Ein internes kirchliches Dokument zur Seelsorge im Spannungs-, Bündnis- und Verteidigungsfall sorgt laut einem Bericht für Kritik. Das Konzept beschreibe, wie Gemeinde-, Notfall- und Krankenhaus- sowie Polizei- und Gefängnis-Seelsorge den Staat im Kriegsfall unterstützen sollen, berichtete die Zeitschrift "Publik-Forum".
Das Papier listet laut Bericht vorhandene Ressourcen der beiden großen Kirchen auf und skizziert Schulungsbedarfe, um etwa Kirchenvertreter auf ein Kriegsszenario vorzubereiten.
Das Papier, das der Zeitschrift vorliegt, nenne als zentrale Aufgaben der Kirchen emotionale Stabilisierung und Orientierungshilfe. Vorgesehen seien zudem kirchliche Krisenstäbe auf mehreren Ebenen.
Krisenstab auf Bundesebene im Kriegsfall
"Die Einrichtung eines kompakten, circa zehnköpfigen ökumenischen Krisenstabs auf Bundesebene ist in Erwägung zu ziehen", zitiert die Zeitschrift aus dem Arbeitspapier mit dem Titel "Ökumenisches Rahmenkonzept Seelsorge und Akutintervention im Spannungs-, Bündnis- und Verteidigungsfall".
Der Theologe Gottfried Orth sieht darin einen problematischen Schritt. Man begebe sich auf den Weg der Kriegsvorbereitung, sagte er "Publik-Forum". Stimmen aus der kirchlichen Friedensbewegung fehlten vollständig. Orth betonte, die Kirche müsse widersprechen, wenn Krieg wieder als Option erscheine.
Kampagne gegen Vorbereitungen auf Kriege
Auch die Ärztin und Co-Vorsitzende der Organisation "Internationale Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges", Angelika Claußen, äußerte Bedenken. Die Kirchen würden sich staatlichen Vorgaben unterwerfen, die im Notstandsfall militärisch autorisiert würden. Sie sieht in den Planungen eine "Unterwerfung" der Kirchen.
Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck und sein evangelischer Amtskollege Bernhard Felmberg wollten sich auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) nicht äußern.