"Es ist wichtig, ein breites Bewusstsein über unsere verfolgten Brüder und Schwestern zu schaffen", betonte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei einem ökumenischen "Abend der Zeugen" am 20. November in der Basilika St. Suitbertus in Düsseldorf-Kaiserswerth. Das gemeinsame Gebet fand im Rahmen der weltweiten Aktion "Red Wednesday" des päpstlichen Hilfswerks "Kirche in Not" statt.
Kardinal Woelki wies darauf hin, dass Christenverfolgung weltweit "kontinuierlich steigt". Gläubige seien Angst, Terror und Gewalt ausgesetzt "in einem Ausmaß, dass wir uns nicht vorstellen können oder erleben wollen." Christen seien die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft der Welt.
Besorgt zeigte sich der Kardinal darüber, dass auch im "relativ sicheren Europa" Sachbeschädigungen und Vandalismus gegenüber kirchlichen Einrichtungen sowie "Diskriminierung und Mobbing" gegenüber Gläubigen zunähmen.
"Beten, über verfolgte Christen reden und hoffen"
"Wie können wir mit dieser Situation umgehen", fragte Woelki. Die christliche Antwort sei "beten, über verfolgte Christen reden und hoffen". Auch im Hinblick auf Christenverfolgung gelte: "Schweigen hilft nur den Tätern." Gemeinsam könne man viel für verfolgte Christen tun, sagte Woelki: "Wir können und müssen Einfluss nehmen auf Politik und Wirtschaft."
"Land des lebendigen Glaubens und des unaussprechlichen Leids"
Als weltkirchlicher Gast war auf Einladung von "Kirche in Not" Bischof Wilfred Chikpa Anagbe aus Makurdi in Nigeria zum "Red Wednesday" gekommen. Im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas leiden Christen unter islamistischem Terror, kriminellen Banden und ethnisch-religiösen Konflikten.
"Nigeria ist ein Land des lebendigen Glaubens und des unaussprechlichen Leids", beschrieb Angabe die Situation in seinem Heimatland. In den nördlichen und zentralen Regionen Nigerias fänden nahezu tägliche Anschläge und Übergriffe statt: "Kirchen werden niedergebrannt. Dörfer werden überfallen. Familien werden auseinandergerissen. Und doch hält die Kirche Stand."
Anagbe kritisierte, dass Christenverfolgung oft "nur eine flüchtige Schlagzeile" sei. Er rief dazu auf, Politiker und Verantwortliche zum Handeln zu mahnen; sie könnten Druck auf Regierungen ausüben, um entschiedener gegen Verfolgung vorzugehen und das Problem nicht kleinzureden. "Lasst uns eine Kirche sein, die mahnt. Eine Kirche, die auf Christenverfolgung reagiert. Eine Kirche, die mit dem gekreuzigten Christus an den Orten der Welt steht, wo Menschen heute das Kreuz tragen", forderte der Bischof.
"Red Wednesday zieht immer weitere Kreise"
Florian Ripka, der Geschäftsführer von "Kirche in Not" Deutschland, zeigte sich beeindruckt vom "Abend der Zeugen" in Düsseldorf, der vom katholischen Fernsehsender ETWN live übertragen wurde: "Unsere Aktion 'Red Wednesday' zieht immer weitere Kreise, jedes Jahr machen mehr Pfarreien und Kirchen mit." Das schaffe nicht nur ein sichtbares Bewusstsein für die dramatische Christenverfolgung weltweit.
"Die Gemeinde hier in St. Suitbertus in Düsseldorf zeigt, wie es geht: Ökumenisch zusammenstehen, beten, ein Ohr haben für die verfolgten Christen und zur Hilfe ermuntern", sagte Ripka. "Für diesen Appell bin ich besonders Kardinal Woelki und allen Verantwortlichen sehr dankbar."