Katholische Kirche in Deutschland besonders queerfreundlich

Wichtige Brücke zwischen Gläubigen und Hierarchie

Unter den katholischen Kirchen Europas gilt die in Deutschland als die queerfreundlichste. Der "Rainbow Index of Churches in Europe" wählte sie in die Top Ten der Queerfreundlichsten. Die Studie zeigt auch, woran das liegen könnte.

Gemalter Regenbogen mit den Worten "katholische und queer" / © Niklas Hesselmann (KNA)
Gemalter Regenbogen mit den Worten "katholische und queer" / © Niklas Hesselmann ( KNA )

Das geht aus dem neuen "Rainbow Index of Churches in Europe" (RICE) für das Jahr 2025 hervor. Die katholische Kirche in Deutschland erreicht demnach 37,5 von möglichen 47 Punkten und steht damit auf Platz 9 des Rankings. Im Jahr 2020 belegte sie mit 25 Punkten noch Rang 10.

Die Studie vergibt Punkte in den Bereichen "Institutionelle Gleichheit und Nicht-Diskriminierung", "Kirchliches Handeln",
"Sprache" und "Politik". Das Europäische Forum christlicher LGBTQ-Gruppen hat die Untersuchung gemeinsam mit der Protestantischen Theologischen Universität in den Niederlanden anhand eines "Inklusivitätsindex" durchgeführt. Der "Rainbow Index" erschien zum ersten Mal 2021 und basierte den Angaben zufolge auf Daten aus dem Jahr 2020.

Die englische Abkürzung LGBTQ steht vor allem für nicht-heterosexuelle Menschen, die sich etwa als lesbisch, schwul oder queer identifizieren. Varianten sind LGBTQI, LGBTIQ+ oder LGBTQIA+. Jeder Buchstabe steht für eine eigene sexuelle Orientierung oder Identität.

Starke Laiengremien und Verbände

Als Gründe für das gute Abschneiden der katholischen Kirche in Deutschland nennt der Bericht starke Laiengremien und katholische Verbände, die das Gemeindeleben prägten und eine wichtige Brücke zwischen Gläubigen und kirchlicher Hierarchie bildeten. Weitere Fortschritte sieht die Studie in der etablierten LGBTQ-Seelsorge mit nationalen und regionalen Koordinatoren sowie in der Zuständigkeit eines Weihbischofs im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz für diesen Seelsorgebereich.

Logo queerpastoral  / © queerpastoral  (queerpastoral)
Logo queerpastoral / © queerpastoral ( )

"Diese seelsorgliche Infrastruktur kann als dritter Grund für die erheblichen Fortschritte angesehen werden, die die katholische Kirche in Belgien und Deutschland zwischen RICE 2020 und RICE 2025 erzielt hat", heißt es. Dazu zähle auch das öffentliche Coming-out von über 100 Kirchenmitarbeiterinnen und -mitarbeitern im Rahmen der Kampagne
"Out in Church" aus 2022.

Im Gesamtvergleich belegte die Metropolitan Community Church in Wien den ersten Platz, gefolgt von der Reformierten Katholischen Kirche in Polen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) belegt in der Erhebung den sechsten Platz. Im Vereinigten Königreich übertraf die Lutherische Kirche in Großbritannien knapp die katholische Kirche und erreichte den 19. Platz. Die Church of England landete gemeinsam mit der katholischen Kirche in der Schweiz auf dem geteilten Platz 25-26.

Katholische Verbände solidarisieren sich mit katholischer queerer Initiative

Rund 20 katholische Verbände und Organisationen solidarisieren sich mit queeren Katholikinnen und Katholiken. "Es darf nicht länger hingenommen werden, dass Menschen in kirchlichen Kontexten aus Angst gegenüber Kirchenvertreter*innen ein Schattendasein führen müssen, wenn sie nicht dem von der Kirche normierten Geschlechterbild entsprechen", heißt es in einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Anlass sind Äußerungen der Betroffenen zu ihrer Sexualität beziehungsweise ihrer Geschlechteridentität im Rahmen einer bundesweiten Kampagne.

Homosexuelles Paar mit Armbändern in Regenbogenfarben / © chayanuphol (shutterstock)
Homosexuelles Paar mit Armbändern in Regenbogenfarben / © chayanuphol ( shutterstock )
Quelle:
KNA