Misereor-Chef Pirmin Spiegel fordert weniger Fleischverzehr

"Klimaschutz fällt hinter anderen Krisen zurück"

Nach den Worten von Misereor-Chef Pirmin Spiegel fällt der Klimaschutz hinter weiteren drängenden Krisen zurück. Krisenverursacher sollten deshalb stärker Verantwortung übernehmen. Er selbst forderte weniger Fleisch zu essen.

Klimaprotest Fridays for Future / © Andreas Arnold (dpa)
Klimaprotest Fridays for Future / © Andreas Arnold ( dpa )

Misereor-Chef Pirmin Spiegel ruft zu weniger Fleischkonsum auf. Um Klima und Umwelt zu schützen, könne "eine - vorwiegend - pflanzenbasierte Ernährungsweise mit geringem Aufwand eine große und konkrete Wirkung entfalten", sagte der Hauptgeschäftsführer des Werks für Entwicklungszusammenarbeit am Freitag in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Bischöflichen Hilfswerks Misereor / © Julia Steinbrecht (KNA)
Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer und Vorstandsvorsitzender des Bischöflichen Hilfswerks Misereor / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Auf die Frage, was ihm trotz der anstehenden Herausforderungen im Kampf gegen den Klimawandel Mut mache, antwortete Spiegel: "Wenn uns die Klimawende gelingt, verhindern wir nicht nur, dass sich die Welt aus den Angeln hebt. Wir erreichen zugleich weltweit ein Mehr an Gerechtigkeit." Mit sozialem Ausgleich flankiert könne Klimaschutz so gestaltet werden, "dass er saubereres Wasser, sauberere Luft, mehr Erholung, entschleunigte Gesellschaften und mehr Entwicklungschancen für alle bereit hält".

Geldmengen sind unzureichend

Nach seinen Worten fällt der Klimaschutz hinter weiteren drängenden Krisen zurück. Auch seien die Gelder zur Anpassung an "die verheerenden Folgen der Erderhitzung" völlig unzureichend, erklärte am Samstag Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel in Aachen. Sie lägen weit unter dem Bedarf und den Versprechen vom Pariser Klimagipfel.

CO2-Emissionen befeuern den Klimawandel / © Roschetzky Photography (shutterstock)
CO2-Emissionen befeuern den Klimawandel / © Roschetzky Photography ( shutterstock )

Von zugesagten 100 Milliarden Dollar im Jahr für Klimaschutz und Anpassung seien bisher 82 Milliarden bereitgestellt worden. "Gerade einmal 20 Prozent davon fließen in Klimahilfen, die Menschen dabei unterstützen, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen - die betroffenen Gemeinschaften vor Ort erhalten selbst davon nur einen geringen Teil", beklagte Spiegel. "Unter diesen Bedingungen dreht sich die Krisenspirale ungebremst weiter."

Zusagen müssen umgesetzt werden

Es sei dringend nötig, dass die Hauptverursacher der Klimakrise für nicht mehr vermeidbare Schäden und Verluste stärker Verantwortung übernähmen, so Spiegel. Misereor-Klimaexpertin Anika Schroeder forderte zudem, dass Zusagen von der Bundesregierung umgesetzt werden müssten. Der Schutzschirm sei nur stabil, wenn die Erderhitzung auf 1,5 Grad begrenzt werde. Dieses Ziel müsse zur globalen Priorität staatlichen und unternehmerischen Handelns werden, so Schroeder.

Am Sonntag beginnt im ägyptischen Badeort Scharm El-Scheikh die Weltklimakonferenz COP 27. Dabei ringen Politiker, Wissenschaftler und Vertreter von Nichtregierungsorganisationen darum, wie sich der menschengemachte CO2-Ausstoß reduzieren und die Erderwärmung bremsen lässt. Die weltweite Tierhaltung gehört zu den wichtigsten Verursachern der globalen Erwärmung.

Bischöfliches Hilfswerk Misereor

Misereor ist das weltweit größte kirchliche Entwicklungshilfswerk. Es wurde 1958 von den katholischen Bischöfen in Deutschland auf Vorschlag des damaligen Kölner Kardinals Josef Frings als Aktion gegen Hunger und Krankheit in der Welt gegründet.

Der Name bezieht sich auf das im Markus-Evangelium überlieferte Jesuswort "Misereor super turbam" (Ich erbarme mich des Volkes). Sitz des Hilfswerks ist Aachen.

Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht (KNA)
Logo des Bischöflichen Hilfswerks Misereor in einem Schaufenster / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA
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