DOMRADIO.DE: Der Abend der Zeugen findet an diesem Donnerstag um 19 Uhr statt, doch das ökumenische Gebet findet im Rahmen der Aktion "Red Wednesday" von Kirche in Not statt. Im Namen steckt Mittwoch. Wie passt das zusammen?
Thomas Müller (Pfarrer der Gemeinde St. Suitbertus in Kaiserswerth): Ursprünglich ist es tatsächlich als ein Tag gestartet, aber mittlerweile ist diese Aktion weltweit so verbreitet, dass es eine Aktionswoche geworden ist. Es ist auch mal von den Initiatoren von Kirche in Not überlegt worden, es als "Red Week" umzubenennen, aber der Ausdruck ist schon mit anderen Aktionen belegt. Deswegen ist es eine Aktionswoche, aber es heißt immer noch unter dem klassischen Namen seit über zehn Jahren "Red Wednesday".
DOMRADIO.DE: Der Abend der Zeugen wird vom Kölner Erzbischof Kardinal Woelki geleitet. Es geht um aktuelle Berichte über Diskriminierung und Verfolgung von Christen weltweit. Zeuge in Kaiserswerth wird unter anderem der katholische Bischof Wilfred Chikpa Anagbe aus Nigeria sein. Was erwarten Sie von ihm?
Müller: Er wird uns über die Situation in seiner Diözese Makurdi berichten. Nigeria ist ein riesengroßes Land, im Norden stark muslimisch geprägt, im Süden stark christlich geprägt. Seine Diözese liegt in der Mitte des Landes, wo es immer wieder heftige Angriffe und Auseinandersetzungen gibt. Er hat allein zwei Millionen Binnenflüchtlinge in seiner Diözese, von denen 99 Prozent Christen und über 80 Prozent Katholiken sind. Ich glaube, das wird ganz spannend sein, weil er ein sehr authentischer Zeuge ist, der klar darüber spricht.
DOMRADIO.DE: Wie und mit wem werden sie außerdem noch auf Gewalt und Verfolgung von Christen aufmerksam machen?
Müller: Wir haben verschiedene Kurzzeugnisse aus vielen Ländern der Erde. Christenverfolgung ist kein Phänomen, das man auf ein oder zwei Länder reduzieren kann, sondern es sind über 50 Länder weltweit, in denen Christen benachteiligt und manchmal sogar bis aufs Leben verfolgt werden. Weltweit sind es über 300 Millionen Christinnen und Christen, die dieses Phänomen betrifft.
DOMRADIO.DE: Wie wichtig ist das Erinnern an die Verfolgung von Christen?
Müller: Die Solidarität ist wichtig. Wir sind eine große Gemeinschaft der Glaubenden. Wir sind, wie die Bibel sagt, der Leib Christi auf Erden und deswegen sind wir miteinander verbunden, wir sollten voneinander wissen. Einige denken, Christenverfolgung gab es nur in der Zeit der Antike oder unter den römischen Kaisern. Nein, es ist etwas, das heute aktueller denn je ist. In den letzten 100 Jahren sind mehr Christen weltweit durch Verfolgung zu Tode gekommen als in den 1900 Jahren zuvor. Deswegen ist es wichtig, darauf aufmerksam zu machen und den Menschen Unterstützung zukommen zu lassen.
Das Interview führte Carsten Döpp.