Kommission startet Missbrauchsaufarbeitung in Ostbistümern

"Weisungsfreie" Arbeit

Zur Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Berlin, den Bistümern Dresden-Meißen und Görlitz sowie der in Berlin angesiedelten Katholischen Militärseelsorge gibt es eine neue Kommission. Diese arbeitet unabhängig.

Görlitzer Jakobuskathedrale / © Markus Nowak (KNA)
Görlitzer Jakobuskathedrale / © Markus Nowak ( KNA )

Wie das Gremium am Donnerstag in einer Pressemitteilung betonte, ist es "nicht Teil kirchlicher Strukturen und arbeitet weisungsfrei". Die neun Mitglieder der Kommission wurden von Landesregierungen, Bistümern und einem Beirat von Missbrauchsbetroffenen benannt.

Aus ihrem Kreis wählten sie Mecklenburg-Vorpommerns frühere Justizministerin Uta-Maria Kuder (CDU) zu ihrer Vorsitzenden.

Gegen die von der Kirche vorgegebenen Rahmenbedingungen für die Kommissionsarbeit legte der Betroffenenbeirat Ost Widerspruch ein. In einer ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Pressemitteilung erklärte er zur Begründung, dass die Kommission keine Einsicht in die Informationen und Akten der Kirchengerichte und der Militärseelsorge und keine Auskünfte darüber erhalte.

Zudem widersprach die Vertreterin des Betroffenenbeirats, Sabine Otto, der Konstituierung auch deshalb, weil ein weiterer Vertreter des Beirats wegen fehlender Berufung durch die zuständigen Bischöfe nicht habe teilnehmen können. Daher habe Otto an der Wahl für den Kommissionsvorsitz nicht teilgenommen.

Rahmenbedingungen ermitteln und bewerten

Das Gremium will das Ausmaß sexualisierter Gewalt in den beteiligten Bistümern sowie die kirchlichen Rahmenbedingungen, die Missbrauch förderten, ermitteln und bewerten. Zudem hat sich das Gremium die Aufgabe gestellt, sich dafür zu engagieren, dass wirksame Maßnahmen zum Verhindern von Missbrauch in allen kirchlichen Bereich verankert werden.

Johannes-Wilhelm Rörig / © Gregor Fischer (dpa)
Johannes-Wilhelm Rörig / © Gregor Fischer ( dpa )

Auch will die Kommission Betroffene ermutigen, "sich zu ihren Erfahrungen mit sexuellen Übergriffen im kirchlichen Kontext zu äußern". Grundlage für die Berufung der Kommission ist eine Vereinbarung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des damaligen Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig.

Viele Gespräche geplant

Außer Kuder gehören dem Gremium auch die Abteilungsleiterin Maria Bering von der Dienststelle der Bundeskulturbeauftragten Claudia Roth (Grüne) sowie der frühere Abteilungsleiter im Brandenburger Bildungsministerium, Andreas Hilliger, an.

Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © udra11 (shutterstock)
Symbolbild Missbrauch in der Kirche / © udra11 ( shutterstock )

Weitere Mitglieder sind die Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, Regina Kraushaar, die vom Betroffenbeirat Ost entsandte Sozialpädagogin und Betriebswirtin, Sabine Otto, sowie die Charite-Ärztin Maria Sternemann. In der Kommission engagieren sich überdies der frühere sächsische Generalstaatsanwalt Hans Strobl und der Sozialarbeiter Robert Wolf, der in einem Brandenburger Gesundheitsamt angestellt ist. Noch nicht veröffentlicht wurde der Name einer weiteren Person, die den Betroffenenbeirat Ost vertritt.

In ihrer konstituierenden Sitzung beschloss die Kommission, sich zunächst beim Betroffenenbeirat über den Stand der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt zu informieren. Anschließend seien Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirche sowie Gutachtern und Wissenschaftlern geplant, die sich mit Missbrauch befassen. Zudem will das Gremium mit Kirchengemeinden, in denen es solche Fälle gab, Kontakt aufnehmen.

Bistum Dresden-Meißen

Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin (shutterstock)
Blick auf die Hofkirche in Dresden / © Anton Kudelin ( shutterstock )

Das alte Bistum Meißen wurde 968 gegründet und ging im Zuge der Reformation unter. 1921 erhob Papst Benedikt XV. die damalige Apostolische Präfektur Meißen zum neuen Bistum Meißen mit Bischofssitz in Bautzen. 1979 wurde der Name des Bistums in Dresden-Meißen geändert, der damalige Bischof Gerhard Schaffran verlegte den Bischofssitz nach Dresden. Gegenwärtig gehören dem Bistum rund 140.000 Katholiken an, etwa drei Prozent der Bevölkerung. Nur die Siedlungsgebieten der sorbischsprachigen Minderheit in der Oberlausitz sind katholisch dominiert. (kna/20.06.2021)

Quelle:
KNA