Kongress der Führer weltweiter und traditioneller Religionen

Treffen in Kasachstan

Bereits zum siebten Mal veranstaltet die autoritäre Staatsführung Kasachstans einen "Kongress der Führer der weltweiten und traditionellen Religionen". Wer wird in diesem Jahr als Gast erwartet und was steckt hinter diesem Treffen?

Ahmad al-Tayyeb, Großscheich der al-Azhar-Universität, und Papst Franziskus (Archiv) / © Vatican Media (KNA)
Ahmad al-Tayyeb, Großscheich der al-Azhar-Universität, und Papst Franziskus (Archiv) / © Vatican Media ( KNA )

Zu dem Kongress werden in der Hauptstadt Nur-Sultan am 14. und 15. September rund 100 Delegationen aus 50 Ländern erwartet. Auch Papst Franziskus, der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem, Theophilos III., Großscheich Ahmed al-Tayyib von der Al-Azhar-Moschee in Kairo und Israels sephardischer Oberrabbiner Yitzhak Yosef wollen kommen.

Papst Franziskus empfängt den griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III. von Jerusalem / © Osservatore Romano (KNA)
Papst Franziskus empfängt den griechisch-orthodoxen Patriarchen Theophilos III. von Jerusalem / © Osservatore Romano ( KNA )

Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. sagte dagegen seine bereits angekündigte Teilnahme ab; er lässt sich von einem Metropoliten vertreten.

Erste Religionskonferenz im Jahr 2003

Der langjährige Staatschef Nursultan Nasarbajew lud 2003 erstmals zu der Religionskonferenz ein. Nach den islamistischen Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA wollte er damit laut eigener Aussage zu Frieden und Eintracht in der Welt beitragen. Kritiker werfen der Staatsführung vor, sie wolle mit dem Kongress Kasachstan international als Land ethnischer und religiöser Toleranz darstellen, aber keine Religionsfreiheit gewähren.

Die Erklärungen der bisherigen Kongresses seien an Allgemeinheit und Phrasen kaum zu übertreffen und hätten sich nicht auf aktuelle Konflikte mit religiöser Komponente ausgewirkt. Betont wurden etwa traditionelle Familienwerte und moralische Orientierungen, die gegen den Liberalismus verteidigt werden müssten.

Vatikan ist Dauergast

Kasachstans Staatsführung sieht sich als Vorreiterin des weltweiten interreligiösen Dialogs. Das Konzept der religiösen Eintracht stammt aus den 1990er Jahren. Der internationale Anspruch ist dabei typisch für Kasachstan. Das Land will wahrgenommen werden und international Verantwortung übernehmen.

Astana, Kasachstan im Jahr 2018: Der Kongress der Weltreligionen findet alle drei Jahre statt / © Roman Yanushevsky (shutterstock)
Astana, Kasachstan im Jahr 2018: Der Kongress der Weltreligionen findet alle drei Jahre statt / © Roman Yanushevsky ( shutterstock )

Die jetzige Konferenz ist die erste unter Kassym-Schomart Toqajew, der 2019 Nasarbajew als Staatsoberhaupt ablöste. Er wird die Tagung in einem von Stararchitekt Norman Foster entworfenen Pyramidenbau besuchen, in der sich unter anderen Bischöfe in violetten Soutanen, protestantische Geistliche in schwarzen Talaren, Mullahs in Labbaadehs und buddhistische Mönche in ihren Safran-Roben versammeln.

Der Vatikan hat von Anfang an den Kongressen teilgenommen. Bei der vorherigen Religionskonferenz leitete Kardinal Francesco Coccopalmerio die Delegation des Heiligen Stuhls.

Stichwort Kasachstan

Der Steppenstaat Kasachstan ist mit einer Fläche von 2,7 Millionen Quadratkilometern das neuntgrößte Land der Welt. Vor allem aufgrund seiner reichen Rohstoffvorräte - unter anderem Öl, Gas und Uran - gehört Kasachstan zu den wirtschaftlichen Schwergewichten in Zentralasien.

Ökonomisch und politisch steht Kasachstan in vielfältigen Kontakten zu den beiden Nachbarstaaten China und Russland. In Baikonur betreibt Russland einen Weltraumbahnhof. Von hier aus startete der russische Kosmonaut Juri Gagarin 1961 zum ersten bemannten Flug ins All.

Blick auf Nur-Sultan in Kasachstan / © Jane Peimer (shutterstock)
Blick auf Nur-Sultan in Kasachstan / © Jane Peimer ( shutterstock )
Quelle:
KNA