Merkel wirbt in der Knesset um Vertrauen und eine gemeinsame Zukunft - Positive Resonanzen

"Shalom" Israel

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat vor dem israelischen Parlament die Verantwortung Deutschlands für den Massenmord der Nazis an sechs Millionen Juden unterstrichen und zugleich um Vertrauen für die gemeinsame Gestaltung der Zukunft beider Länder geworben. Merkel sagte am Dienstag vor der Knesset in Jerusalem, die Shoah verbinde Deutschland und Israel auf besondere Weise, "und zwar für immer". Der beispiellose Zivilisationsbruch durch die Shoah erfülle die Deutschen mit Scham. "Ich verneige mich vor den Opfern. Ich verneige mich vor den Überlebenden und alle denen, die ihnen geholfen haben, dass sie überleben können", sagte die Kanzlerin, die als erste Regierungschefin überhaupt vor der Knesset sprach.

 (DR)

Merkel richtete zugleich den Blick in die Zukunft. Mit den ersten gemeinsamen Regierungskonsultationen sei ein "neues Kapitel" in den Beziehungen aufgeschlagen worden. Die Kabinette hätten eine ganze Reihe von Projekten in den Bereichen Verteidigung, Wirtschaft, Jugendaustausch, Justiz und Umweltschutz. Die Beziehungen zwischen den Ländern seien schon ausgezeichnet. Das Vertrauen zwischen den Völkern müsse aber noch weiter gestärkt werden.

Die Kanzlerin machte deutlich, dass man Versuchen, die Gräueltaten des Nationalsozialismus zu relativieren, im Ansatz entgegentreten müsse. "Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit dürfen in Deutschland und in Europa nie wieder Fuß fassen", sagte die Kanzlerin.

Mit Blick auf den Nahost-Friedensprozess warb Merkel für eine Zwei-Staaten-Lösung und Kompromissbereitschaft. Die Vision zweier Staaten bedürfe "der Kraft auch zu schmerzhaften Zugeständnissen. Merkel verurteilte die Raketenangriffe der radikalislamischen Hamas auf Israel als "Verbrechen". Merkel stellte klar, dass eine Lösung des Nahost-Konflikts letztlich nur von Israel und den Palästinensern gefunden werden könne. Sie biete dabei den Verhandlungspartnern aber "ausdrücklich" Unterstützung.

Scharf ging Merkel erneut mit dem Iran ins Gericht. Die Schmähungen von Präsident Mahmud Ahmadinedschad und das iranische Nuklearprogramm bedrohten Frieden und Sicherheit. Wenn der Iran hier nicht einlenke, werde sich die Bundesregierung weiter entschieden für Sanktionen gegen Teheran einsetzen.

Merkel erinnerte in ihrer Rede an den ersten Premierminister Israels, David Ben Gurion, und den ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU). Beide hätten "mit Vorsicht und Weitsicht" die Grundlage für die Beziehungen zwischen beiden Staaten gelegt. Merkel gratulierte dem israelischen Volk zum 60. Jahrestag der Staatsgründung, die im Mai 1948 erfolgte. Deutschland werde "Israel nie allein lassen, sondern treuer Partner und Freund sein" versicherte die Kanzlerin, die ihre Rede mit dem Gruß "Shalom" beendete.

Die Rede vor der Knesset war der Höhepunkt und Abschluss der dreitägigen Reise Merkels nach Israel. Am Vormittag war sie mit Israels Staatspräsident Shimon Peres, Oppositionsführer Benjamin Netanjahu und Außenministerin Zipi Livni zusammengekommen. Die Kanzlerin besuchte zudem eine Benediktinerabtei mit einem aus Deutschland stammenden Abt sowie das Israel-Museum.

Knobloch beeindruckt von Rede
Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat die Rede der Bundeskanzlerin gewürdigt. Auf beeindruckende Weise habe sich Merkel zur historischen Verantwortung Deutschlands bekannt und deutlich gemacht, dass die Sicherheit Israels für sie nicht verhandelbar sei, sagte Knobloch am Dienstagabend in Jerusalem. Knobloch begleitet die Kanzlerin in Israel. Merkels überzeugendes und verbindliches Auftreten in der Knesset sei von den Abgeordneten zu Recht mit Applaus aufgenommen worden.

Zugleich sprach Knobloch von einer historischen Dimension der Ansprache. Merkel habe ein neues Kapitel in den Beziehungen zwischen Israel und Deutschland aufgeschlagen. Die jüdische Gemeinschaft der Diaspora, die solidarisch auf Seiten Israels stehe, sei dankbar, in der Kanzlerin eine echte Freundin der jüdischen Gemeinschaft und des jüdischen Staates zu wissen.