Jerusalemer Pfarrerin: Palästinenser resignieren zusehends

Kaum noch Perspektiven?

Die Jerusalemer Pfarrerin Gabriele Zander beobachtet eine wachsende Resignation unter den Palästinensern im arabischen Ostteil der Stadt. Die Stimmung sei kontinuierlich schlechter geworden.

Palästinensische Frauen und Kinder / © Paul Jeffrey (KNA)
Palästinensische Frauen und Kinder / © Paul Jeffrey ( KNA )

Viele Menschen sähen angesichts der politischen Entwicklung der vergangenen Monate und Jahre kaum noch Perspektiven für eine Lösung des Nahost-Konflikts, sagte die Leiterin des evangelischen Pilger- und Begegnungszentrums in Jerusalem. Die Pfarrerin äußerte sich am Montagabend bei einem Treffen mit Kirchenvertretern und Landtagsabgeordneten aus Nordrhein-Westfalen.

Auch der interreligiöse Dialog sei schwieriger geworden. Die Kirchen versuchten angesichts dessen ausgleichend zu wirken. Zander ist seit vier Jahren Pfarrerin in Jerusalem.

Friedrich-Naumann-Stiftung: Israelis wollen Kurskorrektur

Der Israel-Projektleiter der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung, Ulrich Wacker, beklagte eine "Verhärtung" der israelischen Politik unter der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

Er verwies unter anderem auf die Ankündigung Netanjahus, im Falle eines Wahlsieges weitere Teile des Westjordanlandes zu annektieren. Das Ergebnis der Parlamentswahl vor einer Woche, bei der kein Lager eine Mehrheit bekam, zeige aber, dass die Israelis offenbar eine Kurskorrektur wollten.

Propst Stuhlmann: "Neues Verstehen von Religion anstoßen"

Der kommissarische evangelische Propst in Jerusalem, Rainer Stuhlmann, hob die Bedeutung kirchlicher Präsenz und Arbeit in der Stadt hervor. Häufig entdeckten Menschen dort den Glauben neu und stellten auch Nähe zwischen Christentum, Judentum und Islam fest.

"Dieses Land trägt auch dazu bei, ein neues Verstehen von Religion anzustoßen", sagte der rheinische Theologe, der als kommissarischer Propst aktuell die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im Heiligen Land vertritt.

In Israel sei häufig Veränderung durch Begegnung möglich, betonte Stuhlmann. Dabei schade es nicht, wenn die Kirchen ihr eigenes Profil zeigten. So feiere die deutschsprachige evangelische Gemeinde in Jerusalem am Reformationstag einen "einladend ökumenischen" internationalen Gottesdienst, der sowohl die Protestanten verschiedener Nationen als auch die anderen Kirchen verbinde, die jeweils mit ranghohen Gesandten vertreten seien. Als kommissarischer Propst vertritt Stuhlmann die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im Heiligen Land.

Politische und religiöse Vertreter reisen nach Nahost

NRW-Abgeordnete von CDU, SPD, FDP und Grünen sowie Vertreter der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche von Westfalen informieren sich bis Donnerstag auf einer gemeinsamen Nahost-Reise über kirchliches Engagement in Israel und den Palästinensergebieten. Für Mittwoch steht ein Besuch der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem auf dem Programm.


Quelle:
epd
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