor erschien bereits die Expertenstudie "Sozialwissenschaftliche Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Bistum Essen." Bei einer regulären Laufzeit von sechs Jahren würde die Essener UAK bis Ende 2029 arbeiten. Ob sie ihren Auftrag schneller erfüllt, ist derzeit unklar.

Freiburg: Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger berief 2018 eine erste Expertenkommission. 2021 wurde sie als UAK neu gegründet. Ihr Mandat läuft bis Oktober 2027. Im April 2023 erschien eine von früheren Polizisten und Richtern erarbeitete 600-seitige Studie zu Missbrauch und Vertuschung im Erzbistum Freiburg. Schwere Vorwürfe erhebt der Bericht gegen Erzbischof Robert Zollitsch. Die Kommission hat zudem einen Katalog von Forderungen und Empfehlungen für Prävention veröffentlicht.

Fulda: Berufen im September 2021 hat die UAK Fulda als bundesweit erstes Gremium Mitte 2025 bereits ihren Abschlussbericht vorgelegt - und damit satzungsgemäß ihren Arbeitsauftrag erfüllt. Die Auflösung ist angekündigt.

Hamburg: siehe UAK Nord

Görlitz: siehe IKA Berlin, Dresden, Görlitz

Hildesheim: siehe UAK Nord

Köln: Arbeitet seit Juni 2022, ein Zwischenbericht veröffentlicht. Laut eigenen Angaben in gutem Dialog mit dem Erzbistum Köln, um Vorschläge und Anregungen umzusetzen. Größere Studie bisher nicht beauftragt.

Limburg: Gegründet Anfang 2022 hat die Kommission im Bistum des Bischofskonferenz-Vorsitzenden bislang drei Jahresberichte veröffentlicht. Ein Schlussbericht ist bis Anfang 2027 angekündigt. Zuvor gab es 2019/20 das Projekt "Betroffene hören, Missbrauch verhindern", bei dem 64 konkrete Maßnahmen erarbeitet wurden.

Magdeburg: Gegründet 2021 läuft das reguläre Mandat bis 2027. Veröffentlicht sind zwei Jahresberichte. Eine externe Experten-Studie ist derzeit nicht in Planung.

Mainz: Erste Aufarbeitungskommission 2019 begründet, 2022 dann im Sinne der Gemeinsamen Erklärung neu konstituiert. Mehre Jahresberichte. 2023 Veröffentlichung einer mehr als 1.000-seitigen externen Studie "Erfahren. Verstehen. Vorsorgen. Studie zu Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung seit 1945 im Verantwortungsbereich des Bistums Mainz".

München-Freising: 2021 gegründet läuft das Mandat bis 2027. Zuvor zwei Gutachten durch Juristen, davon nur das zweite veröffentlicht. Dritte laufende Studie zu einem Priesterseminar. Mehrere ausführliche Jahresberichte veröffentlicht.

Münster: Arbeitet seit April 2022. Einzigartige Konstruktion: seit April 2024 von einem Verein getragen. Jahresbericht für Ende 25 angekündigt Bereits zwei externe Studien veröffentlicht. 2027 soll der Schlussbericht kommen, Mandatsende ist Anfang 2028.

"UAK Nord" für die Bistümer Hamburg, Hildesheim und Osnabrück: Ende 2022 gegründet will die Kommission nach Selbstauskunft "solange tätig sein, wie sie von den jeweiligen Bischöfen mit der Aufarbeitung beauftragt wird". Mehrere Jahresberichte sind bereits abrufbar. Aktuell wirft die Kommission dem Erzbistum Hamburg massive Widerstände gegen die Aufklärung sexualisierter Gewalt vor. So teile Hamburg, anders als die Bistümer Hildesheim und Osnabrück, unter Verweis auf Datenschutz keine Täternamen mit.

Osnabrück: siehe UAK Nord

Paderborn: Arbeitet seit Juni 2022, drei Jahresberichte veröffentlicht. Zwei historische Studien laufen. Die Universität Dortmund hat im Juni 2023 eine Studie "Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in der katholischen Kirche, aktueller Forschungsstand" veröffentlicht.

Passau: März 2021 gegründet, aktuelles Mandat läuft bis 2026. Zwischenbericht 2023 veröffentlicht. Externe Studie beauftragt, soll noch 2025 erscheinen. Arbeitet an Präventionsvorschlägen, unter anderem für ein Beratungsnetzwerk. Aufarbeitung, Intervention und Prävention sollen zusammengeführt werden.

Regensburg: Arbeitet seit Mai 2021. Zwischenbericht nur an Ortsbischof, nicht an Bundesbeauftragte Claus geschickt. Laut Kommission sei nicht klar, was dort mit dem Bericht geschähe. Kommission will zwei Studien extern beauftragen, keine näheren Infos zu Autoren der Studie und wann sie veröffentlich werden. Bereits veröffentlicht ist eine Untersuchung zum Internat der Regensburger Domspatzen.

Rottenburg-Stuttgart: Arbeitet seit Ende 2021. Die Kommission hat drei Jahresberichte veröffentlicht. Bis Dezember 2026 ist ein vorläufiger Abschlussbericht geplant. Die Kommission untersucht neben den quantitativen Erhebungen auch den Umgang des Bistums mit Tätern, Täterinnen und Betroffenen. Ziel sei "die Identifikation von Strukturen, die sexuellen Missbrauch ermöglicht oder erleichtert oder dessen Aufdeckung erschwert haben".

Speyer: Arbeitet seit Juni 2021. Hat die Mannheimer Historikerin Sylvia Schraut mit einer umfassenden Studie beauftragt. Erster Teil zur Zahl der Übergriffe, zu Vertuschung und Missbrauch begünstigenden Strukturen bereits veröffentlicht. Der zweite Teil mit exemplarischen Fallstudien soll 2027 folgen.

Trier: Seit Juni 2021 aktiv, mehrere Jahresberichte mit konkreten Empfehlungen an das Bistum. Erwartet bundesweite Analyse der regionalen Ergebnisse. Einzelstudie zu einem früheren kirchlichen Internat veröffentlicht. Abschlussbericht ist für Ende 2026 geplant.

Würzburg: Arbeitet seit 2021. Externe Studie sowie Handlungsempfehlungen im Mai 2025 veröffentlicht.

(KNA/Stand:28. August 2025)