Kirche gibt laut Bischof Hanke keine Wahlempfehlung

"Aber wir müssen uns einmischen"

Schreibt die Kirche den Gläubigen vor, bestimmte Parteien zu wählen? Nein, meint der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke. Die Kirche habe aber einen anderen wichtigen Auftrag, wenn es um die Politik gehe.

Wahlurnen und Zubehör für Wahllokale werden in einem Lager für die Auslieferung an die Wahllokale die Bundestagswahl 2025 vorbereitet / © Bernd Weißbrod (dpa)
Wahlurnen und Zubehör für Wahllokale werden in einem Lager für die Auslieferung an die Wahllokale die Bundestagswahl 2025 vorbereitet / © Bernd Weißbrod ( dpa )

Laut dem Eichstätter Bischof Gregor Hanke hat die Kirche nicht die Aufgabe, den Gläubigen vorzuschreiben, welche Parteien sie wählen sollen. "Aber wir müssen uns einmischen in den Prozess der Meinungsbildung", sagte Hanke in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost". Politik brauche Maßstäbe, damit der Staat für Frieden und Gerechtigkeit sorgen könne, so Hanke.

Gregor Maria Hanke / © Julia Steinbrecht (KNA)
Gregor Maria Hanke / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Auch die Erklärung "Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar" der deutschen Bischöfe aus dem vergangenen Frühjahr sei kein Papier gegen eine bestimmte Partei - "sondern das Bemühen, Prinzipien zu benennen und solche Entwicklungen zu kritisieren, die ihnen widersprechen". 

Die deutsche Verfassung sei das Ergebnis eines langen Wegs, dessen Wurzeln in der griechischen Philosophie und in der christlichen Welt lägen. "Als Christen müssen wir vernehmbar bleiben, um dem Miteinander in unserer Gesellschaft zu dienen, die in diesen aus der Geschichte kommenden Werten gründet."

Moderner Freiheitsbegriff führt zu "Verwilderung"

Nach Ansicht des Eichstätter Bischofs befindet sich Europa zudem in einer Krise, der die "Ausfaltung des individuellen Freiheitsbegriffs" zugrunde liegt. Das sagte Hanke der in Würzburg erscheinenden katholischen Wochenzeitung "Die Tagespost" (Donnerstag) weiter. "Wir haben einen Freiheitsbegriff, der nicht mehr voll mit dem Streben nach Gerechtigkeit einhergeht", führte er aus. Dieses "überdimensionierte Freiheitsstreben" komme auch mit der Idee eines Gottes in Konflikt.

Der christliche Freiheitsbegriff, mit dem auch eine Selbstbeschränkung einhergehe, sei eine "Befreiung zur Fruchtbarkeit", sagte der Bischof und führte einen Vergleich aus der Natur an: "Wo ich etwa einen Obstbaum oder einen Weinstock nicht beschneide, da ist Verwilderung zugange." Sich zu beschränken, um Gottes Willen Raum zu geben, verursache zwar nicht immer Wohlgefühl, aber Erfüllung.

Beispiele: Klimaschutz und Abtreibung

Das gelte auch für den Klimaschutz, so Hanke: "Immer größere individuelle Freiheitsräume und die Sorge um die Ökologie und den Klimaschutz, die der gesellschaftliche Prozess als zwei Seiten einer Medaille verstand, passen doch nicht zusammen." Denn dafür brauche es die Bereitschaft zum Verzicht.

Auch in der Debatte um Abtreibungen mache sich dieses Prinzip bemerkbar: "Die Freiheit des einen wird so ausgedehnt, dass das Lebensrecht des anderen eigentlich gar nicht mehr berücksichtigt wird und damit auch das Prinzip der Gerechtigkeit aus den Fugen gerät." Menschen glaubten, durch einen solchen Freiheitsanspruch Erfüllung zu finden. "Aber letztlich führt er in den Nihilismus."

Bistum Eichstätt

1948 zählte die Diözese ca. 340 .000 Katholiken, über ein Drittel mehr als noch 1940. Der Bevölkerungsanstieg zog die Errichtung einer Reihe neuer Pfarreien, Exposituren und Kuratien und damit einhergehend zahlreicher neuer Kirchen vor allem in den mittelfränkischen Diasporagebieten und in den beiden Ballungsräumen Ingolstadt und Nürnberg nach sich.

Eichstätter Dom / © Armin Weigel (dpa)
Eichstätter Dom / © Armin Weigel ( dpa )
Quelle:
KNA