Libanon ist im Papstfieber

"Gottes Friede für Libanon"

Im Libanon hat der Papst bei seiner aktuellen Reise ein Heimspiel, denn mehr als ein Drittel der Bevölkerung sind Christen. Auch Gläubige anderer Religionen freuen sich über seinen Besuch. Leo XIV. spricht ihnen Mut und Frieden zu.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Papst Leo XIV. spricht am Grab des heiligen Charbel Makhlouf am 1. Dezember 2025 im Kloster Sankt Maroun in Annaya (Libanon). / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. spricht am Grab des heiligen Charbel Makhlouf am 1. Dezember 2025 im Kloster Sankt Maroun in Annaya (Libanon). / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Ein Regenbogen steht am Montagmorgen lange über der Uferpromenade von Beirut - genau dort, wo der Papst am Dienstag eine Messe feiern sollte. Das symbolträchtige Ereignis am Himmel wird von vielen bemerkt und freudig kommentiert. 

Regenbogen über der Uferpromenade, Waterfront, von Beirut (Libanon) am 1. Dezember 2025. / © Andrea Krogmann (KNA)
Regenbogen über der Uferpromenade, Waterfront, von Beirut (Libanon) am 1. Dezember 2025. / © Andrea Krogmann ( KNA )

Am Sonntagnachmittag war Leo XIV. nach vier Tagen in der Türkei im Libanon gelandet. In dem von den Konfliktherden des Nahen Ostens eingekreisten Land schlägt ihm eine Welle von Hoffnung und Herzlichkeit entgegen. 

Den Montag beginnt der Papst mit einem Besuch am Grab des im Libanon sehr populären maronitischen Heiligen Charbel Macluf im malerisch gelegenen Maroun-Kloster Annaya, wo er eine kurze Ansprache auf Französisch hält. Sein Gastgeschenk, eine Lampe, solle dem Libanon helfen, "stets im Licht Christi zu wandeln". 

Seinen Weg zum Kloster des wundertätigen Mönchs hatte Leo im Papamobil zurückgelegt. Trotz Regens jubeln Tausende an den Straßen, die geradezu gepflastert sind mit Vatikan-Flaggen und Papst-Transparenten.

Papst Leo XIV. am Grab des heiligen Charbel Makhlouf am 1. Dezember 2025 im Kloster Sankt Maroun in Annaya (Libanon). / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. am Grab des heiligen Charbel Makhlouf am 1. Dezember 2025 im Kloster Sankt Maroun in Annaya (Libanon). / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Anschließend begibt er sich in den Wallfahrtsort Unserer Lieben Frau vom Libanon in Harissa, berühmt für seine rund 20 Meter hohe blendend weiße Marienstatue. In der modernen Kirche erwarten ihn rund 3.500 Bischöfe, Priester, Ordensleute und Seelsorger mit spürbarer Vorfreude.

"Unser Reichtum ist unsere Vielfalt"

Unter ihnen auch der Beiruter Jesuit Samir Bechara (68). "Der Papstbesuch ist ein großes Zeichen der Hoffnung, nicht nur für den Libanon, sondern für die ganze Region, denn wir sind unmittelbar betroffen von all den Konflikten im Nahen Osten", sagt er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). 

"Wir sind ein Volk von Christen und Muslimen und müssen in Frieden zusammenleben. Dringend nötig seien eine Entwaffnung der islamistischen Hisbollah und endlich valide Friedensverhandlungen mit Israel. "Unser Reichtum ist unsere Vielfalt", spielt er auf die 18 Religionsgemeinschaften im Land an. 

Auch auf diese geht Leo XIV. in seiner von viel Beifall und "Viva il Papa"-Rufen begleiteten Ansprache ein. Nach einem umjubelten Empfang in der hellen, terrassenförmig erbauten Kirche spricht er vor den Menschen Französisch, während auf dem Bildschirm im Hintergrund die Übersetzung in der Hauptsprache Arabisch läuft. 

Als er zum Auftakt "Salam Elmessi – der Friede Christi sei mit dem Libanon" sagt, erschallen erneut Hochrufe auf das Oberhaupt der 1,4 Milliarden Katholiken, das als fünfter Papst der Geschichte in die einstige "Schweiz des Nahen Ostens" gekommen ist.

Neuer Mut inmitten von Ruinen

Doch die Kriege der vergangenen Jahrzehnte haben dem Libanon zugesetzt. Überall stehen zwischen Palmen die Trümmer von Häusern, von denen einige bei der Hafenexplosion vom August 2020 ruiniert wurden. Auch der Bürgerkrieg von 1975 bis 1990 und andere Konflikte haben dem Land zugesetzt – mit oft erbitterten Kämpfen auch unter den Christen. 

Gebäude sind nach einer schweren Explosion im Hafen Beiruts zerstört / © Hassan Ammar (dpa)
Gebäude sind nach einer schweren Explosion im Hafen Beiruts zerstört / © Hassan Ammar ( dpa )

Heute spricht Leo XIV. allen Mut zu – "auch wenn um uns herum der Lärm der Waffen dröhnt und selbst die Anforderungen des täglichen Lebens zu einer Herausforderung werden". Er beschwört sie, vereint zu bleiben, ihr Land nicht zu verlassen und sich um Notleidende jedweder Herkunft zu kümmern. 

Er greift die teils berührenden Zeugnisse einer Ordensfrau und Schulleiterin, eines Gefängnispriesters, eines Seelsorgers und einer philippinischen Hausangestellten auf. Am Ende schenkt er dem Marienheiligtum eine "Goldene Rose", ein besonderes päpstliches Ehrenzeichen für die Muttergottes. 

Am Nachmittag steht ein ökumenisches und interreligiöses Treffen mit den 18 im Libanon anerkannten Religionsgemeinschaften auf dem Märtyrerplatz in Beirut an, bei dem Leo XIV. ebenfalls sprechen wollte. 

Am frühen Abend schließlich ist eine große Begegnung mit jungen Menschen auf dem Platz vor dem maronitischen Patriarchat in Bkerke geplant, zu der mindestens 10.000 junge Leute erwartet werden. Auch dort dürfte Leo XIV. im Papamobil ein "Bad in der Menge" nehmen.

Papstreise in die Türkei und den Libanon

Am 27. November wird Leo XIV. zu seiner ersten Apostolischen Reise aufbrechen. Vatican News überträgt live und mit deutschem Kommentar – auf DOMRADIO.DE. Ein Überblick.

Donnerstag, 27. November 2025

15.20 Uhr: Treffen mit Behördenvertretern, Zivilgesellschaft und dem diplomatischen Korps im Präsidentenpalast

Freitag, 28. November 2025

9.20 Uhr: Gebetstreffen mit Bischöfen, Priestern, Diakonen, Ordensleuten und Pastoralarbeitern in der Heilig-Geist-Kathedrale

Papstreise
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Quelle:
KNA