Laut Religionssoziologe kein Ende der Kirchenkrise in Sicht

Weitere Beschleunigung erwartet

Für den Münsteraner Religionssoziologen Detlef Pollack ist ein Ende der Kirchenkrise nicht in Sicht. Im Gegenteil ließen die statistischen Daten der vergangenen 15 Jahre erwarten, dass sich der Trend der Kirche weiter beschleunige.

Leere Kirchenbänke / © Julie Marshall (shutterstock)

Das sagte Pollack bei seinem Eröffnungsvortrag der diesjährigen "Salzburger Hochschulwochen" (Montag). Einen Vorgeschmack hätten die enormen Austrittszahlen 2021 geboten, als mit rund 360.000 Menschen insgesamt 1,6 Prozent der Katholiken der Kirche den Rücken kehrten. Die Entwicklung sei dramatisch, so der Soziologe, und eine Kehrtwende nicht in Sicht.

Religionssoziologe Detlef Pollack (WWU – MünsterVIEW)

Als evangelischer Christ blicke er "mit Sorge auf das, was in der katholischen Kirche gerade geschieht", räumte Pollack ein; und weiter: "Es schmerzt, dass die Menschen, die die Kirche lieben und für sie arbeiten, im negativen öffentlichen Diskurs über die Kirche so machtlos sind." Was immer man kirchlicherseits sage oder einbringe - es sei stets zu wenig.

Dabei sei aus seiner Sicht eine institutionelle Form von Religiosität, wie sie die etablierten Kirchen böten, wichtig und nicht einfach in eine individuell und bindungslos gelebte Form von Religiosität hin auflösbar. Schließlich stehe die Kirche in ihrem Selbstverständnis dafür, "dass es etwas Jenseitiges im Diesseits gibt, das zugleich im Diesseits nicht ganz aufgeht". Die Kirchen müssten sich der Frage stellen, ob sie diesem Anspruch selbst noch gerecht werden, so Pollack.

Quelle:
KNA