DOMRADIO.DE: Wie hoch ist der Grad der Verschmutzung bei uns an Flüssen, Seen und Meeren?
Sebastian Knapp (Theologe am Institut für Theologische Zoologie Münster): Die Situation an Flüssen, Seen und Meeren ist sehr prekär. Nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Flüsse sind die Wege und die Hotspots für Verschmutzung. Verschmutzung, die bei uns beginnt, wird über die Flüsse in das Meer getragen und dadurch zu einem globalen Problem.
Jenseits von reinem deutschen Eigennutzen wird das zu einem Problem für die ganze Welt. Beispielsweise geht man davon aus, dass weltweit jährlich bis zu vier Millionen Tonnen Plastik über Flüsse ins Meer transportiert werden. Das wären vergleichsweise circa 400 Eifeltürme.
DOMRADIO.DE: Welche Probleme gibt es im alltäglichen Umfeld, also auf den Straßen, in Parks, auf Parkplätzen?
Knapp: Es kommt häufig vor, dass man Einkaufen war und dann den Müll einfach fallen lässt. Man sieht es in jeder größeren Stadt in Deutschland, dass Verschmutzung, besonders von Parks, ein riesiges Problem ist und es Städten nur teilweise gelingt, diesem Problem überhaupt habhaft zu werden.
DOMRADIO.DE: Wenn Sie theologisch auf die Umweltproblematik schauen, was fällt Ihnen auf?
Knapp: Wenn man theologisch drauf schaut, ist das Buch Genesis besonders wichtig. Dort bekommt der Mensch von Gott den Auftrag, dass er den Garten Eden bearbeiten und behüten soll und ihn nicht nur gestalten. Dieser Aspekt, dass es um ein Schützen und um ein Bewahren geht, ist hierbei sehr zentral.
Besonders einprägsam für dieses Problem ist die Enzyklika "Laudato Si" von Papst Franziskus, die dieses Jahr zehn Jahre alt wird. Darin sagt Papst Franziskus ausdrücklich, dass es so scheint, als verwandle sich die Erde – unser Haus – immer mehr in eine unermessliche Mülldeponie.
Er betont dieses Problem und spricht direkt an, dass es eine theologische Aufgabe ist. Es sei ein Ausdruck von Fürsorge und von Verantwortung gegenüber unserer Schwester – der Erde – sich darum zu kümmern, dass dieses Problem nicht überhandnimmt und stattdessen eingeschränkt wird.
DOMRADIO.DE: Was kann jeder selbst tun, um zu ermöglichen, dass sich unsere Umwelt erholen kann und um dafür zu sorgen, dass sie nicht noch mehr verschmutzt wird?
Knapp: Eine Möglichkeit ist erst einmal die Teilnahme am Aktionstag. Am Samstag finden deutschlandweit Aufräumaktionen statt. Das Bistum Fulda hat zum Beispiel von kirchlicher Seite aus bistumsweit dazu aufgerufen. Das finde ich sehr schön.
Ich halte es für sinnvoll, sich daran zu beteiligen und gemeinsam etwas zu unternehmen. An einem solchen Tag kann man erleben, wie sich konkrete Ergebnisse erzielen lassen. Das ist ein wenig so, als würde man die eigene Küche aufräumen. Hinterher sieht man, was man geleistet hat. Das ist das Schöne an dem Aktionstag.
Das reicht jedoch nicht aus. Es geht darum, langfristig Müll zu vermeiden. Da ist Deutschland auf einem relativ guten Weg. Die Menge an Müll geht Jahr für Jahr zurück, aber da herrscht noch Luft nach oben.
In vielen größeren Städten gibt es beispielsweise Unverpacktläden, also Geschäfte, in denen man ganz ohne Verpackung einkaufen kann. Vielleicht wäre es eine Möglichkeit, so etwas mal auszuprobieren. Man sollte auf jeden Fall darauf achten, dass man Dinge kauft, die nicht nochmal separat verpackt worden sind.
Das Interview führte Dagmar Peters.