Kfd-Vorsitzende fordert rasches Umsetzen neuer Grundordnung

"Wir werden weiter Druck machen"

Die deutschen Bischöfe haben eine neue Grundordnung des kirchlichen Dienstes beschlossen. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands lobt die Reform, sieht aber noch Verbesserungspotential. Jetzt sei Dranbleiben wichtig.

 Pflegerinnen auf der Intensivstation eines katholischen Krankenhauses
 / © Harald Oppitz (KNA)
Pflegerinnen auf der Intensivstation eines katholischen Krankenhauses / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Was für Folgen hat die neue Grundordnung konkret für Betroffene?

Mechthild Heil (Bundesvorsitzende der Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, kfd): Es gibt jetzt einfach mehr Klarheit für die Betroffenen. Ich hoffe, dass in vielen Bereichen schon so gehandelt wurde, wie es jetzt praktisch in den Regeln steht, aber die Klarheit für die Betroffenen ist eindeutig größer. Mit der neuen Grundordnung kann man seine Rechte vielleicht sogar einklagen. Das gibt eine viel größere Sicherheit.

Mechthild Heil, CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands / © Mechthild Heil (CDU/CSU)
Mechthild Heil, CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands / © Mechthild Heil ( CDU/CSU )

Wir haben da von einigen Fällen gehört, wo es echte Ungerechtigkeiten gab. Wie zum Beispiel nach einer Trennung, wodurch man seinen Job als Kindergärtnerin verloren hat. Das war schwer für die Betroffenen und ich finde es auch als Christ sehr ungerecht.

DOMRADIO.DE: Was bedeutet dieser Schritt denn wiederum für die katholische Kirche in Deutschland?

Heil: Ich glaube, dass es der katholischen Kirche sehr gut ansteht, dass sie nicht mehr in das Privatleben der Mitarbeiter*innen guckt, sondern dass Privatsache eben Privatsache bleibt. Das freut mich sehr, dass das so ist.

Grundordnung des kirchlichen Dienstes

In der katholischen Kirche regelt eine "Grundordnung" des kirchlichen Dienstes die Loyalitätspflichten der gut 700.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Einrichtungen von Kirche und Caritas. Nach der seit 1994 geltenden Grundordnung müssen Mitarbeitende "die Grundsätze der katholischen Glaubens- und Sittenlehre anerkennen und beachten". Gekündigt werden darf, wer öffentlich "gegen tragende Grundsätze der katholischen Kirche" agiert hat, oder wer durch "schwerwiegende persönliche sittliche Verfehlungen" auffiel.

Neben der Verwaltungsleiterin einer Kirchengemeinde liegt das kirchliche Arbeitsrecht / © Harald Oppitz (KNA)
Neben der Verwaltungsleiterin einer Kirchengemeinde liegt das kirchliche Arbeitsrecht / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Jetzt sind die einzelnen Bischöfe am Ruder. Die neue Grundordnung muss in jedem Bistum einzeln umgesetzt werden. Wie zuversichtlich sind Sie, dass das zügig passiert?

Heil: Wir haben in den letzten Jahren sehr viel Erfahrung mit den Bischöfen gemacht und haben auch schon die ersten Stimmen gehört, die sagen, dass der Bischof das Recht hat, die neue Grundordnung nicht umzusetzen. Wir werden jetzt weiter Druck machen, dass es wirklich in allen Bistümern umgesetzt wird.

Es wäre eine Riesenenttäuschung, mit der Nachricht rauszugehen und diese im Bistum nicht umzusetzen. Das darf nicht sein. Da sind auch wir als großer Verband gefragt weiter Druck zu machen. Die Grundordnung muss in jedem Bistum umgesetzt werden.

DOMRADIO.DE: Kirchenaustritte sind weiterhin ein möglicher Kündigungsgrund. Wie sehen Sie das?

Heil: Ja, das hat mich auch gewundert, dass es da so steht. Ich glaube, dass dabei berücksichtigt werden muss, auf welcher Ebene der Fall passiert. Wenn ein Priester aus der Kirche austritt, ist das überhaupt keine Frage, auch bei Leitungsfunktionen. Also wenn man ein Altenheim oder Krankenhaus leitet oder Chefarzt in einer Klinik ist.

Alles weitere würde ich als zu weit gehend ansehen, zum Beispiel im Falle einer Pflegerin oder einer Krankenschwester. Das fände ich nicht in Ordnung. Aber Sie haben recht, das ist nicht endgültig geregelt. Das ist ein Schwachpunkt.

DOMRADIO.DE: Der ad-limina Besuch der deutschen Bischöfe in Rom hat gezeigt, wie der Papst auf den Synodalen Weg schaut. Ändert die neue Grundordnung denn doch etwas?

Heil: Klar, natürlich ändert sich was. Die Schritte sind zwar klein und wir würden uns wünschen, dass es schneller ginge. Unsere Geduld ist auch am Ende, aber es bewegt sich schon etwas. Ich glaube, dass das auch ein Erfolg des Synodalen Weges ist. Das kann man mit fester Überzeugung sagen.

Das Interview führte Elena Hong.

Quelle:
DR