Kirchenrechtler sehen wenig Chancen für einen Synodalen Rat

Kirchenrechtlich hohe Hürden

Dürfen Bischöfe und Laien in der katholischen Kirche ein Gremium bilden, in dem sie gemeinsam Entscheidungen fällen? Aus kirchenrechtlicher Sicht scheint die Antwort eindeutig. Das letzte Wort habe nach Kirchenrecht immer der Bischof.

Autor/in:
Joachim Heinz
Fünfte Synodalversammlung in Frankfurt / © Maximilian von Lachner (SW)
Fünfte Synodalversammlung in Frankfurt / © Maximilian von Lachner ( SW )

In der Debatte über mögliche Reformen in der katholischen Kirche in Deutschland ist immer wieder von einem Synodalen Rat aus Bischöfen und Laien die Rede. Doch die Einrichtung eines solchen Gremiums steht vor hohen Hürden, wie sich am Freitag in Mainz zeigte. In einer Aussprache im Synodalen Ausschuss wies der Tübinger Kirchenrechtler Bernhard Sven Anuth als Gastreferent darauf hin, dass es eine "vermeintliche Parität" zwischen Bischöfen und Laien in einem Synodalen Rat nicht geben dürfe. Das letzte Wort habe immer der Bischof. Ein Gremium, in dem beide Gruppen gemeinsam über wichtige Fragen des kirchlichen Lebens entscheiden, laufe dem Kirchenrecht zuwider.

Der noch bis Samstag in Mainz tagende Synodale Ausschuss ist ein Ergebnis des 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) gestarteten Synodalen Weges zur Zukunft der Kirche in Deutschland. Der Ausschuss soll unter anderem einen Synodalen Rat vorbereiten. Der Vatikan hatte sich mehrfach kritisch zu diesem Vorhaben geäußert. In einem Treffen im März verständigten sich Vertreter der Bischofskonferenz und des Vatikans darauf, dass Rom die im Ausschuss gefassten Beschlüsse approbiert.

Werben für ergebnisoffene Diskussion

In der Aussprache in Mainz warnten der Bamberger Erzbischof Herwig Gössl und der Aachener Bischof Helmut Dieser davor, in eine offene Konfrontation mit Rom zu gehen. Es gelte auszuloten, was möglich und machbar sei, so Gössl. Beschlüsse des Synodalen Ausschusses sollten so ausgestaltet werden, dass sie nicht direkt wieder von Rom gekippt würden, gab Dieser zu bedenken. Sonst sei ein Desaster zu befürchten.

Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop betonte dagegen, dass es mehr gebe, als nur das Kirchenrecht. "Wir brauchen eine Zäsur", sagte Knop. Und diese Zäsur könne nur herbeigeführt werden, wenn man alte Gleise verlasse. Die Franziskanerin Katharina Kluitmann warb für ergebnisoffene Diskussionen, auch wenn ein Veto aus Rom drohe: "Wir dürfen nicht den Mund halten, nur weil wir vielleicht ein Nein kriegen."

"Das Go" aus dem Vatikan

Zu Beginn des Treffens in Mainz hatte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp Zuversicht verbreitet: "Wir können arbeiten - und das wollen wir auch." Zugleich räumte sie ein, dass die Debatte nicht frei von Spannungen bleiben werde. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, betonte, der Ausschuss habe "das Go" aus dem Vatikan. Außer den Vorbereitungen für einen Synodalen Rat hat das Gremium ihm zufolge drei weitere Aufgaben: Theologisch über das Thema Synodalität nachzudenken, die auf dem Synodalen Weg besprochenen Themen weiterzuentwickeln und eine Evaluation der erzielten Ergebnisse vorzubereiten.

Im Vorfeld hatten die Bischöfe aus Köln, Regensburg, Passau und Eichstätt mit Verweis auf die Einwände aus dem Vatikan mitgeteilt, bis auf weiteres nicht im Ausschuss mitzuarbeiten. Vertreter der vier Bistümer sind gleichwohl in Mainz als Gäste anwesend. Laut Angaben der Veranstalter nehmen insgesamt 64 Delegierte des Ausschusses an dem Treffen teil.

Synodaler Ausschuss

Der Synodale Ausschuss ist ein Ergebnis des Reformprojekts Synodaler Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Er soll unter anderem die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten. In diesem neuen Gremium wollen Bischöfe und Laien ihre Beratungen über mögliche Reformen in der Kirche fortsetzen, die sie bei dem 2019 gestarteten Synodalen Weg begonnen haben.

Symbolbild Synodaler Weg / © Maximilian von Lachner (SW)
Symbolbild Synodaler Weg / © Maximilian von Lachner ( SW )
Quelle:
KNA
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