Laschet hält Wiederaufbau von Notre-Dame für Nachwelt fest

"Notre-Dame liegt für uns näher als Berlin"

Die Pariser Kathedrale Notre-Dame soll dieses Jahr nach dem Brand von 2019 wieder eröffnet werden. Der damalige NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat sich um koordinierte Hilfe bemüht. Diese ist nun in Wort und Bild festgehalten.

Früherer CDU-Bundesvorsitzender Armin Laschet / © Oliver Berg (dpa)
Früherer CDU-Bundesvorsitzender Armin Laschet / © Oliver Berg ( dpa )

DOMRADIO.DE: Die Hilfsaktion ist damals entstanden, weil Sie zornig gewesen sind, heißt es. Wieso das?

Armin Laschet / © Johannes Schröer (DR)
Armin Laschet / © Johannes Schröer ( DR )

Armin Laschet (CDU-Politiker und von 2019 bis 2021 Bevollmächtigter der Bundesrepublik Deutschland für kulturelle Angelegenheiten im Rahmen des Deutsch-Französischen Vertrags): Am Abend des Brandes von Notre-Dame war ich zufällig zu Hause und wollte im Fernsehen verfolgen, was passiert ist. Ich habe versucht, ARD und ZDF einzuschalten. Dort liefen aber Tierfilme. Keiner hat das Programm unterbrochen.

Wenn der Kölner Dom brennen würde, würde man dann auch einfach weiter Tierfilme senden oder würde man nicht doch am dem Anteil nehmen, was da passiert? 

Armin Laschet

"Notre-Dame liegt für uns näher als Berlin."

Das ist das Problem. Weil es in Frankreich passiert ist, hat man es nicht so wichtig genommen. Für uns ist aber Notre-Dame europäisches Weltkulturerbe. Notre-Dame liegt für uns näher als Berlin. Insofern habe ich am nächsten Tag gesagt, dass wir eine Hilfsaktion starten. Wir zeigen, dass auch Deutschland, auch Nordrhein-Westfalen an dem Brand nimmt Anteil.

DOMRADIO.DE: Wie kam es denn zu dieser ganz konkreten Hilfsaktion, bei der die Kölner Dombauhütte Fenster restauriert hat?

Laschet: Am Anfang haben wir Geldzusagen von fast allen großen nordrhein-westfälischen Unternehmen sowie von vielen Bürgerinnen und Bürgern bekommen. Da kam die Frage auf, was wir damit machen. Wir wollten das Geld nicht einfach überweisen.

Mit einem Pinsel wird eine Buntglasscheibe aus der Kathedrale Notre-Dame in Paris gereinigt / © Harald Oppitz (KNA)
Mit einem Pinsel wird eine Buntglasscheibe aus der Kathedrale Notre-Dame in Paris gereinigt / © Harald Oppitz ( KNA )

Zusammen mit der Bundesregierung, der Kulturstaatsministerin Monika Grütters, haben wir Prof. Barbara Schock-Werner, die frühere Kölner Dombaumeisterin, zur Koordinatorin für die deutsche Hilfe gemacht. Wir haben dann mit Frankreich verhandelt und sind dann auf den Gedanken gekommen, dass es das Beste wäre, wenn man die Fenster in der Kölner Dombauhütte restauriert. Es war ein sehr konkretes Projekt, das mit sehr viel Akribie gemacht worden ist.

DOMRADIO.DE: Was bedeutet denn das Projekt für die deutsch-französischen Beziehungen?

Laschet: Wenn Notre-Dame in diesem Jahr, fünf Jahre nach dem Brand eröffnet wird, wird Deutschland das einzige Land in ganz Europa und in der Welt sein, das einen eigenen Beitrag mitgeleistet hat, damit Notre-Dame wieder erstanden ist. Das zeigt, dass kein Land mit uns so eng verbunden ist wie Frankreich. Es ist ein kultureller Beitrag. Ich würde mir wünschen, dass wir auch politisch wieder mehr gemeinsam mit Frankreich unternehmen.

Armin Laschet

"Ohne die Bauten des Christentums wäre Europa ein seelenloses Gebilde."

DOMRADIO.DE: Notre-Dame ist ein Gotteshaus. Was bedeutet das für Europa?

Laschet: Das bedeutet, dass sich Europa vielleicht in solchen Momenten seines christlichen Erbes einmal bewusst wird. Die Kathedralen des Mittelalters prägen den Kontinent. Ohne die Bauten des Christentums wäre Europa ein seelenloses Gebilde. Dies in Erinnerung zu rufen, wird gerade in einem solchen Moment, wenn Notre-Dame brennt, deutlich.

Armin Laschet und Barbara Schock-Werner / © Johannes Schröer (DR)
Armin Laschet und Barbara Schock-Werner / © Johannes Schröer ( DR )

DOMRADIO.DE: Nun gibt es ein Buch, das die Hilfsaktion dokumentiert. Was bedeutet es, dass das auch in einem Buch festgehalten worden ist?

Laschet: Die Fenster sind jetzt wieder eingebaut. Meine Sorge war, dass in drei, vier Jahren niemand mehr weiß, dass es einen deutschen Beitrag gab und wie das Ganze entstanden ist. Deshalb kam die Idee, jetzt noch einmal zu dokumentieren, was hier in der Kölner Dombauhütte bei jeder einzelnen Scheibe geleistet worden ist.

Das ist in diesem Bildband sehr schön in Bilder gebracht worden. Der Kölner Greven Verlag hat sich bereiterklärt, dieses Projekt zu begleiten. So ist etwas Bleibendes entstanden, was noch in zehn und in 20 Jahren an diese einzigartige Bauleistung erinnert.

Das Interview führte Johannes Schröer. 

Information der Redaktion: Das Buch von Armin Laschet und Barbara Schock-Werner "Zurück im Herzen Europas / Notre-Dame de Paris und die deutsch-französische Freundschaft" ist im Greven Verlag erschienen.

Hintergrund

Die frühgotische Pariser Bischofskirche Notre-Dame ist ein Wahrzeichen von Paris. Vielen gilt sie als Inbegriff von Frankreichs Kathedralen. Die der Gottesmutter Maria geweihte Kirche liegt exponiert auf der Seine-Insel Ile de la Cite im historischen Zentrum und wurde vor dem Großbrand von 2019 jährlich von rund 12 bis 14 Millionen Menschen besucht.

Ansicht der Südseite der Kathedrale Notre-Dame de Paris - Unsere liebe Frau von Paris aus dem Jahr 2009.  / © Harald Oppitz (KNA)
Ansicht der Südseite der Kathedrale Notre-Dame de Paris - Unsere liebe Frau von Paris aus dem Jahr 2009. / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR