DOMRADIO.DE: Ist das eine gute Entscheidung, dass María Corina Machado den Friedensnobelpreis verliehen bekommt?
Pater Martin Maier SJ (Hauptgeschäftsführer von Adveniat, dem Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche): Das ist eine gute Nachricht für alle, die sich in Lateinamerika für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte einsetzen. Die Demokratie ist in vielen Ländern in Lateinamerika bedroht, sowohl von linken als auch von rechten Regimen. Venezuela gilt als autoritäres Regime. Von daher ist Machados Friedensnobelpreis eine Stärkung für alle, die sich für Demokratien einsetzen.
DOMRADIO.DE: Wie wird der venezolische Präsident Nicolas Maduro auf diese Wahl reagieren? Schließlich hat Machado seine Regierung als Militärdiktatur bezeichnet und ist seine prominenteste Gegnerin.
Maier: Für Maduro ist das natürlich keine gute Nachricht. Er wird das als Angriff und Provokation empfinden. Er steht für ein repressives Regime. Die Wahlen in Venezuela im Juli 2024 waren offensichtlich gefälscht. Anstelle von María Machado war Edmundo González Oppositionskandidat. Das Regime hatte Machado nämlich unter fadenscheinigen Gründen eine Kandidatur verboten.
DOMRADIO.DE: María Machado hat an der Jesuitenhochschule in Venezuela studiert. Fühlt sie sich mit der katholischen Kirche verbunden?
Maier: Ja, und sie vertritt auch die Prinzipien der katholischen Soziallehre. Sie setzt sich für Gerechtigkeit und für Menschenrechte ein. Sie ist durchaus inspiriert vom katholischen Glauben und dem christlich-sozialen Denken.
DOMRADIO.DE: Adveniat hat einige Hilfsprojekte in Venezuela. Wie wurde Machados Wahl von ihren Projektpartnern aufgenommen?
Maier: Ich habe noch keine unmittelbaren Reaktionen von unseren Projektpartnern und -partnerinnen in Venezuela. Aber ich bin sicher, dass das für viele auch eine freudige und gute Nachricht ist.
DOMRADIO.DE: Was bedeutet die Wahl von Machado für Venezuela?
Maier: Sie ist eine Stärkung von allen Kräften in Venezuela, die sich für Demokratie und für Rechtsstaatlichkeit einsetzen. Von daher könnte das durchaus auch zu Veränderungen beitragen.
Das Interview führte Johannes Schröer.