Queer-Beauftragter verteidigt Papst Leos Aussagen zu Homosexuellen

"Ein ermutigendes Signal"

Papst Leo hat Segensfeiern für Homosexuelle kürzlich eine Abfuhr erteilt. In Deutschland gab es dafür Kritik. Der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz schätzt die Lage nun anders ein und gibt sich "sehr hoffnungsvoll".

Homosexuelles Paar / © Jose Luis Carrascosa (shutterstock)
Homosexuelles Paar / © Jose Luis Carrascosa ( shutterstock )

Der Queer-Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz verteidigt die Äußerungen von Papst Leo XIV. zum Umgang mit queeren Menschen. Für Weihbischof Ludger Schepers stehen die Aussagen im Einklang mit der Haltung des früheren Papstes Franziskus.

Das empfinde er als "sehr hoffnungsvoll", sagte der Essener Geistliche am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Eine Fortführung von Franziskus' Kurs sei ein "ermutigendes Signal für viele queere Katholikinnen und Katholiken".

Weihbischof Ludger Schepers / © Julia Steinbrecht (KNA)
Weihbischof Ludger Schepers / © Julia Steinbrecht ( KNA )

In einem Interview hatte sich Papst Leo unter anderem für eine "Stärkung der traditionellen Familie" ausgesprochen und Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare abgelehnt. Lediglich "nicht-ritualisierte" persönliche Segnungen hält er für möglich. Queere Katholiken in Deutschland übten daraufhin Kritik.

Papst sieht weiterhin Gesprächsbedarf

Schepers betonte nun, der Papst habe darauf hingewiesen, dass eine Veränderung der kirchlichen Sexuallehre "in naher Zukunft" wenig wahrscheinlich sei. Er habe aber auch deutlich gemacht, dass das Thema LGBTQ in der katholischen Kirche weiterhin für viel Gesprächsbedarf sorge.

Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Das Kirchenoberhaupt verwende aktiv die Begriffe "LGBT" und "LGBTQ", was bislang keine Selbstverständlichkeit gewesen sei, sagte der Weihbischof. Die englischen Abkürzungen stehen vor allem für nicht heterosexuelle Menschen, die sich etwa als lesbisch, schwul oder queer identifizieren.

Menschen mit Respekt begegnen

Besonders aufgefallen sei ihm zum einen der Wunsch des Papstes, dass Menschen sich mit Respekt begegnen, erklärte Schepers. "Zum anderen hebt Papst Leo die Bedeutung einer veränderten inneren Haltung als Voraussetzung für jeden weiteren Schritt hervor." Der Weihbischof rief dazu auf, sich persönlich auf Menschen aus der LGBTQ-Community einzulassen und sie als Mitmenschen wahrzunehmen - nicht bloß als Kategorie oder Ideologie.

Schepers äußerte sich nach einem Austausch mit US-Jesuit James Martin. Der weltweit vernetzte LGBTQ-Seelsorger hatte Papst Leo Anfang September getroffen.

#OutInChurch

Es ist eine große konzertierte Aktion: Auf einer Internetseite und im Rahmen einer Fernsehdokumentation haben sich 125 Menschen in der katholischen Kirche geoutet. Sie alle sind haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche tätig und zugleich Teil der queeren Community, wie die Initiative "#OutInChurch - für eine Kirche ohne Angst" mitteilte. Die Initiative fordert unter anderem, das kirchliche Arbeitsrecht so zu ändern, "dass ein Leben entsprechend der eigenen sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität" nicht zur Kündigung führe. (KNA, 24.1.2022)

 © Julia Steinbrecht (KNA)
© Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA