Maria-Dokument setzt laut Dogmatiker Tück wichtige ökumenische Akzente

Die Gottesmutter konkurriert nicht mit Jesus

Eine neue Lehrnote aus dem Vatikan weist auf die Grenzen der Marienverehrung nachdrücklich hin. Dogmatiker Jan-Heiner Tück begrüßt die Klärungen, wünscht sich aber eine stärkere Verortung von Maria und Jesus in die jüdische Welt.

Marienstatue mit Jesuskind / © Francesca Volpi (KNA)
Marienstatue mit Jesuskind / © Francesca Volpi ( KNA )

Nach Einschätzung des Wiener Dogmatikers Jan-Heiner Tück setzt die neue Note der vatikanischen Glaubensbehörde über die Bedeutung Marias wichtige ökumenische Akzente. Wie Tück in seinem Beitrag auf "communio.de" schreibt, nimmt das Dokument zentrale Klärungen vor - insbesondere gegenüber protestantischen Vorbehalten.

Immer wieder sei der Verdacht erhoben worden, die "katholische Kirche würde Maria eine Stellung zuschreiben, die das Bekenntnis zur einzigen Mittlerschaft Jesu Christi antastet".

Die am Dienstag veröffentlichte Lehrmäßige Note "Mater populi fidelis" schärfe zu Recht "den Primat der Christologie vor der Mariologie ein". Tück erklärt weiter: "Maria ist, was sie ist, von Christus her und auf ihn." Auch in der Frage der marianischen Mittlerschaft liefere das Dokument eine hilfreiche Differenzierung.

Rosenkränze in der Ruinenkirche "Zu unserer lieben Frau im Spindeltal" am 22. September 2025 in Wellheim. / © Christopher Beschnitt (KNA)
Rosenkränze in der Ruinenkirche "Zu unserer lieben Frau im Spindeltal" am 22. September 2025 in Wellheim. / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Tück resümiert: "'Teilnehmende Mittlerschaft' und 'mütterliche Fürsprache' Mariens ja, aber eine Konkurrenz oder gar Ergänzung zur einzigen Mittlerschaft Jesu Christi, nein! Das ist gerade im Blick auf das ökumenische Gespräch mit den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen ein wichtiges Signal."

Stärkere Verortung wäre wünschenswert

Laut Tück wäre es wünschenswert gewesen, wenn im Dokument stärker auf die Verortung Mariens und Jesu in der jüdischen Welt hingewiesen worden wäre. Zwar geschehe dies ansatzweise mit dem Titel "Maria von Nazareth", doch gerade angesichts des jüngsten 60-Jahr-Jubiläums von "Nostra aetate" und der Kehrtwende im Verhältnis der Kirche zum Judentum wäre eine klarere Stellungnahme gut gewesen.
 

Hochaltar mit Darstellung der Himmelfahrt Mariens in der Basilika Vierzehnheiligen am 25. Oktober 2021 in Bad Staffelstein. / © Matthias Hoch (KNA)
Hochaltar mit Darstellung der Himmelfahrt Mariens in der Basilika Vierzehnheiligen am 25. Oktober 2021 in Bad Staffelstein. / © Matthias Hoch ( KNA )


Zudem hätte das Dokument laut Tück noch deutlicher herausarbeiten können, "dass das Bekenntnis zur jungfräulichen Mutterschaft Mariens eine doppelte Provokation enthält. Erstens den skandalösen Realismus, dass Gott in der Geschichte durch die jungfräuliche Geburt einen heilsgeschichtlichen Neuanfang gesetzt hat. Zweitens die mit der Mutterschaft verbundene Provokation der Inkarnation des göttlichen Wortes." Und: Jesus sei ganz Mensch geworden, was ein wichtiges Statement "gegen technognostische Strömungen" sei.

Diese würden die "leibliche Konstitution des Menschen abwerten, wenn sie eine Unsterblichkeit als digitales oder sonstwie technisch erzeugtes Double verheißen". Jesu Geburt durch Maria erinnere unterdessen daran, dass die Erlösungshoffnung die leibliche Dimension einschließt.

Die Lehrmäßige Note wurde am Dienstagvormittag veröffentlicht. Darin rief Glaubenspräfekt Kardinal Víctor Manuel Fernández dazu auf, Titel wie "Miterlöserin" oder "Gnadenmittlerin" in Marienverehrung und Theologie zu vermeiden.

Ein ABC der Marienverehrung

Von Ave Maria bis Zweites Vatikanum. Der Vatikan tritt etwas auf die Verehrungsbremse, dennoch gibt es viele Formen der Gottesmutter-Gebete.

Marienverehrung in Spanien (dpa)
Marienverehrung in Spanien / ( dpa )


 

Quelle:
KNA