Queere Katholiken zeigen sich enttäuscht von Papst Leo XIV.

Reform der Sexuallehre überfällig?

"Out in Church" kritisiert Papst Leo XIV. für seine Worte zu LGBTQ-Themen und zur "traditionellen Familie". Diese Aussagen seien rückwärtsgewandt. Eine Reform der katholischen Sexuallehre sei überfällig, so die Initiative.

Papst Leo XIV. / © Alessia Giuliani/CPP (KNA)
Papst Leo XIV. / © Alessia Giuliani/CPP ( KNA )

Die Initiative "Out in Church" hat Aussagen von Papst Leo XIV. zur kirchlichen Sexualmoral kritisiert. "Sofern sich die katholische Sexuallehre nicht ändert, sind nicht heterosexuelle Menschen oder Menschen, die nicht mit dem binären Geschlechtermodell entsprechen, in dieser Kirche nicht willkommen", sagte ein Sprecher der Initiative am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Eine Kirche, die "als Haus allen Menschen offen steht", sei damit weiterhin nicht Realität.

Papst Leo XIV. / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Papst Leo XIV. / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )

Die Initiative kritisierte zugleich die Aussage des Papstes, wonach LGBTQ-Themen zu einer Polarisierung führten und die traditionelle Familie aus Vater, Mutter und Kindern wieder stärker anerkannt und gestützt werden müsse. Diese Sichtweise zeige, "wo die Reise in den nächsten Jahren hingehen wird". 

Trotz der Enttäuschung wolle man weiter für Reformen eintreten: "Wir fordern weiterhin eine neue Hausordnung für diese Kirche, weil es hier um nicht weniger geht als um die Einhaltung und Umsetzung der Menschenrechte." Man werde die Kirche nicht "den konservativen oder gar rückwärtsgewandten Kräften überlassen".

Deutlicher Widerspruch

Deutlich widersprach "Out in Church" zudem der päpstlichen Aussage, es sei "wichtig, Menschen zu akzeptieren, die anders sind als wir, und zu akzeptieren, dass sie in ihrem Leben Entscheidungen getroffen haben, und dass wir sie respektieren". Niemand entscheide sich für seine sexuelle Orientierung, betonte die Initiative: "Eine solche Äußerung entspricht nicht den Erkenntnissen der Humanwissenschaften." 

Papst Leo XIV. hatte in seinem ersten großen Interview nach Amtsantritt bekräftigt, dass es mit ihm keine Änderung der kirchlichen Lehre zur Sexualität geben werde.

Beim Katholischen Medienpreis 2022 wurde der Film 'Wie Gott uns schuf' ausgezeichnet.  / © Julia Steinbrecht (KNA)
Beim Katholischen Medienpreis 2022 wurde der Film 'Wie Gott uns schuf' ausgezeichnet. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Die katholische Initiative "Out in Church" setzt sich für die Belange sexueller Minderheiten in der katholischen Kirche ein. Als queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht den gängigen gesellschaftlichen Rollenbildern entspricht. Die größte Gruppe darunter sind Menschen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung.

Im Januar 2022 hatten sich im Rahmen von "Out in Church" rund 125 Mitarbeitende und Mitglieder der katholischen Kirche öffentlich als queer geoutet - etwa als homosexuell oder transgender. Sie forderten unter anderem eine Überarbeitung des kirchlichen Arbeitsrechts, damit Beschäftigte in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften keine Kündigung mehr befürchten müssen.

#OutInChurch

Es ist eine große konzertierte Aktion: Auf einer Internetseite und im Rahmen einer Fernsehdokumentation haben sich 125 Menschen in der katholischen Kirche geoutet. Sie alle sind haupt- oder ehrenamtlich in der Kirche tätig und zugleich Teil der queeren Community, wie die Initiative "#OutInChurch - für eine Kirche ohne Angst" mitteilte. Die Initiative fordert unter anderem, das kirchliche Arbeitsrecht so zu ändern, "dass ein Leben entsprechend der eigenen sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität" nicht zur Kündigung führe. (KNA, 24.1.2022)

 © Julia Steinbrecht (KNA)
© Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
KNA