Mein Sommer: Kapuzinerbruder Paulus Terwitte

"Zeit, die Seele baumeln zu lassen"

Journalisten sprechen gerne vom Sommerloch. Von der Zeit im Jahr, in der scheinbar nichts passiert und eine Nation Auszeit nimmt. Aber Auszeit wovon genau? domradio.de hat Menschen aus Kirche und Gesellschaft gefragt. Diesmal in der Sommerreihe: Paulus Terwitte, Kapuziner, Ordensmann und Priester.

 (DR)

Mein Sommer,

endlich ist Zeit, die Seele baumeln zu lassen. Muße und Erholung sind dran. Fragt sich nur, ob Erschlaffung wirklich Erholung bedeutet. Muße und Müßiggang sind für uns Kapuziner zwei grundlegend verschiedene Weisen zu leben. Während die Muße gespannt macht auf die Wunder dieser Welt, macht der Müßiggang blind und stumpf dafür.
Hört sich sehr moralisch an, ich weiß. Auch ich bin im Sommer mal gern herrlich faul.  

Auf dem "Käppele" werde ich dazu wunderbar verführt. So ein Zuhause haben nur wenige. Eine herrliche Aussicht, liebevolle Mitbrüder und ein Ambiente, das keine Konkurrenz zu fürchten braucht …

… Aber halt: Wer mich kennt, weiß, dass ich es nur eine halbe Stunde aushalte, rein nur faul zu sein. Ich genieße es, in der Abgeschiedenheit dieses Klosters Zeit für Gebet und Meditation zu haben, für das Schmökern von Büchern (Ich habe mir vier bestellt aus unserer Bibliothek .) Und ich freue mich auch, in Ruhe Gedanken aufschreiben zu können, die mir im Blick auf die Welt von heute kommen - was bei der wunderbaren Aussicht auf die Stadt Würzburg auch nicht schwer fällt.  Diese Art der Seelen- und Verstandesaktivität ist für mich Muße in Reinkultur.

Am meisten freue ich mich auf einen Besuch bei meinem Mitbruder Andreas in Albanien. Das wird eine sehr schöne Reise werden, weil ich mit Br. Andreas sechs Jahre in Gera in Thüringen gelebt habe. Zwei Ordensinteressenten begleiten mich; ich möchte Ihnen zeigen, wie engagiert wir sind für Gott und die Welt.

Allen Lesern wünsche ich eine gesegnete Sommerzeit.

Ihr
Bruder Paulus