Die Initiative "Out in Church" hat Aussagen von Papst Leo XIV. zur kirchlichen Sexualmoral kritisiert. "Sofern sich die katholische Sexuallehre nicht ändert, sind nicht heterosexuelle Menschen oder Menschen, die nicht mit dem binären Geschlechtermodell entsprechen, in dieser Kirche nicht willkommen", sagte ein Sprecher der Initiative am Donnerstag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Eine Kirche, die "als Haus allen Menschen offen steht", sei damit weiterhin nicht Realität.
Die Initiative kritisierte zugleich die Aussage des Papstes, wonach LGBTQ-Themen zu einer Polarisierung führten und die traditionelle Familie aus Vater, Mutter und Kindern wieder stärker anerkannt und gestützt werden müsse. Diese Sichtweise zeige, "wo die Reise in den nächsten Jahren hingehen wird".
Trotz der Enttäuschung wolle man weiter für Reformen eintreten: "Wir fordern weiterhin eine neue Hausordnung für diese Kirche, weil es hier um nicht weniger geht als um die Einhaltung und Umsetzung der Menschenrechte." Man werde die Kirche nicht "den konservativen oder gar rückwärtsgewandten Kräften überlassen".
Deutlicher Widerspruch
Deutlich widersprach "Out in Church" zudem der päpstlichen Aussage, es sei "wichtig, Menschen zu akzeptieren, die anders sind als wir, und zu akzeptieren, dass sie in ihrem Leben Entscheidungen getroffen haben, und dass wir sie respektieren". Niemand entscheide sich für seine sexuelle Orientierung, betonte die Initiative: "Eine solche Äußerung entspricht nicht den Erkenntnissen der Humanwissenschaften."
Papst Leo XIV. hatte in seinem ersten großen Interview nach Amtsantritt bekräftigt, dass es mit ihm keine Änderung der kirchlichen Lehre zur Sexualität geben werde.
Die katholische Initiative "Out in Church" setzt sich für die Belange sexueller Minderheiten in der katholischen Kirche ein. Als queer bezeichnen sich Menschen, die nicht heterosexuell sind oder deren geschlechtliche Identität nicht den gängigen gesellschaftlichen Rollenbildern entspricht. Die größte Gruppe darunter sind Menschen mit gleichgeschlechtlicher Orientierung.
Im Januar 2022 hatten sich im Rahmen von "Out in Church" rund 125 Mitarbeitende und Mitglieder der katholischen Kirche öffentlich als queer geoutet - etwa als homosexuell oder transgender. Sie forderten unter anderem eine Überarbeitung des kirchlichen Arbeitsrechts, damit Beschäftigte in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften keine Kündigung mehr befürchten müssen.